Nach Schuss: Polizei bildet "EK Hertha"

Nach dem Schuss auf den Hertha-Mannschaftsbus werden beim Pokal-Spiel in Bielefeld die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Die Polizei hat eine Ermittlungskommission eingerichtet. Der Berliner Erstligist sucht Normalität. Manager Preetz fürchtet keine Auswirkungen auf das Spiel.  
von  dpa

Nach dem Schuss auf den Hertha-Mannschaftsbus werden beim Pokal-Spiel in Bielefeld die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Die Polizei hat eine Ermittlungskommission eingerichtet. Der Berliner Erstligist sucht Normalität. Manager Preetz fürchtet keine Auswirkungen auf das Spiel.

Bielefeld - Nach dem Schuss auf den Mannschaftsbus und vielen offenen Fragen bemüht sich Hertha BSC um Normalität. In der direkten Vorbereitung auf das Pokalspiel bei Arminia Bielefeld am Montagabend (18.30 Uhr) versuchte die Sportliche Leitung des Berliner Fußball-Bundesligisten alles Wie und Warum der bewaffneten Attacke auf den blau-weißen Bus vom Team fernzuhalten. "Es ist ungeheuerlich, dass in Deutschland so etwas passieren kann", erklärte Hertha-Manager Michael Preetz am Montag: "Natürlich haben die Spieler das Einschussloch in der Frontscheibe gesehen. Die Kripo war vor Ort."

Ein unbekannter Motorradfahrer hatte am Vorabend auf den Berliner Mannschaftsbus geschossen, der am Sonntagabend das Hertha-Team vom Bahnhof Bielefeld abholen sollte. "Das wird aus meiner Sicht keine Auswirkungen auf das Spiel haben", sagte der Berliner Manager: "Wir wissen, dass die Polizei alles tut, um das aufzuklären."

"Das Spiel wird wie geplant stattfinden", sagte ein Polizeisprecher am Montag. Die Sicherheitsmaßnahmen im und um das Stadion werden jedoch verstärkt, kündigte Zweitligist Arminia Bielefeld an. Der Mannschaftsbus wird von der Polizei auf dem Weg vom Hotel in Klosterpforte zum Stadion begleitet. Die Polizei bildete eine Ermittlungskommission. Die "EK Hertha", die aus sechs Beamten der Direktion Verkehr, der Direktion Kriminalität und szenekundigen Beamten besteht, ermittelt derzeit in alle Richtungen.

Auch dass es ein gezielter Angriff auf Hertha war, sei ein Ansatz dieser Ermittlungen, sagte ein Sprecher. Für Preetz gehen aktuelle Diskussionen darüber in den "Bereich der Spekulationen". Der ehemalige Hertha-Torjäger setzt auf viele Hinweise an die Polizei. Der Busfahrer habe ein Bielefelder Kennzeichen am schwarzen Motorrad des Täters erkannt, berichtete Preetz. Der Motorradfahrer soll eine schwarze Motorrad-Kombi und einen silbernen Helm getragen haben. Bisher blieb die Fahndung nach dem Täter ohne Erfolg.

Für die Mannschaft von Trainer Pal Dardai gab es in den Stunden vor dem Anpfiff den "normalen Ablauf", teilte Hertha mit: Frühstücken, Anschwitzen direkt auf dem Rasenplatz am Hotel, danach Mittagsruhe für die Profis. Auch Busfahrer Stephan Behrendt war im Hotel. Es gab keine extra Teamsitzung zu dem Angriff. "Das wird keine Auswirkungen auf das Spiel haben", meinte Preetz.

Am Montagmittag wurde in einer Werkstatt dem blauen Bus, auf dem die weiße Aufschrift "Aus Berlin. Für Berlin" angebracht ist, eine neue Scheibe eingesetzt, so dass die Hertha-Spieler mit diesem Bus auch ins Stadion und nach dem Spiel zurück nach Berlin fahren können.

Ob Fahrer Behrendt das Gefährt dann steuern wird, ist laut Preetz noch offen. "Er hat schon einige brenzlige Situation und auch Unfälle überstanden. Aber er hat noch nie zuvor in den Lauf einer Pistole geguckt", ergänzte der Manager. Nach Angaben eines Arminia-Sprechers werden zum Schutz des Teambusses und des Spielerbereiches zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt.

Die Bielefelder hatten sich nach dem Schuss "schockiert über den Angriff" gezeigt. "Es ist ein großes Glück, dass der Berliner Kollege unverletzt blieb", hieß es in einer Stellungnahme. Am Tatort wurden Spuren gesichert. Sie sollen unter anderem Erkenntnisse darüber bringen, mit welcher Munition geschossen wurde. Das Geschoss war nicht ins Innere des Teambusses eingedrungen. "Wenn man sich das Einschussloch ansieht, kann man sich ja vorstellen, was passiert wäre, wenn die Kugel die Scheibe durchdrungen hätte", sagte ein noch immer fassungsloser Preetz.

In der Türkei hatte es im April einen bewaffneten Angriff auf einen Teambus gegeben. Nach dem 5:1-Auswärtssieg bei Caykur Rizespor war der Mannschaftsbus von Fenerbahce Istanbul auf dem Weg zum Flughafen Trabzon mit einem Gewehr beschossen worden, das Team war an Bord. Der Fahrer war verletzt worden und hatte operiert werden müssen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.