Nach Masturbationsgeste: Hasenhüttl verzeiht Baier
Trainer Ralph Hasenhüttl von RB Leipzig hat die Entschuldigung von Daniel Baier angenommen und ist einem Streit mit Augsburgs Manager Stefan Reuter aus dem Weg gegangen. Denn Leipzig hat ganz andere Sorgen.
Leipzig - Ralph Hasenhüttl hat dem reuigen Augsburger Kapitän Daniel Baier dessen obszöne Geste nun doch verziehen und einen Schlussstrich unter die unappetitliche Angelegenheit gezogen. "Ich habe das erste Mal das Gefühl, dass das ehrlich gemeint war, dass er Reue zeigt. Deswegen nehme ich die Entschuldigung selbstverständlich an", sagte der Trainer von RB Leipzig vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Eintracht Frankfurt: "Für mich ist das Thema erledigt."
Massive Kritik von Stefan Reuter an Ralph Hasenhüttl
Deswegen biss sich Hasenhüttl auch sprichwörtlich auf die Zunge, als er anschließend auf die Kritik des Augsburger Managers Stefan Reuter angesprochen wurde, der dem RB-Coach eine Mitschuld an der öffentlichen Aufregung zugewiesen hatte. "Zu den Aussagen des Managers möchte ich mich eigentlich nicht äußern", sagte Hasenhüttl. Die Zurückhaltung fiel ihm aber sichtlich schwer. Reuter hatte am Donnerstag behauptet, dass das Thema "erst aufgrund der Reaktion von Ralph Hasenhüttl richtig groß" geworden sei.
Der Weltmeister von 1990 erinnerte zudem an RB-Stürmer Timo Werner, der nach einer Schwalbe gegen Schalke 04 öffentlich am Pranger stand: "Wir können uns alle noch erinnern an die Szene mit der Schwalbe und dem Elfmeter. Dass Hasenhüttl jetzt den Richter spielt, finde ich ein bisschen verfehlt." Baier hatte im Ligaspiel am Dienstag (1:0) Hasenhüttl in der 74. Minute provoziert und beleidigt. Das DFB-Sportgericht sperrte ihn daraufhin für ein Spiel und verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro. Unmittelbar nach dem Spiel war sich der 33-Jährige noch keiner Schuld bewusst, einen Tag später entschuldigte er sich auf seiner Instagram-Seite und am Donnerstag auch öffentlich auf einer Pressekonferenz.
Mammutprogramm für Leipzig: Sieben Spiele in 37 Tagen
Hasenhüttl reagierte nicht auf Reuters Spitzen, weil die Situation bei RB momentan seine ganze Aufmerksamkeit verlangt. Nach der rauschhaften Debütsaison in der Bundesliga stottert der RB-Motor, die ungewohnte Dreifachbelastung scheint dem Emporkömmling doch mehr Probleme zu bereiten als gedacht. "Wir haben einfach ein wahnsinniges Programm im Moment", sagte Hasenhüttl: "Das ist für uns alle neu. Es ist auch mental eine neue Situation." Zuletzt hatte Leipzig in 37 Tagen sieben Pflichtspiele absolviert. Der Überfallfußball hat an Schwung verloren. Dabei wollte Hasenhüttl das unbedingt vermeiden. "Wir wollen auch im Dreitagesrhythmus den Powerfussball auf den Rasen bringen", hatte Hasenhüttl vor dem Bundesligastart als oberstes Saisonziel ausgegeben, und betont, die Mehrfachbelastung "nicht als Ausrede herzunehmen, wenn es mal nicht so läuft". Davon sei er auch jetzt noch weit entfernt, sagte der 50-Jährige: "Wir jammern nicht, sondern stellen uns der Herausforderung."
Nach dem Duell mit den auswärts noch unbesiegten Frankfurtern geht es drei Tage später zum ersten Auswärtsspiel in der Champions League beim türkischen Meister Besiktas Istanbul. "Auf die junge Mannschaft kommen Aufgaben zu, die ganz, ganz schwer zu lösen sind", sagte Hasenhüttl mit Blick auf sechs Oktober-Partien in 28 Tagen. Nebenkriegsschauplätze wie den Baier-Streit kann er da nicht gebrauchen.