Morddrohungen gegen Maas

Die Hetzjagd auf Mitarbeiter des Fußball-Regionalligisten Dynamo Dresden hat einen unrühmlichen Höhepunkt erreicht. Zielscheibe der Fan-Attacken ist Hauptgeschäftsführer Bernd Maas.
von  Abendzeitung
Fans von Dynamo Dresden.
Fans von Dynamo Dresden. © dpa

Die Hetzjagd auf Mitarbeiter des Fußball-Regionalligisten Dynamo Dresden hat einen unrühmlichen Höhepunkt erreicht. Zielscheibe der Fan-Attacken ist Hauptgeschäftsführer Bernd Maas.

Er ist wegen seiner harten Linie gegen Störer zum Feindbild einiger weniger in der Dynamo-Anhängerschaft geworden. Seine Arbeit beim sächsischen Traditionsverein ist angesichts von Drohungen wie «Maas töten» mittlerweile ein Wagnis. Beim Gastspiel der Dresdner beim SC Verl wurde er im Beisein seines fünfjährigen Sohnes massiv von eigenen Fans beschimpft. Auf Anraten der Polizei äußert sich der 38-Jährige öffentlich allerdings nicht zu den Vorfällen.

«Die Unbelehrbaren sind zu weit gegangen. Sie haben die Grenze des Anstands deutlich überschritten», sagte der Dresdner Polizeipräsident Dieter Hanitsch. Die Polizei vermutet die Quelle der Drohungen in den Reihen der Fangruppe der Ultras.

Ultras mit «Fankultur»

Diese distanziert sich allerdings von den Angriffen gegen Dynamo-Mitarbeiter. «Wir alle fürchten um das Überleben unserer einmaligen Fankultur und sind wütend und bestürzt, dass wir dabei immer wieder mit Randalierern und Steinewerfern gleichgesetzt werden», heißt es auf deren Homepage. Die Spannungen in Dresden sind deutlich spürbar. Streifen um das Stadion sind erhöht worden. Auf Wunsch kann der Verein Personenschutz anfordern. 1350 Polizisten sicherten am Samstag das Ostderby gegen den 1. FC Magdeburg ab, das Dresden mit 1:0 gewann. Es blieb nach Aussage der Einsatzleitung bei «Rangeleien» und «verbalen Attacken», zehn Personen wurden festgenommen. Eine neu angeschaffte Video-Drohne kam allerdings nicht zum Einsatz, die deutschlandweite Premiere ausblieb.

Kompromisslosigkeit in Dresden

Seit Maas im Juli 2007 das Amt des Hauptgeschäftsführers antrat, hat sich die Haltung des Vereins gegenüber Krawallmachern gewandelt. Konsequent geht der Club gegen Störer vor, spricht Stadionverbote aus, sucht mit Foto-Plakaten nach Rowdys. Über Jahre hatte diese Kompromisslosigkeit in Dresden gefehlt, nun wird der Spielraum für Fußball-Chaoten kleiner. Ihr Hass konzentriert sich auf jene, die für die Umsetzung der Regeln verantwortlich zeichnen. Die Sicherheitsbeauftragte Elke Weiße sah sich nach Saisonbeginn Drohungen ausgesetzt, gab ihren Posten inzwischen ab. «Fakt ist, dass wir im Stadion und somit in unserem Einflussbereich alles ruhig halten konnten», sagte ihr Nachfolger Markus Hendel, der ebenfalls von Anfeindungen betroffen ist. Die Haltung scheint für die Verantwortlichen immer mehr zur Bürde zu werden. Noch versieht Maas seinen Job, zu dem unter anderem Lizenzierung, Stadionneubau und Konsolidierung zählen. Wirft er hin, würde dies Dynamo in eine Krise stürzen. Der DFB stärkt dem Club den Rücken, «weil die Menschen, die den Verein derzeit in verantwortlicher Position führen, bewiesen haben, dass sie seriös arbeiten und Transparenz zeigen, sagte Sportdirektor Matthias Sammer auf einem Sponsorentreffen in Dresden. «Das gibt uns als DFB das Gefühl, dass die derzeitig kritische Situation des Vereins gemeistert werden kann.»

Miserables Image

Doch die Außendarstellung des Clubs leidet. «Der Ruf wird jedes Mal beschädigt. Es kann nicht sein, dass Maas der Buhmann ist, weil er Sachen, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden, versucht, in den Griff zu kriegen», sagte Dynamo-Cheftrainer Eduard Geyer. Die Mannschaft sieht derweil das Saisonziel in Gefahr. «Solche Geschichten sind Störfeuer, die schlussendlich auch die Mannschaft betreffen», warnte Kapitän Martin Stocklasa. (nz/dpa)

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