Mit Zlatanismus gegen die Langeweile
Sie liefern sich einen alltäglichen epischen, einen brutalen, aber auch amüsanten Kampf darum, wer gerade die Oberhand in diesem Mann gewinnt: Die Rede ist von den vielzitierten und auch überstrapazierten Worten Genie und Wahnsinn. Aber wenn es um Zlatan Ibrahimovic geht, dieses Kick-Genie mit dem überbordenden Ego und dem Hang zu wahnsinnigen Aktionen auf und neben dem Platz geht, dann beschreibt einfach nichts seine Persönlichkeit besser.
Bescheidenheit? Ein Fremdwort
In dieser Zeit der glattgebügelten Sport-Akteure, die alle zusammen mit ihren Verträgen auch gleich Schulungen erhalten, wie man in der Öffentlichkeit nichts Gehaltvolles sagt und deren teflonbeschichtetes Lächeln (und Aussagen) so inhaltlos sind, dass man dem Gehörkanal problemlos mal eine Auszeit gönnen kann, ist Ibrahimovic der wunderbare Gegenpol, Bescheidenheit? Das ist für ihn nicht nur ein Fremdwort, sondern scheint fast einen allergischen Schock auszulösen.
"Gott ist zurück"
Sein Comeback in der schwedischen Nationalelf kommentierte er mit den Worten. "Gott ist zurück." Über seine Corona-Erkrankungen erklärt er: "Das Virus hat sich mit dem Falschen angelegt. Aber Ihr da draußen nehmt euch in Acht, haltet euch an die Regeln. Denn: Ihr seid nicht Zlatan." All dies garniert Ibrahimovic mit seinem ironisch verschmitzten Lächeln.
Die Kunstfigur, die er ge- und erschaffen, nimmt sich in all seiner Hybris nicht ganz ernst. Und vor allem: Ibrahimovic kann es sich leisten, sich selbst zu vergöttern. Anders als die vielen anderen, die zwar groß reden, aber klein liefern, gibt es in der Geschichte nicht viele Spieler, die es mit dem wahnsinnigen Genie aufnehmen können. Zlatan ist jetzt 39 - und noch immer nicht leise. Wie langweilig wäre es ohne ihn - den wahnsinnigen Fußball-Gott, dem die Zlatanisten huldigen.
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