Marina Maschina: Warum Bayern-Star Hegering für die DFB-Elf unverzichtbar ist
München - An ihr bissen sich die Spanierinnen die Zähne aus. Marina Hegering ging entschlossen und mutig in alle Zweikämpfe, kämpfte fair, aber wuchtig mit ihren 1,70 Metern.
Übersicht und Sieg für Deutschland
Hohe Bälle fischte sie aus der Luft, Pässe der Spanierinnen nahm sie aus dem Spiel. Ihren Mitspielerinnen half sie im Vorwärtsgang, platzierte präzise Pässe, wusste die Mittelfeldspielerinnen zu bedienen. Als ihre direkte Nebenfrau Kathrin Hendrich patzte und fast ein Gegentor auslöste, war sie zur Stelle, behielt die Übersicht und den Sieg für Deutschland.
Man nennt sie Maschina
"Maschina" ist der Spitzname, den ihr Nationalmannschaftskollegin Sara Doorsoun gegeben hat, als die beiden in Essen zusammengespielt haben. Hegering ist froh, dass er sich nicht durchgesetzt hat. Aber wer Spiele wie gegen Spanien sieht, versteht, warum Doorsoun ihn ihr gegeben hat. Wer ihre Leidensgeschichte kennt, wohl noch ein bisschen besser.
Woman of the match
Marina Hegering wurde im zweiten Gruppenspiel gegen Spanien von der Uefa zur Spielerin des Spiels gekürt. Für die 32-Jährige, die sich nie nach vorn drängt, war die Mannschaftsleistung entscheidend. "Ich kann und will heute niemanden herausnehmen", sagte sie. Alle hätten als Gruppe harmoniert. "Der Wahnsinn."
Eine Karriere voller Höhen und Tiefen
Ihr Siegeszug ist die späte Genugtuung der Marina Hegering und ihrer Karriere voller Höhen und Tiefen. Wobei die Tiefen die längeren Strecken waren. Bei der U20-WM in Deutschland 2010 war Hegering Kapitänin. Mit ihr waren Almuth Schult, die aktuell verletzte Dszenifer Maroszan, Svenja Huth, Alex Popp in der Mannschaft. Während die Mitspielerinnen durchstarteten, Titel gewannen, EM 2013, Olympia 2016, quälte sich Hegering durch eine komplizierte Fersenverletzung, die sie fast sechs Jahre außer Gefecht setzte.
Sie dachte zeitweise ans Aufhören
Mehrere Operationen samt Wundheilungsstörung haben sie zurückgeworfen. Zeitweise habe sie ans Aufhören gedacht. Sie hat sich Freunden anvertraut, ist nach Hause ins Münsterland gefahren, war mit dem Rennrad unterwegs. "Ich habe nie abgeschlossen mit dem Fußball, aber ich habe normal, ja genussvoller gelebt ohne Leistungssportgedanken", sagte sie. Dabei habe sie sich ein dickes Fell zugelegt.
Mit 29 Jahren in die Nationalmannschaft
Kurz vor ihrem 29. Geburtstag kam der Anruf. Ihre erste Berufung in die A-Nationalmannschaft. Wenn man sie heute als Abwehrchefin sieht, ist es schwer zu glauben, dass sie erst 19 Länderspiele absolviert hat. Sie weiß um ihre "verantwortungsvolle Rolle" im DFB-Team, "weil ich zu den älteren und erfahrenen Spielerinnen gehöre und versuche, meinen Input an das Team zu geben und präsent zu sein", sagte sie web.de.
2020 wechselte sie zum FC Bayern und wurde zum ersten Mal Profispielerin, "total verrückt" sei das gewesen. Zuvor hatte sie es mit einem Studium in Köln an der Sporthochschule probiert, dann habe sie in einer Baufirma gearbeitet.
Eine Zukunft als Trainerin?
Zum Titelgewinn in der Saison 2020/21 trug Hegering entscheidend bei. Sie sei einfach keine, die auf dem Platz ruhig sein könne, sagte sie einmal. Vielleicht lag es auch an der erneuten Verletzung von Marina Hegering, dass es in der abgelaufenen Saison nicht geklappt hat mit dem Meistertitel für die Münchnerinnen.
Fünf Spiele konnte sie absolvieren, drei von Beginn an. Zur neuen Saison wechselt sie zum VfL Wolfsburg, der ihr zwei Jahre als Spielerin garantiert und ihr dann ermöglicht, "im Trainerbereich Fuß zu fassen".
Vielleicht spielt Hegering noch die WM 2023, viel mehr wird nicht kommen. Umso mehr schätzt Bundestrainerin Voss-Tecklenburg, aktuell voll auf ihre "Maschina" zählen zu können. Das Spiel gegen Spanien hat ihr Recht gegeben.