Maradona schon am Ende?

Erst am 4. November war Diego Maradona als neuer Nationaltrainer Argentiniens präsentiert worden. Jetzt gibt es schon wieder Gerüchte um seinen Rücktritt.
von  Abendzeitung
Machtkampf: Diego Maradona (links) und Verbandspräsident Julio Grondona.
Machtkampf: Diego Maradona (links) und Verbandspräsident Julio Grondona. © Bongarts/Getty Images

BUENOS AIRES - Erst am 4. November war Diego Maradona als neuer Nationaltrainer Argentiniens präsentiert worden. Jetzt gibt es schon wieder Gerüchte um seinen Rücktritt.

BUENOS AIRES Als sein geliebter Heimatklub Boca Juniors Buenos Aires vor ein paar Tagen die Freigabe für Mittelfeldstar Juan Roman Riquelme verweigerte, sagte Diego Maradona sichtlich verärgert: „Man sagt nicht nein zum Nationalteam.“ Doch offenbar überlegt der erst vor gut einer Woche zum Nationaltrainer Argentiniens berufene Maradona, nun genau dies selbst zu tun. Laut des Fernsehsenders „TyC Sports“ erwägt der 48-Jährige, noch vor seinem Debüt am kommenden Mittwoch in Schottland hinzuschmeißen – wegen eines Streits mit dem mächtigen Präsidenten des argentinischen Fußball-Verbandes (AFA), Julio Grondona.

Warum die Eskalation droht? Grondona hat keine Lust, den von Maradona favorisierten Oscar Ruggeri als Co-Trainer einzustellen. Der AFA-Boss, der Maradona gegen dessen Widerstand das Duo Sergio Batista/José Luis Brown zur Seite stellen will, hat offenbar ein persönliches Problem mit Ruggeri. Als er gestern gefragt wurde, warum er den 86er-Weltmeister als Assistenz-Trainer fürs Nationalteam ablehne, sagte Grondona nur: „Mir gefällt sein Gesicht nicht. Ich mag den Typen einfach nicht.“

Ganz so simpel ist die Sache natürlich nicht. Ruggeri, mit dem Maradona einst bei Boca Juniors seine Karriere begann und der seit Jahren mit der legendären Star befreundet ist, hatte den Verbandschef zuletzt übel beleidigt. Nach übereinstimmenden Medienberichten hatte der frühere Innenverteidiger den Funktionär Grondona wegen dessen autoritären Führungsstils als „Mafioso“ bezeichnet. Kaum zu glauben, dass der als stur geltende Grondona nun plötzlich nachgibt und Maradonas Wunsch erfüllt.

Nun befindet sich der frühere Weltklasse-Spieler im Dilemma. Einerseits hatte Maradona seit Jahren davon geträumt, Nationaltrainer Argentiniens zu werden, andererseits wäre seine Autorität sofort untergraben, würde er Grondonas Duo nun doch akzeptieren. Schließlich hatte sich Sergio Batista, der ihm künftig assistieren würde, bis zuletzt selbst Hoffnungen auf den Job als Chefcoach gemacht. Kein Wunder, dass Maradona öffentlich zu dem Theater um seinen Freund und ehemaligen Teamkollegen bislang schweigt.

Unterdessen versucht Teammanager Carlos Bilardo, quasi der Oliver Bierhoff Argentiniens, die Wogen zu glätten. „Ich glaube nicht, dass er zurücktritt. Er muss die Geschichte langsam angehen“, erklärte Bilardo, der selbst von 1983 bis 1990 Nationaltrainer der Gauchos war.

Es bleibt abzuwarten, ob der als Hitzkopf bekannte Maradona sich an den Tipp des 69-jährigen Bilardo hält. oh

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