Maradona: Auf Kaisers Spuren

Argentiniens Coach Diego Maradona siegt, küsst Messi – und eifert Beckenbauer nach. Auch er will als Trainer Weltmeister werden.
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Anweisungen für seine Stars: Argentiniens Coach Diego Maradona.
dpa Anweisungen für seine Stars: Argentiniens Coach Diego Maradona.

Argentiniens Coach Diego Maradona siegt, küsst Messi – und eifert Beckenbauer nach. Auch er will als Trainer Weltmeister werden.

JOHANNESBURG Zum „Man of the match“ wurde Vincent Enyeama bestimmt. Die Wahl des nigerianischen Torwarts sagt alles aus über Argentiniens 1:0 über die Super Eagles. Das Spiel reduzierte sich auf das Duell der magischen Füße Lionel Messis gegen die magischen Hände Enyeamas. Nach dem Schlusspfiff im Ellis Park schritt Diego Maradona aufs Spielfeld, packte Messi und hob seinen legitimen Nachfolger mit einem Kraftakt in die Höhe und küsste ihn. Danach sagte Argentiniens Coach: „Lionel hat auf dem Platz Magie versprüht. Ihm den Ball wegzunehmen, wäre, als wenn man einem kleinen Kind die Schokolade entreißen würde.“

Und dies alles, obwohl der Superstar des FC Barcelona an Enyeama, dem Torhüter von Hapoel Tel Aviv, fast verzweifelt wäre. Immerhin: Messi, bald 23 Jahre alt, war der Urheber des Siegtores. Mit einem seiner großartigen Sprint-Dribblings wuselte er sich durch vier grüne Super-Adler und scheiterte dann mit seinem präzisen Schuss am Keeper. Die folgende Ecke verwertete Gabriel Heinze. Dessen wuchtiger Kopfball flog unhaltbar ins Netz (6.).

Diego Maradona flippte in der Coaching Zone aus. Wie von Sinnen tobte der Nationaltrainer der Albiceleste, der Weiß-Blauen, mit wehender Mähne herum, ballte die rechte Faust in die Höhe, schrie seine Freude heraus.

Maradona, im hellgrauen Anzug mit silberner Krawatte, verfolgte meist mit verschränkten Armen, breitbeinig das Geschehen, spitzelte den Ball lässig zurück oder trug ihn wie ein Kellner auf erhobener Hand zum Einwurf. Er zankte mit dem vierten Offiziellen. Manche Entscheidung des guten deutschen Schiedsrichters Wolfgang Stark aber ließen den Vulkan brodeln. Maradona in der Coaching Zone – eine Show für sich.

Umso erstaunlicher, weil seriös, sachlich und sentimental, war sein Auftritt auf der Pressekonferenz – im Trainingsanzug. Sein erstes WM-Spiel als Trainer sei sehr emotional gewesen. „Es war ein großartiges Gefühl, am Spielfeldrand zu stehen", erzählte der 49-Jährige, „als Spieler habe ich ein Tor geschossen und mich darüber Freude. Als Trainer musst du schnelle Entscheidungen treffen, darfst dir keinen Fehler erlauben." Auf die Frage, ob dies der erste Schritt gewesen sei, nun auch als Coach Weltmeister zu werden wie Franz Beckenbauer, meinte Maradona lachend: „Ich sehe nicht aus wie Beckenbauer. Wir sind völlig verschiedene Typen, aber ich bewundere ihn.“ Maradona glaubt, dass sein Team wie 1986 (Weltmeister) und 1990 (Vize-Weltmeister) zur gleichen Steigerung fähig sei. Beide Male hieß im Endspiel der Gegner Beckenbauer – als Teamchef.

„Ich will dieses siebte Spiel“, sagte Maradona nun in Bezug aufs Finale. Ein Ziel, das laut Maradona vor allem von Messi abhängt: „Lionel muss immer den Ball haben. Dann hat er Spaß, und wir alle haben Spaß.“ Wohl wahr.

Hartmut Scherzer

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