"Manni? Passt Schon!"

Ex-Löwe Sven Bender über seinen Spitznamen und das Nationalmannschafts-Debüt.
von  Interview: Patrick Strasser

AZ: Herr Bender, dürfen wir Manni sagen?

SVEN BENDER: Ja, dürfen Sie. Macht ja jeder in Dortmund. Hier bei der Nationalelf habe ich das noch nicht so oft gehört, in Dortmund bin ich nur noch der Manni. Man kannte eben den ehemaligen Bender. Schon am zweiten Tag in Dortmund war ich der Manni, ich glaube Nuri (Sahin, d. Red.) hat mich zuerst so genannt. Ich habe mich daran gewöhnt, das ist ganz cool eigentlich. Passt schon. Ich habe ja nie gedacht, dass ich mal in meinem Leben einen Spitznamen bekomme.
Der echte Manni Bender war in den 90er Jahren bei Bayern, beim KSC, bei 1860.

Ich habe ihn mal spielen gesehen, im Fernsehen auf jeden Fall – ob live im Stadion, das weiß ich nicht mehr.

Im Gegensatz zum echten Manni Bender haben Sie es zur Nationalelf-Berufung geschafft. Ein Lebenstraum?

Ich bin gut aufgenommen worden, das sind sehr positive Typen, freundliche Menschen. Alles ist entspannt, macht Spaß. Am Anfang ist man eben etwas ruhiger, dann gibt’s auch keine Schwierigkeiten.

Neben Ihnen sind mit Hummels, Großkreutz, Schmelzer und Götze ja vier weitere BVB-Jungspunde nominiert.

Ich kenne ja auch ein paar Spieler von früher, von den U-Nationalmannschaften, Träschi etwa (Christian Träsch vom VfB Stuttgart, d. Red.), mit dem ich ja schon bei 1860 zusammengespielt habe.

Erste Nominierung und dann der erste Einsatz im heimischen Stadion gegen einen Gegner wie Italien – ein Traum, oder?

Ich habe mir kein Ziel gesteckt, dass ich mir gesagt habe: Ich muss jetzt hier riesig trainieren. Nein, ich möchte reinfinden. Es ist einfach eine schöne Geschichte, hier zu sein.

Also eher ein Lehrgang?

Ich will mich hier weiterentwickeln, mich hocharbeiten. Was ich mir abschauen kann, ist diese Ruhe am Ball, diese Entschlossenheit, mit der andere spielen – auf diesem Niveau ist das nochmal etwas ganz anderes. Es ist beeindruckend, zu sehen, wie ruhig sich die Spieler unter Druck am Ball verhalten.

Wird die ganze Familie im Stadion sein?

Mein Bruder ja (Zwillingsbruder Lars spielt in Leverkusen, d. Red.). Meine Eltern nicht.

Wieso das denn nicht?

Sie leben ja in Brannenburg (zwischen Rosenheim und Oberaudorf am Inn, d. Red.). Die Berufung kam zu kurzfristig, meine Eltern müssen arbeiten. Das habe ich verstanden und gesagt: Okay, schaut es euch eben im Fernsehen an. Es war schön, wie viele Leute sich gemeldet und mir gratuliert haben.

Haben Sie hier im Hotel das Montagsspiel 1860 gegen Düsseldorf gesehen?

Nein, wir haben uns ja gemeinsam den Film mit Daniel Brühl „Der ganz große Traum” angeschaut. Danach habe ich mir die Zusammenfassung angeschaut.

Tut’s weh, die Löwen in dieser Verfassung zu sehen?

Es ist schade. Die Sechziger hatten dieses Jahr schon des Öfteren die Möglichkeit, Spiele für sich zu entscheiden. Das war am Montag wieder ein blödes Gegentor, sie könnten viel weiter oben stehen – denn für mich haben sie trotz der Abgänge immer noch eine sehr gute Truppe. Und Talente mussten bei 1860 immer verkauft werden, aber die Jugendarbeit war und ist immer top gewesen.

Wo haben Sie das WM-Halbfinale 2006 gegen Italien verfolgt?

Zu Hause. Das ganze Team damals war stark besetzt, der Zusammenhalt überragend. Sie hätten es verdient gehabt, ins Finale gekommen. Ich war sehr enttäuscht, aber geweint habe ich nicht.

Hat Torsten Frings die Sechser-Position in etwa so gespielt, wie Sie das machen?

Er hat die Position damals richtig gut interpretiert, und auch heute merkt man, welche Routine er hat, sein Spiel sauber und konzentriert runter zu spielen. Da kann ich auf jeden Fall noch etwas dazu lernen.

 

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