Klare Ansage in Unterhaching: Copado unerwünscht
UNTERHACHING - Nach erneutem Eklat um den Haching-Star Francisco Copado will Trainer Hasenhüttl dessen Rauswurf - und das so schnell wie möglich.
Es war ein turbulenter Tag in Unterhaching. Das muss ja kein Widerspruch in sich sein – zumindest nicht, seitdem Francisco Copado zurück ist bei der Spielvereinigung. Fast den ganzen Tag haben die Verantwortlichen des Drittligaklubs gestern über ihren streitbaren Star und die Frage, wie und wann man sich trennt, zu Gericht gesessen. Und zwar im Büro der Firmengruppe Schrobenhauser.
Das Beziehungsgeflecht
Es ist eine komplizierte Personalie - und zwar nicht nur, weil es sich beim einstigen Kapitän von Bundesliga-Aufsteiger Hoffenheim um den besten, aber auch schwierigsten Fußballer der SpVgg handelt. Sondern vor allem, weil es sich bei Toni Schrobenhauser, dem Schatzmeister des Vereins und Mäzen des Copado-Comebacks um den Schwiegervater des Stars handelt. Und den will Hachings Trainer Ralph Hasenhüttl nie mehr einsetzen. Ein heißes Eisen.
Der letzte Stein des Anstoßes
Erneut hatte sich alles daran entzündet, dass Copado nicht aufgestellt worden war - beim 3:0 am Sonntag gegen Erfurt. Hinterher hat Copado in der AZ mit Trainer Hasenhüttl abgerechnet: „Wahrscheinlich hat dem Trainer eine Fee nachts etwas ins Ohr geflüstert. Ich bin das schwarze Schaf für den Trainer. Ich werde mit den entsprechenden Leuten Gespräche führen, und ich weiß, wer wichtig ist für den Verein.“ Copado hatte in der AZ auch gesagt: „Normalerweise würde ich ausrasten, aber es geht um den Verein meines Schwiegervaters.“ Und: „Es wird ein Gespräch geben, da wird es vielleicht auch richtig auseinander gehen.“
Klare Worte
Beim Training am Montagmorgen fehlte Copado bereits. Er habe sich krank gemeldet, hieß es. Für das Spiel in Emden am Dienstagabend war er suspendiert worden. Copados Haltung sei „für das Präsidium nicht akzeptabel“, hatte Klubchef Engelbert Kupka in der AZ erklärt. Trainer Hasenhüttl ging noch weiter. Der AZ sagte er gestern: „Den Spieler Francisco Copado wird es für die SpVgg Unterhaching nicht mehr geben, alles weitere entscheidet das Präsidium." Engelbert Kupka also war gefordert. Der CSU-Politiker, seit 1973 (!) Präsident der SpVgg, musste dem Mäzen deutlich machen, dass dessen Günstling keine Zukunft mehr im Klub habe. „Das Präsidium muss nochmal mit Copado reden, wie es für ihn weitergeht“, sagte Kupka am Abend der AZ. „Das ist die eine Seite. Die zweite ist, dass der Trainer die Mannschaft aufstellt. Wenn der Trainer der Meinung ist, dass er bei ihm nicht mehr spielt, dann steht diese Entscheidung vom Trainer.“ Und den (unter)stützt Kupka zu hundert Prozent. Der Fall wäre leichter, gäbe es nicht diese verzwickten Verwandtschaftsverhältnisse, gibt auch Kupka zu: „Copado ist zu uns gekommen, ohne dass er uns etwas gekostet hat, und der Schrobenhauser Toni hat sich da sehr stark gemacht. Er wollte uns weiterhelfen.“ Kupka sagt aber auch: „Copado ist ein impulsiver Typ und haut die Dinger raus, und dafür muss er selber die Verantwortung tragen.“
Die (End-)Abrechnung
Auch die Spieler stellen sich gegen Copado. Nach Lektüre der AZ sagte Mittelfeldmann Roman Tyce: „Er ist ein sehr guter Fußballer, aber so etwas darfst du einfach nicht sagen.“ Zumal Copado, erst in der Winterpause aus Hoffenheim nach Haching zurückgekehrt, bereits zuvor für Ärger gesorgt hatte: Mal zoffte er sich mit Fans, mal beschwerte er sich über Mitspieler, sie hätten „wie Mädchen“ gekickt. Dafür hatte ihn Hasenhüttl zu einer Geldstrafe verdonnert. Damit wird er jetzt nicht davonkommen. Es geht nur noch darum, wie sie die Trennung vollziehen.
Reinhard Franke
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