Jagdszenen in Mailand

Der grandiose Sieg Inter Mailands über Barcelona wird vom Eklat um Stürmer Balotelli überschattet: Wütende Fans verfolgen ihn in die Tiefgarage.
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Neigt zu extrovertiertem und manchmal auch provokanten Verhalten: Inter-Trainer José Mourinho.
dpa Neigt zu extrovertiertem und manchmal auch provokanten Verhalten: Inter-Trainer José Mourinho.

Der grandiose Sieg Inter Mailands über Barcelona wird vom Eklat um Stürmer Balotelli überschattet: Wütende Fans verfolgen ihn in die Tiefgarage.

MAILAND Hinterher machte der Mann des Abends das, was er so trefflich kann: Jose Mourinho spottete. „Der FC Barcelona kann nicht verlieren, weil er es gewohnt ist, immer zu gewinnen“, sagte der Startrainer von Inter Mailand. Es war ihm ein Genuss.

Mit 3:1 hatte seine Mannschaft den Titelverteidiger der Champions League entzaubert. Jenen FC Barcelona, der nach seinen kinderleichten Siegen über Stuttgart und Arsenal als allererster Anwärter auf den Titel galt. Zwar sagte Barca-Trainer Pep Guardiola nach dem Halbfinal-Hinspiel: „Es ist noch nichts verloren.“ Doch selten waren der Mannschaft um Lionel Messi so sehr ihre Grenzen aufgezeigt worden wie in Mailand.

Hinterher provozierten die Verlierer Mourinhos Spott durch Klagen über Schiedsrichter Olegario Benquerenca. Der hatte beim 3:1 durch Diego Milito womöglich eine Abseitsstellung übersehen und Barca zuvor einen möglichen Elfmeter verweigert.

„Er ist Portugiese. Genau wie Mourinho", schimpfte Mittelfeldstar Xavi über den Referee. Johan Cruyff, Barcas Ehrenpräsident, wetterte in einer Kolumne: „Ein Unparteiischer kann sich irren, aber er darf nicht im Zweifel permanent für Inter pfeifen.“ Die spanische Zeitung „Sport“ nannte es „Raub auf italienische Art: Inter und der Schiedsrichter schlagen Barcelona.“

Mourinho ließ das (natürlich) kalt. Der exzentrische Coach erfreute sich an seinem Raubzug – und lobte neben seinem Team auch sich selbst: „Als ich hier ankam (2008, d. Red.), war Inter ein kleines Team. Es hatte Angst. Nun haben wir die Chance, das beste Team der Welt zu schlagen. Inter ist jetzt ein großes Team.“ Dem meckernden Xavi gab er gönnerhaft mit auf den Weg: „Ich kann ihn verstehen, denn ich bin auch so.“

Nur ein Mailänder feierte nicht mit: Stürmer Mario Balotelli (19). Der italienische Jungnationalspieler ghanaischer Abstammung war schon häufiger im Stadion rassistisch beleidigt worden, auch von Inter-Fans. Er gilt erst recht als Reizfigur, seit er sich im Trikot des verhassten Stadtrivalen AC Mailand ablichten ließ. Mourinho hatte ihn zuvor aus wochenlang aus disziplinarischen Gründen auf die Tribüne verbannt.

Nun wurde Balotelli kurz vor Spielende eingewechselt – und durchgehend ausgepfiffen. Hinterher riss er sich das Trikot vom Leib, warf es zu Boden. Die Fans wüteten. Später drangen einige Inter-Anhänger in die Tiefgarage des Stadions ein und stürmten auf Balotelli los. Erst als Vereinspräsident Massimo Moratti hinzueilte, endeten die Jagdszenen, die Tifosi verschwanden.

„Er hat das Fest ruiniert, so etwas geht nicht“, sagte Inter-Kapitän Javier Zanetti über Balotelli. Mourinho fand: „Eine ganz hässliche Sache.“ mpl

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