Italiens Siebenmeilenstiefel
Lob für die "Squadra Azzurra", Tadel für die "Équipe tricolore": Nach dem tristen Auftritt der Franzosen auf dem Weg zur EM-Endrunde 2012 ist vor allem Bayern Münchens Franck Ribéry ins Zentrum der Kritik geraten.
Berlin - Während sich die Italiener für ihren 3:0-Sieg im Schongang gegen Estland bereits feiern lassen durften, bekamen Frankreichs Fußballer trotz des achten Spiels in Serie ohne Niederlage die hohen Ansprüche der "Grande Nation" zu spüren.
Allen voran Ribéry, der seit dem 1. April 2009 auf ein Tor im Auswahltrikot wartet und auch beim 1:1 in Minsk gegen Weißrussland leer ausging. "Ribéry trifft seit 15 (Länder-)Spielen nicht mehr", titelte das Sportblatt "L'Équipe" und warf dem begnadeten Dribbler eine egoistische Spielweise vor. Das Sportportal "Sport24" fragte sogar: "Was hat Ribéry in dieser Mannschaft noch zu suchen?"
Nach dem 0:1 im Hinspiel vor eigener Kulisse wollten Ribéry & Co eigentlich Wiedergutmachung betreiben. Heraus kamen aber nur "ein einziger Punkt und viele Zweifel", so die Zeitung "Le Parisien" auf ihrer Internetseite. Für die "L'Equipe" war es schlicht ein Spiel "zum Vergessen". "Die französische Mannschaft hat das Schlimmste in Weißrussland verhindert", meinte "Le Monde" zur Punkteteilung, nachdem ausgerechnet der nach seiner Krebserkrankung zurückgekehrte Eric Abidal ins eigene Netz getroffen und anschließend Florent Malouda den Ausgleich besorgt hatte. "Die Lust war da, aber der Körper gibt immer noch die Befehle", meinte Trainer und Ex-Welt- sowie Europameister Laurent Blanc.
Die zuvor viermal nacheinander siegreichen Franzosen bleiben dennoch Gruppenerster. Mit nunmehr 13 Punkten führen sie weiter vor den Weißrussen (9). Dahinter folgen punktgleich Rumänien und Albanien (8), Bosnien ist Fünfter (7), Luxemburg Letzter (1).
Italiens Fußballer tragen derweil weiter Siebenmeilenstiefel. "Italien ist quasi schon bei der EM 2012", schwelgte die "La Gazzetta dello Sport". "Wir wollten nach unserer miserablen Weltmeisterschaft schleunigst wieder guten Fußball spielen. Das gelingt uns allmählich", erklärte Riccardo Montolivo vom AC Florenz. Ansehnliche Auftritt und gute Nachrichten sind derzeit besonders willkommen, kämpft der Calcio doch auch noch gegen einen handfesten Wettskandal.
Gegen die Esten mussten sich die Spieler von Trainer Cesare Prandelli gar nicht mal so ins Zeug legen. "Wir haben gut gespielt und Spaß gehabt, ohne uns zu verausgaben", meinte Andrea Pirlo. Prandellis Schachzug, erstmals Giuseppe Rossi und Antonio Cassano zusammen im Sturm aufs Feld zu schicken, zahlte sich aus: Beide erzielten jeweils ein Tor. "Wir haben uns sofort gut verstanden, aber mit seiner großen Klasse macht er es einem auch leicht. Er ist ein toller Spieler", lobte Rossi seinen Kollegen Cassano.
Mit 16 Punkten führt Ex-Weltmeister Italien die Gruppe C an, Zweiter mit einem Spiel mehr ist Slowenien (11) vor Serbien (8) und den Esten (7). Nordirland und die Färöer belegen die letzten Plätze.
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