Ist Katar für schwule Fußballer und Fans gefährlich? WM-Organisator spricht von "Toleranz"

Die Fußballweltmeisterschaft wird 2022 in Katar ausgetragen. Der australischer Spieler Joshua Cavallo hat jedoch Angst davor, dorthin zu reisen, denn er ist schwul. WM-Organisator Nasser Al Khater hat jetzt darauf reagiert.
Sven Geißelhardt
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2022 wird die Fußball-WM in Katar ausgetragen, wo Homosexualität unter Strafe steht. Sind dort schwule Fans und Spieler überhaupt willkommen?
2022 wird die Fußball-WM in Katar ausgetragen, wo Homosexualität unter Strafe steht. Sind dort schwule Fans und Spieler überhaupt willkommen? © IMAGO / Shutterstock

Dass die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar ausgetragen wird, sorgt immer wieder für öffentlichen Unmut. Neben den offenbar katastrophalen Arbeitsbedingungen wird auch die Situation für Mitglieder der LGBTQI*-Community kritisiert. Können queere Fans bedenkenlos zur WM reisen? Was ist mit schwulen Fußballspielern? Der WM-Organisator Nasser Al Khater hat jetzt in einem Interview auf diese Bedenken reagiert.

Wie ist die rechtliche Lage für queere Menschen in Katar?

Ausgelöst wurde die Diskussion von Joshua Cavallo. Der Australier ist der erste aktive Profi, der sich öffentlich als schwul geoutet hat. Im Gespräch mit "The Guardian" sagte er im November 2021: "Ich habe gelesen, dass es die Todesstrafe für homosexuelle Menschen in Katar gibt. Das ist etwas, was mir große Angst macht und ich würde nicht nach Katar gehen wollen."

Joshua Cavallo ist der erste aktive Fußballprofi, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat.
Joshua Cavallo ist der erste aktive Fußballprofi, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat. © IMAGO / AAP

Tatsächlich sind sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen in Katar verboten und können mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. Muslimen droht nach Scharia-Recht sogar die Todesstrafe. In der Vergangenheit wurden auch Ausländer in Katar wegen ihrer Homosexualität bestraft.

WM-Organisator über schwulen Fußballprofi: "Wir würden ihn willkommen heißen"

CNN-Reporterin Amanda Davies hat den Geschäftsführer des Organisationskomitees der WM schonungslos auf diese Vorwürfe und die Ängste von Joshua Cavallo angesprochen. Nasser Al Khater zeichnet in dem Gespräch jedoch ein anderes Bild von Katar und sagt: "Wir würden ihn [Joshua Cavallo, d.R.] hier willkommen heißen. Wir laden ihn in ein, den Staat Katar schon vor der WM zu sehen. Niemand fühlt sich hier bedroht, niemand fühlt sich unsicher."

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Al Khater erklärt, dass Katar eine "tolerante Gesellschaft" sei und das negative Bild über den Staat durch die Berichterstattungen hervorgerufen werde. Auf die direkte Frage von Amanda Davies, ob Homosexuelle in Katar sicher leben würden, antwortet er: "Ja, Katar ist wie jede andere Gesellschaft auf der Welt." Jedoch fügt er hinzu: "Gleichgeschlechtliche Ehe ist nicht legal, wie es auch in den meisten Ländern der Welt nicht legal ist." Seiner Aussage zufolge müssten queere Fans und schwule Spieler keine Sorgen haben, wenn sie für die WM einreisen. Er schiebt aber hinterher, dass diese aber darum gebeten seien, sich respektvoll zu verhalten. Was genau das bedeuten soll, bleibt unklar.

Nasser al Khater ist der Geschäftsführer des Organisationskomitees der WM in Katar.
Nasser al Khater ist der Geschäftsführer des Organisationskomitees der WM in Katar. © StanleIMAGO / Pro Shotsy Gontha (imago sportfotodienst)

Könnte die Fußball-WM in Katar die LGBTQI*-Situation verbessern?

Eine Hoffnung, die Befürworter der Weltmeisterschaft in Katar haben, ist, dass sich durch die weltweite Aufmerksamkeit vieles in dem Land verändern könnte. In den Stadien sollen Regenbogenflaggen erlaubt sein, für die Arbeiter wurde inzwischen laut Amnesty International ein Mindestlohn eingeführt.

Thomas Hitzlsperger, Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart, glaubt jedoch nicht an einen Wandel in Katar nach der WM. "Meine Hoffnung auf Verbesserung hält sich in Grenzen", sagte der offen schwule Ex-Fußballprofi im November 2021 gegenüber dem "kicker". "Es wird der Fifa nicht schwerfallen, vier Wochen lang Bilder zu zeigen, die den Eindruck von Fortschritt vermitteln, ohne dass sich im Land in den kommenden Jahren grundsätzlich etwas ändert. Aber an eine nachhaltige Verbesserung allein durch eine WM glaube ich nicht. Russland ist nach der letzten WM auch nicht demokratischer und liberaler geworden."

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2 Kommentare
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  • Der Münchner am 02.12.2021 09:52 Uhr / Bewertung:

    Man sollte sich überall auf der Welt den jeweiligen Gebräuchen und Sitten, vor allem aber deren Gesetze anpassen. Sonst kann' s halt ein böses Erwachen geben. Auch in den Petersdom kommst mit kurzer Hose nicht rein. Andere Länder, andere Sitten. Was nach dem Verständniß der Mitteleuropäer rechtens ist, schaut eben weltweit ganz anders aus.

  • köterhalsband am 02.12.2021 00:03 Uhr / Bewertung:

    Der Emir sichert freies Geleit zu. Auch für Spieler jüdischen Glaubens?

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