Islands Sigurdsson: "Ein fantastisches Duell"
Erst zweimal haben sich England und Island gegenübergestanden - allerdings noch nie in einem Pflichtspiel. Englands Kapitän Wayne Rooney warnt seine Mitspieler vor dem EM-Achtelfinalspiel am Montagabend.
Nizza - Die Rollen im letzten EM-Achtelfinale sind klar verteilt. England will das peinliche Aus gegen den Euro-Debütanten unbedingt verhindern. Island kann in seinem Traum-Duell nur gewinnen.
England plant die große Rück-Rotation. Nachdem Coach Roy Hodgson für das letzte Gruppenspiel gegen die Slowakei (0:0) sechs Spieler getauscht hatte, stehen fünf vor ihrer Rückkehr in die Startelf. Dabei soll Kapitän Wayne Rooney voraussichtlich im Mittelfeld Regie führen. Harry Kane dürfte wieder für Jamie Vardy ins Sturmzentrum rücken. Gegen ähnlich defensiv orientierte Teams wie Island zeigten die Three Lions in der Gruppenphase zwar überlegene Leistungen, aber zu wenig Torgefahr.
Wir haben die wichtigsten Fakten vor der Partie am Montagabend (21 Uhr/ARD) in Nizza.
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HISTORIE
Erst zwei Duelle gab es zwischen den Teams. Es ist das erste Aufeinandertreffen in einem Pflichtspiel überhaupt. 1982 trennten sich die Mannschaften in Island mit 1:1, vor zwölf Jahren setzte sich England mit 6:1 durch. Der heutige Kapitän Wayne Rooney erzielte zwei Tore. Für Island hat die Partie durch die Verbundenheit zum englischen Fußball eine besondere Bedeutung. "Das ist ein fantastisches Duell, von dem ich geträumt habe, seit ich ein Kind war", sagte Gylfi Sigurdsson von Swansea City.
Isländischer Kommentator rastet beim 2:1 aus. Wir haben schon einen Headhunter losgeschickt. t.co #ISL
— Sportschau (@sportschau) 22. Juni 2016
TURNIERVERLAUF
So richtig überzeugen konnten die Engländer nicht. 1:1 gegen Russland, 2:1 gegen Wales, 0:0 gegen die Slowakei - spielerisch meist überlegen, vor dem Tor oft zu harmlos. Island erreichte zum Auftakt gegen Portugal ein 1:1. Superstar Cristiano Ronaldo warf dem Underdog danach eine "kleine Mentalität" vor. Dem 1:1 gegen Ungarn folgte der umjubelte 2:1-Sieg gegen Österreich.
TRAINER
Englands Roy Hodgson und Islands Lars Lagerbäck kennen sich seit 40 Jahren. 1976 startete der heute 68 Jahre alte Hodgson seine Karriere an der Seitenlinie beim schwedischen Club Halmstads BK. Im Jahr darauf begann der Schwede Lagerbäck seine Trainer-Laufbahn. Doch im EM-Achtelfinale ruht ihre Freundschaft. "Da wird er mein Feind sein, so wie alle Trainer während der 90 Minuten", sagte Hodgson.
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SCHLÜSSELSPIELER
Nach der Rochade gegen die Slowakei wird Hodgson voraussichtlich wieder auf große Teile seiner Turnier-Stammformation zurückgreifen. Wayne Rooney soll im Mittelfeld Regie führen, auch die Rückkehr von Harry Kane und überraschenderweise auch Raheem Sterling wird erwartet. Als Bindeglied zwischen Offensive und Defensive vor der Abwehr hat sich bislang aber Eric Dier die Auszeichnung als bester EM-Spieler Englands verdient. Bei Island ragt kein Profi heraus. "Sie haben nicht den einen Superstar. Wir müssen uns auf das ganze Team konzentrieren", forderte Englands Kapitän Rooney.
STATISTIK
Für EM-Debütant Island ist es das erste K.o.-Spiel bei einem großen Turnier überhaupt. England wartet seit zehn Jahren auf einen Sieg, wenn es ums Weiterkommen geht. Auch insgesamt ist die Bilanz der Three Lions mau: Seit dem WM-Triumph gab es in 17 K.o.-Duellen nur magere sechs Siege. Außerhalb des eigenen Landes hat England noch nie ein Alles-oder-Nichts-Spiel gewonnen.
ELFMETER
Natürlich trainierten sie Elfmeter, betonte Islands Coach Lagerbäck. "Einige waren gut, andere nicht so gut." In England wird das Thema emotionaler gesehen: In sieben Elfmeterschießen bei einer EM oder WM scheiterten die Three Lions sechsmal. "Elfmeter im Training und Elfmeter vor vielen Leuten sind verschiedene Dinge, das wissen wir in England", sagte Hodgson vor der K.o.-Runde.
Englischer Spaziergang
Englands Nationalmannschaft hat sich bei einem Spaziergang mit Meerblick auf ihr Achtelfinale bei der Fußball-EM gegen Island eingestimmt. Das Team von Trainer Roy Hodgson lief mittags vor der Partie am Montagabend bei strahlendem Sonnenschein in offizieller Kleidung gemeinsam über die Promenade des Anglais von Nizza. Wenige Stunden zuvor war der Coach von Fans in legerem Outfit mit Shorts und Einkaufstüten an der Hand ebenfalls beim Flanieren in der Küstenstadt gesichtet worden. Der Sieger des Duells trifft im Viertelfinale auf Gastgeber Frankreich.
Shearer: Aus gegen Island wäre "größte Peinlichkeit"
Englands ehemaliger Nationalmannschafts-Kapitän Alan Shearer hat eine mögliche Achtelfinalniederlage gegen Island und das damit verbundene EM-Aus als "größte Peinlichkeit in der Geschichte unserer Nationalmannschaft" bezeichnet. Das Problem sei, schrieb Shearer in der englischen Boulevard-Zeitung "The Sun", dass die Spieler dies wüssten. Seit dem 1:0 im WM-Achtelfinale 2006 gegen Ecuador warten die Engländer auf einen Sieg in einem K.o.-Spiel bei großen Turnieren. Bei einer EM gelang ihnen dies zuletzt 1996 im Viertelfinale gegen Spanien.
Island offeriert Engländern einen Trostpreis
Ganz schön kess die Isländer: Die isländische Reisegesellschaft North Sailing bietet der englischen Nationalmannschaft als Trost für ein Ausscheiden am Montagabend im EM-Achtelfinale gegen die Nordeuropäer einen Gratisbesuch in einer nordisländischen Stadt mit Ausflug aufs Meer zur Walbesichtigung an. Die Einladung ist allerdings nur für Dienstag gültig. Gudbjartur Jonsson, de Verantwortliche der Agentur: "Die Engländer können sowieso nicht sofort nach Hause zurückkehren, denn 60 Millionen Leute werden wütend sein, gegen ein Land mit 300.000 Einwohnern verloren zu haben."
Die voraussichtlichen Aufstellungen
England: Hart - Walker, Cahill, Smalling, Rose - Dier - Alli, Rooney - Sturridge, Kane, Lallana
Island: Halldorsson - Saevarsson, R. Sigurdsson, Arnason, Skulason - Gudmundsson, Gunnarsson, G. Sigurdsson, B. Bjarnason - Sigthorsson, Bödvarsson
Schiedsrichter: Skomina (Slowenien)