Illgner: "Der Pokal war so klein – und doch so schwer“

AZ-Serie zum Gewinn der WM 1990: Torhüter Bodo Illgner, der bis heute jüngste Weltmeistertorhüter, spricht im AZ-Interview über das legendäre Turnier.
Int.: J. Buhl |
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Erst 23 beim WM-Triumph: Bodo Illgner.
dpa Erst 23 beim WM-Triumph: Bodo Illgner.

AZ: Herr Illgner, was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an 1990 denken?

BODO ILLGNER: Wie schwer der WM-Pokal war. So klein – und so schwer. Und das Elfmeterschießen gegen England, in dem ich meinen Teil dazu beitragen konnte, dass wir ins Finale eingezogen sind.

Und was ist mit Ihrer Hochzeit, die war doch auch 1990, oder?

(lacht) Ja, am 7. Mai. Das ist natürlich auch ein besonderes Erlebnis. In diesem Jahr feiere ich für beides das 25-jährige Jubiläum.

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Und welches ist schöner?

Naja, ich würde sagen: Beides ist toll!

Zugegeben, eigentlich wollten wir ja über ihr WM-Jubiläum reden. Das Elfmeterschießen gegen England haben Sie noch besonders gut vor Augen?

Ich war dort in meiner eigenen Welt, habe die Schützen genau beobachtet, ihnen den Ball übergeben und sie auch angesprochen. Diese kleinen Psychospielchen, die man als Torwart eben so macht. Ich hatte ein gutes Gefühl und innerlich die Gewissheit, dass ich den ein oder anderen schon halten würde und lag ja auch bei allen Schüssen in der richtigen Ecke.

Haben Sie Ihr persönliches Weltmeisterstück also schon im Halbfinale gemacht?

Auf der einen Seite schon. Aber wenn man es im Finale nicht vollendet, dann nützt das auch nichts.

Haben Sie im Finale einen Ball aufs Tor bekommen?

Von den Argentiniern nicht. Aber ich kann mich an eine Kopfballrückgabe von Andy Brehme erinnern, die in hohem Bogen auf mein Tor kam. Das war tatsächlich der einzige Ball, den ich zu meistern hatte.

Wie haben Sie die entscheidende Szene dann erlebt? Waren Sie überrascht, dass Brehme zum Elfmeter angetreten ist und nicht Matthäus?

Es war mir vollkommen wurscht. Ich habe einfach nur gedacht: „Mach ihn rein!“ Die Anspannung, bis der Ball dann im Netz gelandet ist, war natürlich riesig.

Sind Sie dann vor gerannt, um mit Ihren Mitspielern zu jubeln?

Nicht ganz. Das wollte ich in den letzten Minuten nicht riskieren. Bis Augenthaler und Kohler bin ich noch gekommen, auf Höhe der Mittellinie.

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Dort stand auch Franz Beckenbauer. Wie war er als Nationalcoach?

Einfach einmalig. Im Gegensatz zu 1986 lief 1990 wirklich alles glatt. Er war ein ganz souveräner Teamchef und der Hauptgarant, dass wir den Titel geholt haben.

Sie sind bis heute der jüngste Weltmeistertorhüter aller Zeiten. Davon können junge Torhüter wie Marc-André ter Stegen oder Bernd Leno nur träumen. Manuel Neuer scheint auf Jahre unantastbar.

Das hat man bei mir oder Toni Schumacher damals aber auch gedacht. Und plötzlich hat sich die Sache dann ganz anders entwickelt. 2010 ist Manuel Neuer damals ja auch nur ins Tor gekommen, weil René Adler sich verletzt hat. Unter normalen Umständen ist Manuel Neuer die unumstrittene Nummer 1.

Sie haben Ihren Status als Nummer 1 mit 27 dann freiwillig aufgegeben. Haben Sie diese Entscheidung später bereut? Sie haben ja noch bis 2001 in Spanien auf höchstem Niveau gespielt.

Das war noch eine super Zeit bei Real Madrid. Leider war das damals in der Nationalmannschaft nicht mehr so. Ich habe den Schritt dann 1994 vollzogen. Im Nachhinein habe ich da schon mal darüber nachgedacht. Die Art und Weise, wie ich das damals direkt nach dem Turnier gemacht habe, war nicht richtig. Das würde ich heute anders machen.

Zurück zu 1990. Wie war die Feier?

Das war eine richtige Erlösung, total ausgelassen. Egidius Braun war Schatzmeister. Da wurden dann Lieder angestimmt: ,Rück die Kohle raus, Egidius!’ Weil er dafür bekannt war, dass es ihm schwerfällt, Geld auszugeben. Aber die Prämie konnte er, glaube ich, verschmerzen.

Sind Sie froh, durch den Titelgewinn in Rio als letzter deutscher Weltmeister abgelöst worden zu sein?

Das ist für den deutschen Fußball wichtig, dass die positive Entwicklung mal wieder etwas Handfestes bekommen hat, einen Titel. Andernfalls hätte man aber auch gut damit leben können, weiterhin als die letzten Weltmeister interviewt zu werden.

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