HSV und Club leiden
München - Die Zeit für Optimismus ist vorbei, nicht mal mehr Zweckoptimismus klang bei Mirko Slomka heraus nach dem 1:3 seines HSV gegen Wolfsburg. „Wenn ich in die Geschichtsbücher eingehe als erster Trainer, der mit dem HSV absteigt, werde ich vielleicht auch der erste sein, der mit dem HSV wieder aufsteigt“, sagte er.
Noch schlechter scheint es da seinem Kollegen aus Nürnberg zu gehen. Gertjan Verbeek nämlich kann sich momentan nicht mal sicher sein, ob er die Mannschaft in den letzten drei Saisonspielen überhaupt noch betreuen darf. „Bis jetzt ist immer unser Ziel gewesen, die Saison mit ihm zu Ende zu bringen“, sagte Club-Chef Martin Bader am Montag.
Das war überraschend. Denn bis jetzt heißt eben auch: Und jetzt?
Den HSV oder Nürnberg, einen der beiden Traditionsklubs wird es diese Saison wohl sogar direkt erwischen im Abstiegskampf, so sieht es nach dem 31. Spieltag aus. Doch sie gehen unterschiedlich damit um:
HSV:
Sehr lange haben sich Mannschaft, Vorstand und wohl auch die Fans daran geklammert, dass das Undenkbare einfach nicht passieren kann, dass der HSV nach 51 Jahren ununterbrochener Bundesliga-Zugehörigkeit wirklich mal runter müsste. Doch nach der dritten Niederlage aus den letzten vier Spielen hat der HSV nur noch einen Punkt Vorsprung auf Nürnberg auf Platz 17 und vier Zähler Rückstand auf Stuttgart auf Rang 15.
„Nur Gott kann uns jetzt noch helfen", sagte Spielmacher Hakan Calhanoglu. „Der Kopf lähmt die Beine“, meinte Torhüter Rene Adler. „Sie haben nichts gezeigt“, wunderte sich auch Wolfsburgs Torjäger und Ex-HSV-Star Ivica Olic.
Selbst Slomka scheint den Glauben an Platz 15 vor den verbleibenden Partien in Augsburg und Mainz sowie dem Heimspiel gegen Bayern verloren zu haben. „Auch der Relegationsplatz kann ein Ziel sein", sagte er.
Die Fans scheinen derweil die Schnauze voll zu haben, zündeten Leuchtraketen im Stadion, warfen mit Absperrgittern und gröhlten fiese Parolen. Nur massive Polizeipräsenz verhinderte eine weitere Eskalation.
Nürnberg:
Beim Club sind sie zwar routinierter, was Abstiege anbelangt. Mit bis dato sieben sind sie gemeinsam mit Bielefeld schon Rekord-Absteiger, käme nun der achte dazu. Das Spiel gegen Leverkusen war am Samstag eine Blaupause der gesamten Saison: Der Club hielt wacker mit, hätte zumindest einen Punkt holen können – und stand am Ende doch wieder mit leeren Händen da.
Ja, dass die Anhänger nun den Glauben verloren hätten, „das kann ich mir vorstellen“, sagte Verbeek.
„Es ist zu früh, um aufzugeben, es ist noch nichts entschieden“, sagte er zwar – meinte aber wohl eher die Relegation. Doch ob Verbeek solange überhaupt noch in Nürnberg sein wird? In den nächsten „ein, zwei Tagen" würden Gespräche „mit dem Trainer“ geführt auf der Suche nach möglichen „Reizen“, sagte Bader, der Verbeek grundsätzlich auch als guten Trainer für einen möglichen Wieder-Aufstiegskampf hält.
Aber: Man müsse „natürlich auch die Ergebnisse sehen“.
fil