Hrubesch: Ungeheuer erfolgreich

Trainer Horst Hrubesch, der 2008 die deutsche U19 zum EM-Titel führte, startet am Montag gegen Favorit Spanien mit der U21 die Mission Europameisterschaft – mit Löwen-Profi Johnson.
von  Abendzeitung
Horst Hrubesch (58) coacht derzeit den deutschen Nachwuchs.
Horst Hrubesch (58) coacht derzeit den deutschen Nachwuchs. © dpa

Trainer Horst Hrubesch, der 2008 die deutsche U19 zum EM-Titel führte, startet am Montag gegen Favorit Spanien mit der U21 die Mission Europameisterschaft – mit Löwen-Profi Johnson.

GÖTEBORG Vielleicht ist es einfach sein Schicksal, dass ausgerechnet er, der sich mit aufgrund seiner 136 Toren in 224 Bundesligaspielen den Spitznamen „Kopfballungeheuer“ gefallen lassen musste, in seinen Mannschaften ohne richtige Mittelstürmer auskommen muss. Wenn die deutsche U21-Elf am Montag in Göteborg im ersten EM-Spiel auf Spanien trifft (20.45 Uhr/ZDF live), wird Trainer Horst Hrubesch darum im Bremer Mesut Özil und im Wolfsburger Ashkan Dejagah zwei gelernte Mittelfeldspieler an die vorderste Front schicken.

Aber das ist nichts, was Hrubesch aus der Ruhe bringen könnte. „Letztes Jahr hat uns bei der U19-Europameisterschaft in Tschechien auch ein Brecher vorne im Sturm gefehlt“, sagt er. Und trotzdem holte seine Elf den Pokal. Und nebenbei sanierte Hrubesch damit unbewusst auch ein bisschen den TSV 1860. Schließlich dribbelten sich in Tschechien Timo Gebhart und Savio Nsereko, beide bei den Löwen ausgebildet, in die Notizbücher der Talentspäher, und bald darauf zu Top-Vereinen: Gebhart wechselte für 3,6 Millionen Euro nach Stuttgart, für Nsereko kassierten die Löwen bei dessen Transfer von Brescia nach West Ham zudem noch eine stattliche Ausbildungsentschädigung. Aber das nur nebenbei.

Der Triumph bei der U19-EM war letztes Jahr vor allem der erste Titel einer deutschen Jugend-Nationalmannschaft nach 16 Jahren. Nun soll Hrubesch, nachdem die von Marco Pezzaiuoli trainierte U17 im April ebenfalls Europameister wurde, mit der U 21 den dritten Titel innerhalb eines Jahres besorgen.

Hrubesch: "Als Spieler habe ich außer der Weltmeisterschaft alles geholt"

Und Hrubesch, der 58-Jährige aus dem Ruhrpott, beim DFB im Jugendbereich das Mädchen für alles, will ihn holen. „Ich weiß, wie man gewinnt“, sagt er nicht ohne Ironie in der Stimme, „als Spieler habe ich außer der Weltmeisterschaft alles geholt.“ Als Trainer will er sich im Jugendbereich in die Geschichtsbücher schreiben. Obwohl er eher zufällig in die Jugendausbildung kam: Nachdem Hrubeschs einstiger Chef Erich Ribbeck nach der missratenen EM 2000 geschasst wurde, schickte der DFB Hrubesch zur Jugend. Seitdem trainierte er von der U16 bis zur U 21 beinahe alle Jugendmannschaften. Und immer war er ungeheuer erfolgreich.

„Er ist ein kompetenter Ausbilder und ein echtes Vorbild“, sagt DFB-Sportdirektor Matthias Sammer über ihn, der schon ein Buch über das Angeln von Dorschen geschrieben hat und ein weiteres über Bluthaflinger, also Pferde, in Arbeit hat. Hrubeschs größte Leidenschaft aber ist es, junge Fußballer zu fördern. Vielleicht, weil er als Jugendlicher immer durchs Raster gefallen war. „Als Spieler war ich ein Spätzünder, als Trainer bin ich es auch“, sagt er, der erst mit 24 Jahren Profi wurde und mit 29 in der Nationalmannschaft debütierte – ohne je in einer Jugendauswahl gespielt zu haben.

Heute ist das unvorstellbar. Beim DFB nehmen sie die Nachwuchsarbeit ernst. Im Kader für die EM in Schweden stehen mit Marko Marin, Sami Khedira, Gonzalo Castro und Mesut Özil vier Kicker, die schon fürs A-Team gespielt haben. Fürs Mittelfeld nominierte Hrubesch außerdem in Fabian Johnson lieber einen Löwen als die Bayern Toni Kroos (ausgeliehen an Leverkusen) und Alexander Baumjohann (kommt aus Gladbach). „Deren Position gibt es bei uns nicht“, sagt Hrubesch. Ein Satz, der viel aussagt über sein Selbstvertrauen. Genauso wie dieser: „Sicher reden wir hier immer von den spanischen Wunderkindern. Aber in Spanien reden sie auch von unseren Wunderkindern.“ dies, obwohl Spanien als absoluter Turnierfavorit gilt. „Wer Europameister werden will, muss eh alle schlagen“, meint Hrubesch noch.

Lange Zeit, den Triumph zu genießen, hätte Hrubesch übrigens nicht. Im September steigt in Ägypten schließlich die U20-WM. Und auch da will Hrubesch wieder ungeheuer erfolgreich sein.

Filippo Cataldo

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