Horror bei Hertha: „Auf die Fresse!“

Nach der 1:2-Pleite gegen Nürnberg, die Berlins Abstieg wohl besiegelt, stürmen 150 Chaoten aufs Spielfeld. Sie randalieren und wollen in die Kabine. Die AZ erklärt die Schande und die Folgen.
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Eine Schneise der Verwüstung zogen die Randalierer im Berliner Olympiastadion.
dpa Eine Schneise der Verwüstung zogen die Randalierer im Berliner Olympiastadion.

Nach der 1:2-Pleite gegen Nürnberg, die Berlins Abstieg wohl besiegelt, stürmen 150 Chaoten aufs Spielfeld. Sie randalieren und wollen in die Kabine. Die AZ erklärt die Schande und die Folgen.

BERLIN Der Stuhl von Friedhelm Funkel wackelt nicht. Er ist aus der Verankerung gerissen worden. Nachdem die Hertha im zwölften Heimspiel in Serie nicht gewonnen hatte, kam es zu Jagdszenen in der Hauptstadt. 150 Randalierer stürmten das Spielfeld, wollten sogar in die Spielerkabine. Ein einmaliger Vorgang.

Was ist passiert?

Als Nürnbergs Last-Minute-Sieg feststeht, reckt Gästekeeper Raphael Schäfer die Arme hoch – in Richtung Ostkurve. Dort stehen die Hertha-Fans. „Auf die Fresse!", hallt es. Flaschen, Feuerzeuge und Sitzschalen fliegen, Feuerwerkskörper explodieren. Die ersten Chaoten überwinden den Graben und die Plexiglaswand und stürmen den Innenraum. Es sind offenbar Randaleprofis dabei: Schal hoch, Kapuze zu. Die etwa 80 Ordner, darunter nicht wenige Frauen, weichen dem Mob aus und beschränken sich darauf, den Zugang zu den Kabinen zu versperren. Die Randalierer wüten: Fahnenstangen werden zu Lanzen, Bandenwerbung wird demoliert, die Trainer-Bank aus der Verankerung gerissen. Erst nach einigen Minuten kann die Polizei die Fans in ihren Block zurückdrängen.

Was sagen die Gäste?

Die Nürnberger flüchten in die Katakomben. Trainer Dieter Hecking schreit: „Die Türen zu!“ Abwehrspieler Andreas Wolf : „Die Leute sahen nicht sehr freundlich aus. Du musstest Angst haben, dass sie dir die Rübe einhauen. Da nimmst du nur noch die Beine in die Hand.“ Hecking forderte, „dass sich endlich welche finden, die Arsch in der Hose haben und dem Einhalt gebieten. Ich möchte nicht erleben, was passiert, wenn es den ersten Toten gibt. Wir müssen aufpassen, dass der Fußball nicht verkommt“.

Wie reagiert die Hertha?

Präsident Werner Gegenbauer sagt: „Das gehört nicht in ein Fußballstadion. Das Spiel unserer Mannschaft gab keinen Anlass, so mit dem Olympiastadion umzugehen.“ Manager Michael Preetz, der schon vor Spielende Tränen der Verzweiflung vergossen hat, erklärt: „Das war meine bitterste Stunde im Verein.“ Trainer Friedhelm Funkel, der im Amt bleiben soll, sagt: „Dieses Spiel hat uns sicher nicht geholfen." Auf der Vereins-Homepage: kein Wort zur Randale. Dort heißt es: „Hertha spielte 1:2 gegen Nürnberg“.

Wo war die Polizei?

Ein Polizeisprecher gab zu, dass beim Stand von 1:0 für Hertha ein Teil der Kräfte zum Berliner Ostkreuz abkommandiert worden sei. Dort seien frustrierte Anhänger des BFC Dynamo nach der Niederlage bei Energie Cottbus II erwartet worden. Nach dem Ausgleich der Nürnberger wurden die Beamten zum Olympiastadion zurückbeordert.

Was geschieht mit den Randalierern?

Die Polizei leitete 26 Strafverfahren ein. Manager Preetz kündigte rechtliche Schritte an: „Diese Leute wollen wir nicht im Stadion. Wir werden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln durchgreifen. Das kann bis zu bundesweiten Stadionverboten reichen.“

Wie reagieren DFB und DFL?

Liga-Präsident Reinhard Rauball fordert: „Gewalttäter dürfen keinen Platz im Fußball haben.“ Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn sagt: „Nach solchen Vorfällen wird vieles, wenn nicht alles auf den Prüfstand gestellt. Wir alle wollen, dass diese Fankurven bleiben, aber das muss ohne Gewalt gehen.“

Thomas Becker

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