Hoffenheim-Kicker Copado: Im Herzen ein Hachinger

Mitspielen kann Copado am Freitag wegen einer Grippe nicht – aber mitreden. Hier spricht er über seine neue Rolle in Hoffenheim, eine Zukunft in München und seine Abneigung gegen 1860.
von  Abendzeitung
Francisco Copado will ab Januar wieder für Unterhaching jubeln.
Francisco Copado will ab Januar wieder für Unterhaching jubeln. © dpa

HOFFENHEIM - Mitspielen kann Copado am Freitag wegen einer Grippe nicht – aber mitreden. Hier spricht er über seine neue Rolle in Hoffenheim, eine Zukunft in München und seine Abneigung gegen 1860.

AZ: Herr Copado, nach Hoffenheims 3:0 gegen Bielefeld, haben sie gesagt: Bayern kann gerne Herbstmeister werden, Hauptsache wir werden am Ende Meister! Wird die TSG 1899 deutscher Meister?

FRANCISCO COPADO: Ach, das war doch nur ein Späßchen. Mich hat einfach diese ständige Diskussion um die Herbstmeisterschaft aufgeregt. Ist doch völlig egal, wer Herbstmeister wird, davon kann man sich am Ende nichts kaufen, das ist ja ein Titel ohne Wert. Deshalb habe ich diesen Spruch gemacht.

Sie sind mit 34 Jahren ein Routinier und schon weit rumgekommen im Fußball. Wie sehen Sie als erfahrener Profi die Entwicklung der TSG 1899?

Es ist einfach überragend, was hier gerade passiert. Das kann man auch gar nicht mit anderen Vereinen vergleichen. Die Mannschaft der TSG ist richtig gut zusammengewachsen. Wir spielen fantastischen Fußball, die Euphorie ist riesig und die Resultate stimmen. Und ich bin mir sicher: Nicht nur gegen Bayern, sondern auch in der Rückrunde werden wir weiter für Furore sorgen.

Sie selbst auch? Am Freitag in München müssen Sie wegen einer Grippe aussetzen. Überhaupt werden Sie sonst nur noch eingewechselt, dabei waren Sie im vergangenen Jahr in der Zweiten Liga noch eine Säule des Teams.

Es lief bei mir bis Anfang der Saison hervorragend, aber ich wusste auch, dass irgendwann ein Schnitt kommt und der Trainer auf jüngere Spieler vertrauen wird.

Ihr Verhältnis zu Rangnick war in der Vergangenheit belastet, vor allem nachdem er Ihnen die Kapitänsbinde abgenommen hatte. Wie ist Ihr Verhältnis heute?

Das war damals natürlich sehr bitter für mich. Aber der Erfolg hat ihm Recht gegeben. Wenn Erfolg da ist, hat man alles richtig gemacht. Es geht bei uns nicht um Einzelne, sondern um die ganze Mannschaft. Ich weiß, was ich an unserem Trainer habe, und er weiß, was er an mir hat. Ich glaube, er hat Großartiges geleistet, ich konnte aber auch meinen Beitrag leisten. Ich habe mit meinen Toren geholfen, Hoffenheim von der dritten in die erste Liga zu schießen. Ich habe höchsten Respekt für Ralf Rangnick, und er gibt mir das Gefühl, immer noch wichtig zu sein.

Sie wurden in dieser Saison erst sechs Mal eingewechselt und haben gegen Bielefeld Ihr erstes Saisontor gemacht. Genügen Ihnen diese Kurzeinsätze?

Mein Vertrag in Hoffenheim läuft noch 18 Monate. Mein Ziel ist es natürlich, so häufig wie möglich zu spielen. Wie es nach Vertragsende bei mir weiterläuft, weiß ich schon sehr genau. Ich habe meine Pläne geschmiedet. Aber was genau, das werde ich für mich behalten.

Beim TSV 1860 könnte man einen Torjäger wie Sie gut gebrauchen. Die Löwen haben ja eine chronische Abschlussschwäche vor dem Tor.

Ich weiß, dass es da immer Spekulationen gab. Aber die Löwen sind kein Verein für mich. Für 1860 zu spielen – damit könnte ich mich nicht identifizieren.

Woher rührt die Abneigung?

Wenn wir gegen 1860 gespielt haben, wurde ich von den Fans beleidigt und beschimpft. Das traf mich ins Herz.

Wäre es nicht eine schöne Idee, im Herbst Ihrer Karriere zur SpVgg Unterhaching zurückzukehren, wo Sie fünf Jahre gespielt haben?

Haching ist und bleibt der Verein meines Herzens. Die haben mir so viel gegeben, das wird immer in meinem Herzen bleiben. Vielleicht schnüre ich mit 36 Jahren doch noch mal die Schuhe für Haching. Aber die nächsten zwei Jahre will ich noch auf höchstem Niveau spielen.

Ihre Frau Eva ist die Tochter von Hachings Mäzen Toni Schrobenhauser. Sie haben viele Verbindungen nach München und in die Region. Sehen Sie Ihre Zukunft dort?

Meine ferne Zukunft ja. Meine Frau ist Münchnerin und ich liebe die Stadt. Wir werden auf jeden Fall nach meiner Karriere dort leben.

Was sagt Ihr Schwager Hasan Salihamidzic, der Ex-Bayern-Profi, der heute für Juventus Turin spielt, zum Wunder von Hoffenheim?

Es freut ihn sehr. Wir sind ständig in Kontakt. Er schreibt mir nach jedem Spiel SMS und gratuliert mir, wenn ich selbst auch spielen durfte. Und im italienischen Fernsehen zeigen sie jetzt ja auch ab und zu was von Hoffenheim. Er verfolgt die Entwicklung genau.

Wird Hoffenheim also Meister?

(lacht) Die Chancen nach jetzigem Tabellenstand stehen wohl ganz gut.

Interview: Reinhard Keck

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