Höhenflug mit Hüpfburg

Das Länderspiel gegen die USA in Augsburg ist restlos ausverkauft. Ein Experte erklärt den Boom– und was die WM 2011 in Deutschland bewirkt.
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Neuerdings Publikumsmagneten: DFB-Frauen wie Fatmire Bajramaj
Bongarts/Getty Images Neuerdings Publikumsmagneten: DFB-Frauen wie Fatmire Bajramaj

Das Länderspiel gegen die USA in Augsburg ist restlos ausverkauft. Ein Experte erklärt den Boom– und was die WM 2011 in Deutschland bewirkt.

AZ: Herr Meuren, Bundestrainerin Silvia Neid sagt: „Früher kamen die Zuschauer höchstens, um zu gucken, ob wir nach dem Spiel die Trikots tauschen. Heute wollen sie uns Fußball spielen sehen.“ Das Länderspiel am Mittwoch in Augsburg gegen die USA ist ausverkauft. Woher rührt die Begeisterung?

DANIEL MEUREN: Da gibt es zwei Gründe: Zum einen weckt Erfolg Neugierde. Und der Erfolg wird beim DFB inzwischen mit großem finanziellem Engagement vermarktet. Und es spricht sich herum, dass diese Spiele ein richtiges Family-Event geworden sind, mit Hüpfburg und allem drum und dran. Bei Männern wäre eine Hüpfburg undenkbar, weil diese nach fünf Minuten entweder zerstört wäre oder da eine Schlägerei stattfinden würde. Und verglichen mit Männerfußball ist ein Spielbesuch mit kompletter Familie noch erschwinglich.

AZ: Deutschland ist Europameister 2009. Wie 1989, 1991, 1995, 1997, 2001 und 2005. Wird diese Dominanz nicht auch mal langweilig?

Langeweile ist sicherlich eine Gefahr, weil die Deutschen in Europa aufgrund der professionellen Strukturen rund um die Nationalmannschaft momentan zu überlegen sind. Aber deswegen ist gerade das Spiel in Augsburg gegen die USA eine ganz spannende Sache, weil das die einzige Mannschaft ist, die vielleicht noch einen Tick besser ist als die der Deutschen. Die USA sind momentan die Nummer eins der Weltrangliste und Olympiasieger. In Augsburg wird man sehen, dass die DFB-Frauen auch noch verlieren können. Vielleicht.

AZ: Wieder mal haben die Klubs gehofft, dass ein Erfolg der Nationalelf wie der EM-Titel einen Schub für den Ligaalltag gibt. Die Bayern-Frauen spielen in Aschheim aber weiter vor nur wenigen Fans.

Am Sonntag war ich beim Spitzenspiel Frankfurt gegen Duisburg. Es waren fast 3000 Zuschauer da, bei den Männern wären das gehobene Regionalliga- bis Drittligabedingungen. Wo es wirklich einen Frauenfußballverein gibt, der dort seine Heimat hat, da funktioniert das offenbar. Die Bayern-Frauen sind ein Sonderfall, die spielen zum einen weit draußen, und viele sehen sie lediglich als kleinen Ableger von Ribéry & Co. Ihnen fehlt eine eigene Identität. Das geht den Frauen in Hamburg oder Wolfsburg genauso.

AZ: Ihr Buch heißt: „Frauenfußball – der lange Weg zur Anerkennung.“ Welche Rolle spielt dabei die WM 2011 in Deutschland?

Sie ist das Nonplusultra für den Frauenfußball in Deutschland. Die Fußballmädchen auf den Tribünen werden einen riesigen Motivationsschub bekommen, ihren Vorbildern weiter nachzueifern. Und es wird ein Bewusstsein geschaffen, dass neben der Männerfußballwelt auch noch eine eigene Frauenfußballwelt vorhanden ist, die man nicht immer mit dem Sport der Männer vergleichen, sondern gesondert respektieren sollte. Im Tennis ist das ja schon mal gelungen: Steffi Graf hat man bewundert, obwohl ihr Tennis naturgegeben schwächer war als das von Boris Becker.

Interview: Silke Wiesinger

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