Hildebrand: "Jetzt kriege ich auf die Fresse"

Mit einem kapitalen Fehler leitete Timo Hildebrand die 0:3-Pleite von Schalke 04 bei FC Chelsea ein. Die Torwartdiskussion bei den Königsblauen geht in die nächste Runde.
SID |
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Timo Hildebrand (l.) patzte beim Schalke 0:3 beim FC Chelsea schwer.
dpa Timo Hildebrand (l.) patzte beim Schalke 0:3 beim FC Chelsea schwer.

London - Das Hohngeschrei der englischen Fans war gerade verstummt, da schwante Timo Hildebrand neues Ungemach. "Ich kriege jetzt wieder auf die Fresse, jeder ruft jetzt wieder eine Torwartdiskussion aus", orakelte der Keeper von Schalke 04 nach seinem kapitalen Fehler beim 0:3 (0:1) in der Champions League beim FC Chelsea. Und trotzig fügte der 34-Jährige an: "Ich kann damit leben, ich mache weiter mein Ding."

Dass er ausgerechnet im Land der kuriosen Torhüter-Pannen zur Lachnummer wurde, war für Hildebrand schon bitter genug. Doch das Schlimmste kommt wohl noch: Die Chancen, dass sein zum Saisonende auslaufender Vertrag verlängert wird, sind weiter gesunken. Schalke wird die Suche nach einem neuen Schlussmann, die hinter den Kulissen schon lange begonnen hat, intensivieren. Man sondiere den Markt, bestätigte Sportvorstand Horst Heldt bereits.

Für seinen Aussetzer vor dem entscheidenden 0:1 (31.) entschuldigte sich Hildebrand in der Halbzeitpause bei der Mannschaft und anschließend über Facebook bei allen Fans: "Großes Sorry!" Die englischen Medien, traditionell mit den Patzern ihrer Torhüter beschäftigt, sezierten genüsslich den ungewohnten Fauxpas eines deutschen Schlussmannes. 17,7 Sekunden habe Hildebrand gewartet, bis er den Ball gegen den Fuß des heranstürmenden Samuel Eto'o schoss, rechnete die Daily Mail vor.

Die Bilder, wie der Ball vom Kameruner ins Tor trudelte, dominierten die Sportseiten. Mancher vermutete gar übernatürliche Gründe: Weil vor sieben Jahren die Asche der Chelsea-Stürmerlegende Peter Osgood unter dem Elfmeterpunkt im sogenannten Shed End vergraben wurde, verfolge die Keeper auf dieser Seite des Stadions an der Stamford Bridge ein Spuk, mutmaßte die Daily Mail. Schon Cardiffs David Marshall und ManCitys Nationaltorwart Joe Hart hatten in den letzten Wochen an selber Stelle entscheidend gepatzt.

Dabei hatte Hildebrand die traditionsreiche Arena im Stadtteil Fulham bislang eigentlich in guter Erinnerung gehabt. Mit dem VfB Stuttgart hatte er am 9. März 2004 im Achtelfinale der Champions League bei den Blues ein 0:0 erkämpft – zum Weiterkommen reichte es zwar nicht, aber Hildebrand ist bis heute der einzige Bundesliga-Torwart, der in einem Europapokalspiel an der Stamford Bridge ohne Gegentor blieb.

Neuneinhalb Jahre danach dürfte sich die Karriere des Ex-Nationaltorwarts dem Ende zuneigen. Vor zwei Jahren schien sie schon beendet, da holte ihn Schalke aus der Arbeitslosigkeit – aus der Not heraus, weil sich der als Nachfolger für Manuel Neuer vorgesehene Ralf Fährmann schwer verletzt hatte. Hildebrand erkämpfte sich erst nach langem Hin und Her den Stammplatz im Tor, begleitet von latenter Kritik und der Einschätzung, dass Schalke ein wirklicher Klassetorwart fehle.

In den letzten Wochen schien Hildebrand zu zeigen, dass er kein Auslaufmodell ist. Vor allem beim 2:0 bei Hertha BSC brillierte er und feierte seinen 100. Zu-Null-Sieg in der Bundesliga. "Er hat zuletzt sehr gut gehalten", meinte auch Trainer Jens Keller, "das wird ihn nicht runterziehen, er wird die Leistungen der letzten Wochen auch in Zukunft zeigen." Besonders bitter: Bis auf den Mega-Patzer hielt Hildebrand fehlerlos. Einen Freistoß von André Schürrle parierte er kurz vorher sogar glänzend. Bei den weiteren Toren von Eto'o (54.) und Demba Ba (83.) war er machtlos.

Hildebrand und Schalke kam immerhin zugute, dass der Konkurrent FC Basel auch im zweiten Duell mit dem Tabellenletzten Steaua Bukarest nicht über ein 1:1 hinauskam. Die Königsblauen liegen als Zweiter der Gruppe E vor den letzten beiden Spielen noch einen Punkt vor den Schweizern. "Wir sind noch gut im Rennen", meinte Keller.

Heldt spekulierte gar auf den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale in drei Wochen in Bukarest. "Wenn wir da gewinnen, können wir schon alles klar machen – wenn Chelsea in Basel gewinnt", rechnete der Sportvorstand vor. Doch zunächst steht die Bundesliga auf dem Programm. Gegen Werder Bremen wollen die Königsblauen am Samstag ihren Rückstand auf die Spitze verkürzen. Ob die in London verletzt ausgewechselten Julian Draxler (Schienbeinprellung) und Kevin-Prince Boateng (Schlag auf das lädierte Knie) mitwirken können, ist offen.

 

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