Hier macht Otto die alte Dame fit
Otto Rehhagel hat bei Hertha BSC sein erstes Training beaufsichtigt. Auch ein Wintereinbruch konnte den Routinier nicht vom Übungsplatz fernhalten. Zunächst geht es um den Klassenverbleib – gleichzeitig kokettiert Rehhagel aber mit einem längeren Engagement.
Berlin – Dick eingepackt gab Otto Rehhagel im dichten Berliner Schneetreiben nach mehr als elf Jahren sein Comeback auf einem Bundesliga-Trainingsplatz. Im Daunenmantel beaufsichtigte der 73-jährige Fußball-Altmeister am Dienstag seine erste Übungseinheit bei Hertha BSC. Den Auftakt der Mission Klassenverbleib konnten auch ein Wintereinbruch und widrigste äußere Bedingungen nicht verzögern.
Schon um 08.15 Uhr hatte sich Rehhagel auf der Geschäftsstelle des krisengeschüttelten Berliner Clubs den Mitarbeitern vorgestellt. In einer folgenden halbstündigen Ansprache schwor er die Mannschaft auf die verbleibenden zwölf Partien ein – und hinterließ dabei mächtig Eindruck. „Wenn ein Otto Rehhagel einen Raum betritt, füllt er den Raum“, berichtete Mittelfeldspieler Peter Niemeyer. Es gehe darum, „unnötige Kriegsschauplätze“ zu vermeiden, hatte Rehhagel bereits bei seiner Präsentation in der Hauptstadt am Sonntag unterstrichen.
Um 10.12 Uhr schickte Rehhagel die Spieler erstmals auf den schneebedeckten Trainingsplatz. Die Übungseinheit, die zunächst von den Assistenden René Tretschok und Ante Covic geleitet wurde, begann mit einem internen Trainingsspiel. Rehhagel selbst – im Gegensatz zu fast allen anderen Akteuren auf dem Feld ohne wärmende Mütze – griff nach rund 40 Minuten erstmals ein, brach die Partie ab und versammelte seine Profis für Anweisungen zu einem Kreis.
Rund 60 Fans und etliche Journalisten wohnten dem winterlichen Betrieb bei. Am Montag hatte sich Rehhagel schon mit dem Trainerteam Tretschok/Covic zusammengesetzt, zum Abendessen traf er sich mit Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer. Die Hertha-Bosse hatten den früheren Erfolgscoach von Werder Bremen, dem 1. FC Kaiserslautern und der griechischen Fußball-Auswahl als Retter an die Spree gelockt. Von einem Schlussakt seiner langen Trainerkarriere will der gebürtige Essener aber nichts wissen. Schon bei seiner Eröffnungspressekonferenz hatte er betont:
„So lange ich lebe, will ich Spannung haben. Ich fühle mich gesund und fit.“ In der „Bild“ (Dienstag) legte Rehhagel, der einen Vertrag bis Saisonende besitzt, nach: „Wenn man mich um Hilfe bittet, könnte ich mir auch eine Rolle als sportlicher Berater vorstellen. Alles ist offen. Aber jetzt zählen nur die nächsten drei Monate bei Hertha!“ Präsident Gegenbauer meinte kryptisch:
„Es liegt jetzt an uns, seine Erfahrung auch in Zukunft für Hertha BSC zu nutzten.“ Zunächst geht es darum, am Samstag beim FC Augsburg nach sechs Pleiten in diesem Jahr erstmals wieder ein Erfolgserlebnis zu feiern. Rehhagel wird dann zum 821. Mal als Trainer bei einem Bundesligaspiel an der Seitenlinie stehen.