„Hey, da fährst du hin!“

Warum Comedian Michael Mittermeierunbedingt im WM-Land Südafrika auftreten wollte. Nun ist er beeindruckt, schwärmt vomMut und vom Humor der Menschen am Kap.
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„Was sehr bewegend war, waren die Kids in den Townships, in den Armenvierteln – welche Hoffnung, welche Kraft die hatten“: Michael Mittermeier in Kapstadt.
privat „Was sehr bewegend war, waren die Kids in den Townships, in den Armenvierteln – welche Hoffnung, welche Kraft die hatten“: Michael Mittermeier in Kapstadt.

Warum Comedian Michael Mittermeierunbedingt im WM-Land Südafrika auftreten wollte. Nun ist er beeindruckt, schwärmt vomMut und vom Humor der Menschen am Kap.

AZ: Servus Herr Mittermeier. Seit zwei Jahren haben sie eine Tochter, seit zwanzig Jahren eine Frau. Da wird das WM-Fieber sicher von den Damen unterdrückt, oder?

MICHAEL MITTERMEIER: (lacht) Das geht super! Meine Frau ist, wie ich, total fußballbegeistert. Die Kleine hat sich dazu noch nicht geäußert. Wir schauen jedes Turnier. Die EM 2004 zum Beispiel haben wir auf Bali verfolgt. Da mussten wir um drei Uhr in der Nacht aufstehen, um die Spiele zu sehen. Das war Hardcore! Bei der WM 2006 waren wir viel im Stadion . Seit dem wir schwanger waren, also meine Frau, mache ich ja weniger. Na ja, eigentlich mach ich mehr, aber das merke ich nicht. Ich habe jetzt ein Buch geschrieben, habe die Dokumentation aufgenommen und habe jetzt Zeit die WM in Südafrika zu genießen.

Das ein so witziger Kerl wie Sie Comedy macht, daran hat sich Deutschland gewöhnt. Dass Sie jedoch eine DVD produzieren, auf der Sie nicht nur beim „Capetown International Comedy Festival“ glänzen, sondern auch auf die Probleme Südafrikas hinweisen, das überrascht. Wie kam es zu dieser Dokumentation?

Das war absoluter Zufall. Ich wollte mal wieder einen Live-Auftritt machen. Dann ist durch Zufall die Generalkonsulin von Südafrika in meine Nachbarschaft gezogen. Auf ihrer Begrüßungsparty haben wir uns kennengelernt. Als wir über das Comedy-Festival in Kapstadt gesprochen haben, dachte ich mir: „Hey da fährst du hin!“ Mich hat interessiert, wie das Land wirklich ist, weil zu der Zeit wirklich nur schlecht über Südafrika berichtet wurde. Ich wollte da hinfliegen und einerseits das Festival zeigen, zeigen wie Südafrika lacht und klarmachen, dass Afrika Humor hat. Und andererseits die Townships, die Stadien und das Land besuchen. Ich bin happy, dass es eine gute Mischung geworden ist.

Und wie war Ihr Eindruck von Südafrika?

Südafrika ist ein sehr, sehr offenes Land mit viel Humor. Die Leute sind wahnsinnig freundlich und motiviert. Natürlich gibt es Probleme wie Korruption, Kriminalität und Aids. Aber man muss auch bedenken, dass sie erst seit 16 Jahren eine Demokratie haben. Die Südafrikaner müssen sich daran erstmal gewöhnen. Aber von den Politikern, die ich kennengelernt habe, bis zu den Menschen in den Townships – die wollen alle nach vorne.

Wenn sie zurückdenken, was hat Sie an der Tour denn am meisten beeindruckt?

Einmal war es ein tolles Erlebnis ein Programm auf Englisch über 90 Minuten zu machen. Wie das Publikum abgegangen ist, das war genial. Aber was auch sehr bewegend war, waren die Kids in den Townships, in den Armenvierteln. Welche Hoffnung, welche Kraft die hatten. Da waren 16-jährige Jungen, die haben hunderten von Jugendlichen geholfen - haben sie über die Gefahr von Aids aufgeklärt. Es gibt halt Jugendliche, die denken: „Wofür soll ich mich vor Aids schützen, wenn ich eh nur 25 Jahre alt werde?“ Und dann zu erleben, wie sie sich gegenseitig Mut machen – das ist toll! Ich habe da einen sehr bekannten, einheimischen Comedian kennengelernt. Der kam auch von ganz unten und hat es nach ganz oben geschafft. Der ist da ein Hero! Aber ich habe auch eine Neunjährige erlebt, die ihre ganze Familie ernährt. So etwas macht nachdenklich.

Finden Sie es in Ordnung, dass trotz dieser großen Not so viel Geld in die WM-Stadien gesteckt wurde?

Man darf das nicht in Zahlen sehen. Die WM bringt das Land auf jeden Fall nach vorne – in Sachen Infrastruktur, in Sachen Tourismus. Und sie bekommen Aufmerksamkeit. Wenn man über den finanziellen Wert der WM für Südafrika redet, frage ich mich etwas anderes: Warum steckt die FIFA 99,999 Prozent des Gewinns ein, anstatt einem so armen Land zu sagen: Hey, wir helfen euch, ihr bekommt mehr Prozente ab? Aber die WM wird dem Land mit Sicherheit auch einen wirtschaftlichen Schub geben.

Zum Fußball: Haben Sie eigentlich im DFB-Team einen aktuellen Lieblingsspieler?

Ich finde ein paar Spieler gut. Ich mag den Lahm sehr gern. Ich weiß noch sein erstes Tor bei der WM 2006, da saß ich fast hinterm Tor. An so etwas erinnert man sich sein Leben lang. Auch den Müller mag ich gern! Hey, der ist eine Läufersau vor dem Herrn! Der bekommt bald den Olic-Gedächtnis-Preis. Ich glaube aber auch, dass der Toni Kroos noch viel Freude machen wird. Und Schweinsteiger! Den muss man auch wieder erwähnen! Der hat ja nach der WM 2006 eine Auszeit von zwei, drei Jahren genommen, aber seitdem er keine Frisur mehr hat, spielt er wieder richtig guten Fußball. Wahrscheinlich ist es das: Haare weg, Fingernägel nicht mehr lackieren – und jetzt steht der da in der Mitte und ist da! Und auf den Marin bin ich noch gespannt! Der is soooo klein! Der ist ja noch kleiner wie klein! Ich glaub’ Gerd Müller schaut auf den runter, wenn er mit dem spricht.

Und wer wird Weltmeister? Eine Prognose, bitte?

Mein Wunsch wär’ Südafrika. Die Feier hat noch kein Land dieser Welt erlebt, wenn die Weltmeister werden! Und realistisch? Spanien spielt sicher vorne mit. Bitte nicht die Italiener! Ich will diesen Fußball nicht mehr sehen!

Und die DFB-Elf?

Das Achtelfinale sollten wir mindestens erreichen! Aber wenn die Mannschaft zusammenwächst, können wir schon noch weiter kommen! Wir haben nämlich wirklich gute Spieler. Jetzt wird sich zeigen, ob der Jogi Löw auch ein Motivator ist. Ein besserer Trainer als der Klinsmann, der vom Fußball keine Ahnung hat, ist er eh.

Interview: Moritz Scheidl

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