„Heute spielen die Unseren wieder“
Michael Hofmann feiert mit Regensburg Erfolge, spielt im Pokal – und bleibt doch 1860 treu.
AZ: Vier Liga-Spiele ohne Gegentore, das klingt auf Ihre alten Tage rekordverdächtig, so eine Serie hatten Sie in 14 Jahren beim TSV 1860 nie, oder, Herr Hofmann?
MICHAEL HOFMANN: Nein. Das Längste waren mal drei Spiele zu Null. Vor sechs Jahren, zwischen 3. und 5. Spieltag, noch unter Rudi Bommer. Am 6. Spieltag haben wir dann eins-eins in Cottbus gespielt, Thurk hat in der 73. Minute den Ausgleich erzielt. Aber vier Ligaspiele ohne Gegentor, das ist mir auch noch nicht geglückt.
Ein zweiter Frühling im Spätherbst der Karriere.
Ich schätze das sachlich ein. Die ersten Spiele liefen super. Und ich bin nicht so arrogant und sage, dass das allein mein Anteil ist. Ich habe vor mir ein Mittelfeld, das alles abräumt, eine Abwehr, die die Dinger wegköpft, das hilft mir. So richtig unter Dauerbeschuss war ich bisher nicht. Und wenn Flanken reinkommen vors Tor, hat man in der 3. Liga auch mehr Zeit als Torwart.
Wie meinen Sie das?
Es ist einfach alles einen Tick langsamer. 1. Liga, da braucht man nicht reden, da pfeifen die Bälle nur so rein. 2. Liga ist auch mehr Tempofußball. Ich persönlich komme hier besser zurecht. Die Leute sagen ja schon: Mensch, was ist denn mit dem Hofmann los, der rennt ja auf einmal durch den ganzen Strafraum. Aber Glück brauchst du auch. Beim 3:0 gegen Haching bin ich bei 0:0 dumm rausgelaufen. Wenn’s blöd läuft, führen die. Da musst Realist bleiben.
Halten Sie denn den Aufstieg in die 2. Liga für realistisch? Sie sind jetzt immerhin Zweiter hinter Offenbach.
Eben, das ist ja auch so was. Du musst die Leute hier teilweise einbremsen. So eine Serie hat immer die Gefahr, dass junge Spieler abheben. Wir wollen in der Liga bleiben, das ist das Ziel. Genießen tu ich das trotzdem, ist doch klar. Nach einem Jahr ohne Spielpraxis dachte ich ja auch: Mein Gott, wie geht das weiter? Aber dass es so gut läuft, ist ja auch eine Bestätigung. Aber ich habe in meiner Zeit bei Sechzig so viele Höhen und Tiefen erlebt, da lernt man, das einzuschätzen.
Klingt nach Altersweisheit.
Man lernt dazu, wird entspannter. Am Boden bleiben, ganz wichtig. Wenn man unerfahren ist, tappt man schon mal in ein Fettnapferl, mit Aussagen, wo du nachher sagst: Das hättest moderater formulieren können. Aber künsteln konnte ich nie, ich musste einfach immer ehrlich sein.
Darum auch die öffentliche Verbitterung über den Abschied bei Sechzig, als Sie jüngst beklagten, Geschäftsführer Manfred Stoffers habe Sie loswerden wollen? Der konterte daraufhin, Sie hätten zu viel Geld verlangt.
Die Äußerung war lächerlich. Bei Sechzig habe ich nicht aufs Finanzielle geschaut.
Nein?
Nein. Das habe ich schon 2004 nicht, als wir abgestiegen sind. Damals war ich der Erste, der für die 2. Liga unterschrieben hat. Das Geld war mir wurscht. Wenn es mir ums Geld gegangen wäre, wäre ich woanders hingegangen. Aber das sind alte Kamellen. Ich habe auch mit Miki Stevic (1860-Sportdirektor, d.Red.) vereinbart, dass wir da nicht mehr herumwühlen, sondern jeder sein Ding macht, dann sehen wir weiter.
Sie hoffen also weiter auf eine Rückkehr zu den Löwen?
Ich fühle mich wirklich sehr wohl, im Winter setzen wir uns zusammen. Ich kann mir auch vorstellen, noch ein Jahr beim Jahn dranzuhängen. Und dann sehen wir weiter. 14 Jahre bei Sechzig, das kannst doch nicht wegwischen.
Das Blaue kommt also auch in Regensburg noch durch?
Ja klar, beim Jahn machen sie sich ja schon lustig, wenn ich von „meinen Sechzgern“ spreche oder sage: „Heute spielen die Unseren wieder.“ Übel nimmt mir das keiner. Die wissen ja, wo ich herkomme. Am 29. August bin ich auch in der Arena beim ersten Löwen-Heimspiel gegen Osnabrück.
Erst einmal geht es am Freitag im Pokal gegen Bielefeld.
Das wird auch ein Highlight, und danach kommen ja auch in der Liga die richtigen Kracher: in Offenbach, dann Braunschweig daheim. Das sind mal richtige Kaliber. Ich muss gefeit sein, dass es irgendwann einmal auch wieder einschlägt.
Interview: Florian Kinast
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