Hertha BSC: Der Micky-Maus-Klub

Bei der Mitgliederversammlung des Absteigers Hertha BSC gibt es Pfiffe und Buhrufe für Manager Preetz - und Einsichten der Bosse: „Hertha bietet ein Bild großer Zerrissenheit“
von  tbc

Bei der Mitgliederversammlung des Absteigers Hertha BSC gibt es Pfiffe und Buhrufe für Manager Preetz - und Einsichten der Führungsriege: „Hertha bietet ein Bild großer Zerrissenheit“

Berlin - Die Versammlung war noch jung, da sagte Ex-Präsident Bernd Schiphorst diesen Satz: „Hertha ist kein Micky-Maus-Klub.“ Er meinte das ernst, belegte die gewagte These mit der Zahl 70 Millionen Euro, die der Klub in der Bundesliga umgesetzt habe und wies auf die vielen hundert Arbeitsplätze hin, die am Verein hängen. Alles richtig, aber wer die Mitgliederversammlung im Kongresszentrum am Berliner Funkturm noch eine Weile verfolgte, der musste folgern: Hertha ist doch ein Micky-Maus-Klub.

„Wir müssen davon ausgehen, dass wir abgestiegen sind“

Vor 3199 Mitgliedern hat der Absteiger die verheerende Saison überraschend deutlich aufgearbeitet. Vor allem Manager Michael Preetz wurde von Pfiffen und Buh-Rufen empfangen. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir abgestiegen sind. Aber wir kämpfen nicht, weil wir schlechte Verlierer sind, sondern kämpfen für Gerechtigkeit“, sagte Preetz, der am Ende mehr Applaus als Pfiffe erntete.
Preetz würdigte die Verdienste von Ex-Trainer Markus Babbel, mit dem er sich im Winter überworfen hatte und der daraufhin gehen musste. „Das Abschneiden in der Hinrunde war ohne Frage auch das Verdienst von Babbel und Co-Trainer Rainer Widmayer.“ Dennoch übte Preetz erneut Kritik am jetzigen Hoffenheim-Trainer. Babbel habe seinen Maßstäben in Sachen Ehrlichkeit und Vertrauen nicht genügt, sagte Preetz. Interimstrainer Otto Rehhagel bezeichnete er dagegen als „großes Vorbild“, das für den Verein gekämpft habe.

Personell sollen Thomas Kraft, Peter Niemeyer, Lewan Kobiashwili, Roman Hubnik und Fabian Lustenberger das Korsett für die neue Saison werden. Kobiashwili wurde ebenfalls mit Pfiffen bedacht – gegen den 34-Jährigen läuft ein Verfahren beim DFB-Sportgericht. Er soll Schiedsrichter Wolfgang Stark nach dem Relegationsspiel bei Fortuna Düsseldorf geschlagen haben. Ihm droht eine zweijährige Sperre.

Zuvor hatte Aufsichtsratschef Bernd Schiphorst deutliche Worte gefunden: „Hertha bietet ein Bild großer Zerrissenheit. Es ist uns nicht gelungen, die Nach-Hoeneß-Ära erfolgreich zu gestalten“, sagte der Ex-Präsident. Zudem verteidigte er Preetz, der Hoeneß nach dessen Beurlaubung 2009 als Manager beerbte. Dieser habe „viel Kritik einstecken müssen, aber so einfach sind die Dinge nicht. Preetz hat Fehler gemacht, aber auch andere Sportliche Leiter hatten die Seuche und haben dann den richtigen Trainer verpflichtet“, so Schiphorst. Er appellierte an die Mitglieder, bei der Präsidentenwahl (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen) „Vernunft walten zu lassen.“

Im Laufe der Abends hatte sich Präsident Werner Gegenbauer zur Wiederwahl gestellt. Ebenso sollten die Mitglieder abstimmen, ob Hertha dem Urteil des DFB-Bundesgerichts zustimmt, das den Einspruch der Berliner gegen die Wertung des zweiten Relegationsspiels gegen Düsseldorf abgewiesen hatte.

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