Heftiger Gegenwind für Platini

Nachdem Michel Platini seinen Hut in den Ring geworfen hat, wird er von den Rivalen um den FIFA-Thron bereits heftig attackiert. Unterstützung kommt aus England und Asien.
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Die FIFA braucht Reformen – und bekommt Michel Platini.
dpa Die FIFA braucht Reformen – und bekommt Michel Platini.

Frankfurt/Main - Sein Ex-Strohmann Prinz Ali fiel Michel Platini sofort in den Rücken, der südkoreanische Auto-Milliardär Chung Moon-Joon ließ sich für seine Attacke einen Tag Zeit - und zwei oder drei weitere Rivalen werden sich dem Boss der Europäischen Fußball-Union (UEFA) auf seinem Weg zur Macht beim taumelnden Weltverband FIFA auch noch in den Weg stellen.

Platini gilt nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur zwar als der große Favorit, seine Wahl zum Präsidenten der tief in der Krise steckenden FIFA wird aber kein Selbstläufer - obwohl der 60-Jährige angeblich von vier der sechs Kontinentalverbände (Europa, Südamerika, Nord- und Mittelamerika sowie Asien) unterstützt wird.

Dafür bietet der frühere Offensivstar einfach eine zu große Angriffsfläche, die seine Glaubwürdigkeit als Reformer in Zweifel ziehen. Auf diese Schwachstellen - Platinis frühere Nähe zum scheidenden FIFA-Boss Joseph S. Blatter, die Vorwürfe der Vetternwirtschaft und sein Image als undurchsichtiger Strippenzieher ohne Transparenz nach außen - werden die Gegner des Franzosen in den sieben Monaten bis zum Wahlkongress am 26. Februar 2016 in Zürich unaufhörlich zielen.

Die potenziellen Gegenkandidaten Ali bin Al Hussein (39) und Chung (63) haben umgehend die Finger in Platinis Wunden gelegt. Liberias Verbandsboss Musa Bility (48), das brasilianische Idol Zico (62) und die argentinische Skandal-Ikone Diego Maradona (54) werden dies auch tun, falls sie tatsächlich antreten.

Lesen Sie hier: Zico will weiter FIFA-Boss werden

Prinz Ali, der bei der Abstimmung Ende Mai als Kandidat von Platinis Gnaden an Blatter gescheitert war, und Chung haben den Wahlkampf jedenfalls bereits eröffnet. "Es wird sehr schwer für Platini, weitreichende Reformen durchzusetzen. Es ist fraglich, ob Platini eine neue Ära symbolisieren kann", sagte der frühere FIFA-Vizepräsident Chung, der nur eine Amtszeit zur Verfügung stehen möchte: "Kann Platini ein guter FIFA-Präsident sein? Ich glaube nicht. Platini ist ein Produkt des jetzigen Systems."

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Der Sohn des Hyundai-Gründers und Mehrheitseigner des Autobauers, dessen Vermögen auf rund eine Milliarde Euro geschätzt wird, versprüht Optimismus. "Es wird Zeit, dass die FIFA wieder einen Präsidenten hat, der nicht aus Europa kommt. Deshalb habe ich eine gute Chance", äußerte der Intimfeind Blatters, der in der nächsten Woche seine Kandidatur offiziell hinterlegen will: "Wenn ich gewählt werde, will ich für mehr Transparenz sorgen und die Korruption beseitigen."

Während der in Asien einflussreiche Chung auch aufgrund seiner Finanzkraft auf jeden Fall antreten wird, denkt Prinz Ali - der Chung 2011 aus dem FIFA-Exekutivkomitee verdrängt hatte - noch über eine erneute Kandidatur nach. Seine Attacke auf Platini hat der Jordanier vorsorglich aber bereits geritten. "Platini ist nicht gut für die FIFA. Die Fans und die Spieler haben Besseres verdient", sagte Ali: "Die FIFA braucht eine unabhängige Führung, die von den Praktiken der Vergangenheit unbelastet ist."

Wer auch immer die FIFA zukünftig führen will, muss bis zum 26. Oktober seine Kandidatur hinterlegen und dabei mindestens fünf der 209 FIFA-Mitgliedsländer als Unterstützer vorweisen. Danach wird die FIFA-Ethikkommission darüber befinden, ob alle Kandidaten zugelassen werden.

Mit der Wahl eines neuen Präsidenten ist es aber nicht getan - so sieht es zumindest Thomas Bach. "Die Probleme der FIFA werden damit nicht gelöst sein, das reicht nicht aus", sagte der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) der Nachrichtenagentur AFP: "Es muss Reformen bei den Strukturen geben und die Transparenz muss verbessert werden."

Das gilt im Übrigen auch für die UEFA. Deshalb gilt Vizepräsident Angel Maria Villar Llona auch als ungeeigneter Kandidat für eine mögliche Platini-Nachfolge - schließlich ermittelt die FIFA-Ethikkommission gegen den Spanier.

Wolfgang Niersbach ist dagegen unbelastet. Sollte der DFB-Präsident Mitte September bei der UEFA-Versammlung auf Malta von seinen Kollegen zur Kandidatur gedrängt werden, bräuchte auch der DFB einen neuen Boss. Das könnte dann der bisherige Ligachef Reinhard Rauball werden.

Platini kann bei seiner Kandidatur für die FIFA-Präsidentschaft auf die Unterstützung des englischen Fußball-Verbandes (FA) zählen. "Wir wollen einen Reformkandidaten. Wir glauben, dass er die FIFA auf eine Weise reformieren wird, so wie diese Reform nötig ist", sagte der FA-Vorsitzende Greg Dyke  nach Angaben des britischen Senders BBC.

Und der asiatische Fußball-Verband pries den UEFA-Chef "als einzigartigen Kandidaten" für das Amt des FIFA-Präsidenten. AFC-Präsident Scheich Salman bin Ebrahim Al-Khalifa sagte am Donnerstag, dass Platini "der FIFA Stabilität und einen sauberen Übergang in dieser schwierigen Situation" bringen würde. Der AFC hatte Ende Mai Noch-Amtsinhaber Joseph Blatter bei dessen Wiederwahl unterstützt.

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