Haching: Copado bekommt Feuer
Der Drittligist legt einen Fehlstart hin – und der neue Sportchef weilt auf Ibiza. Jetzt machen Präsident Kupka und Manager Meidert Stimmung gegen den Ex-Profi.
UNTERHACHING Haching gilt vielen ja als Inbegriff der Beschaulichkeit. Bei der örtlichen Spielvereinigung geht es freilich gerade ganz anders zu. Nach dem Drittliga-Fehlstart (null Tore, zwei Punkte nach vier Spielen) entbrennt ein Machtkampf in der Klubführung. Sportchef Francisco Copado, erst seit März im Amt, gerät stark unter Druck.
Dem Ex-Profi (36) wird intern eine verfehlte Personalpolitik angelastet. Der runderneuerte Kader enttäuscht.
So wurde etwa Stürmer Tobias Schweinsteiger, der in der letzten Saison 14 Tore gemacht hatte, weggeschickt. Der aus der Regionalliga geholte Mijo Tunjic (19) kann ihn bisher nicht ersetzen.
Nicht nur wegen dieser Personalie ist Hachings Präsident Engelbert Kupka schlecht zu sprechen auf Copado: „Mit der Kaderzusammenstellung kann man überhaupt nicht zufrieden sein. Wir haben das Ziel, eine Mannschaft für den Aufstieg zu formen, nicht erreicht.“
Verstärkt wird der Ärger durch Transfer-Possen. Vor der Saison platzte der Wechsel von Nazif Hajdarovic (Bayern II). Zuletzt scheiterte die von Manager Erich Meidert schon perfekt gemeldete Verpflichtung von Löwen-Talent Tobias Strobl. Mit dem Spieler verhandelte Copado von Ibiza aus: Hier weilt er bis Mittwoch – zur Geburtstagsfeier seines Schwiegervaters Anton Schrobenhauser. Der ist der Mäzen der Spielvereinigung.
Ob Schrobenhauser den Rauswurf seines Schwiegersohns abnicken würde, ist fraglich. Der Widerstand gegen Copado ist allerdings groß, auch wegen dessen Ibiza-Aufenthalts. Manager Meidert klagt, dass „das Chaos regiert und wir uns lächerlich machen“.
Präsident Kupka sagt: „Das ist nicht das, was wir uns vorstellen unter der Arbeit eines sportlichen Leiters. Der muss bei der Mannschaft sein. Mit der Situation, wie sie sich darstellt und welches Bild wir in der Strobl-Geschichte abgegeben haben, kann man nicht zufrieden sein.“ Und: „Wir müssen schauen, dass wir schnell in eine Bahn zurückfinden, wo wir in diesem Geschäft auch den Respekt wiederfinden, den wir immer gehabt haben."
Der Frage, ob Copado im Amt bleibe, wich Kupka aus. Doch die Distanz zum Sportchef ist spürbar. Kupka: „Ich distanziere mich von der Aussage von Herrn Copado, dass er Spieler ausmisten will. So redet man nicht über Spieler der Spielvereinigung."
Copado selbst verteidigt sich: „Meine Spieler, die ich geholt habe, haben noch nicht einmal zusammen gespielt. Den Rest habe ich nicht geholt. Aber was soll's? Ich werde einige aussortieren, wenn ich Ersatz bekomme.“
Noch in dieser Woche sollen vier Spieler bei Chefcoach Klaus Augenthaler zum Probetraining antreten. Der Trainer sagt zu dem Konflikt dies: „Copado ist nicht der Sündenbock. Er ist einer, der seine Erfahrungen gemacht hat.“ Bisher keine allzu guten.
Reinhard Franke
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