Großer Gerd, wir loben Dich!
Der andere ARD-Reporter Tom Bartels hat mir mal erzählt, wie ihm die Senderegie dutzendfach ins Ohr gezischt hätte, er solle endlich ekstatisch ins Mikro brüllen. Da war Bartels noch bei RTL und kommentierte Skispringen für die werberelevante Zielgruppe, die man zwischen all den PR-Inseln nicht verlieren wollte. Vielleicht muss man sich das so auch bei Gerd Gottlob vorstellen, der beim Portugal-Spiel erstmals seine großen Gefühle entdeckte. Gottlob, bekannt für sein Faible für Frauenfußball und norddeutsche Reserviertheit, predigte aus tiefster Inbrunst den Fußball wie nie zuvor. Der Job des Fußball- Reporters ist ja kompliziert: formal Experte, emotional Fan, Arbeitsvertrag als neutraler Beobachter. Das geht nicht zusammen und so interpretiert ihn jeder anders. Ob Reif oder Fuss oder Gottlob. „GOOOOOOMEZ!!“ fauchte Gottlob das 1:0 mit einem Vibrato ins Mikro, und es klang wie das berühmte „GOOOOOOL“ der brasilianischen Narradores, die für sich in Anspruch nehmen, dass sich Fußball nicht im Kopf, sondern in Herz und Hose abspielt. Gottlob beherrscht gleichzeitig literarische Stilmittel („Badstuber blockt und bremst“), ungewöhnliche Sprachbilder („Abwehr sehr luftig“) und die prägnante Analyse („Nicht gut, aber gewonnen“). Gottlob war Gerd gegen Portugal der beste Mann auf dem Platz.
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