Goldener Ball für Messi: Deutschland ohne Superstar

Lionel Messi gewinnt mit großem Vorsprung die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres. Ballack ist nicht nominiert, der beste Bundesligaprofi landet auf Platz 13. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus erklärt, woran das liegt.
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Lionel Messi
dpa Lionel Messi

MÜNCHEN - Lionel Messi gewinnt mit großem Vorsprung die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres. Ballack ist nicht nominiert, der beste Bundesligaprofi landet auf Platz 13. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus erklärt, woran das liegt.

So gut war noch keiner: Mit dem bislang größten Vorsprung gewann Lionel Messi die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres. Sportjournalisten wählten den Vorjahresgewinner und Weltfußballer 2008, Cristiano Ronaldo, auf den zweiten Platz. Der Portugiese erhielt mit 233 Punkten noch nicht einmal halb so viele Zähler wie Messi: 473 Punkte. Da jeder Journalisten fünf Punkte vergeben konnte, wären 480 Zähler die maximale Ausbeute gewesen.

So unumstritten der Sieger Messi ist, so traurig ist das Ergebnis für den deutschen Fußball und die Bundesliga: Ein deutscher Spieler stand erst gar nicht zur Wahl. Der Wolfsburger Edin Dzeko kam immerhin auf Rang 13 (zwölf Punkte), der Ex-Bremer Diego (Turin) mit drei Punkten auf Platz 25. Michael Ballack: null Punkte. Franck Ribéry, einziger Vertreter des FC Bayern, bekam einen Punkt! Armes Deutschland, arme Bundesliga. Matthias Sammer war 1996 der letzte deutsche Titelträger.

Lothar Matthäus, Europas Bester im Jahr 1990, erklärt die Misere: „Man erwartet ja schon gar keine Podiumsplätze mehr. Man erwartet einen deutschen Ausnahmespieler in den Top Ten. Aber der beste Bundesligaspieler ist ein Slowene: Dzeko. Man wundert sich über diese Wahl, weil die deutsche Nationalelf auch ohne herausragende Spielerpersönlichkeiten immer wieder gute Ergebnisse erzielt bei großen Turnieren.“

Matthäus weiß auch, warum kein Deutscher im Kampf um den Goldenen Ball auftaucht: „Man wird halt bei uns immer wieder in ein Schema reingepresst, weil in Deutschland die Mannschaft im Vordergrund steht und das Individuelle auf der Strecke bleibt.“

Es gebe zwar Ausnahmen, doch die liegen schon lange zurück: „Der Matthias Sammer hat sich in so ein Konzept nicht reinzwängen lassen. Wenn der Libero gespielt hat in der Dreierkette damals, hat er meistens im Mittelfeld gespielt. Heutzutage lässt man das in Deutschland nicht zu. Im Ausland hat man noch ein bisschen mehr Freiheiten, und dadurch kann sich jeder Spieler auch individiduell besser entwickeln.“

An ein hausgemachtes Problem des DFB glaubt Rekordnationalspieler Matthäus nicht: „Es steht halt der Erfolg der Mannschaft im Vordergrund und nicht der einzelnen Spieler. Bei uns ist jeder ein Mosaiksteinchen und hat sich nach dem System zu richten. Messi ist von vielen Aufgaben befreit, die ein Spieler in Deutschland in einer ähnlichen Position übernehmen muss. Und deswegen hat Messi Möglichkeiten und Kräfte, sich nach vorne besser einzusetzen.“

In der Bundesliga gilt das laut Matthäus nur für einen Spieler: „Das nimmt sich in Deutschland ein Ribéry heraus, deswegen ist er auch einzigartig. Aber er war lange verletzt und hatte weder mit Bayern noch mit der Nationalmannschaft die Erfolge gehabt, um unter die ersten Zehn zu kommen. Er hat jedoch die Qualität, da oben dazu zu gehören.“

Talentfrei sei die Bundesliga jedoch nicht, meint Matthäus: „Es gibt viele talentierte Spieler: Schweinsteiger, Podolski, Lahm. Aber wir in Deutschland legen auf das Gesamte wert und nehmen so dem Spieler die Möglichkeit, seine individuelle Stärke so auszunützen, wie er könnte. Unser Erfolg ist die Mannschaft.“ Über Michael Ballack sagt er: „Ich habe keine überragende Saison von ihm gesehen. Er hat bei Chelsea nicht die Dominanz wie bei Bayern. Und in der Nationalelf ist er von seiner Position abgerückt, die ihn torgefährlicher gemacht hat. Dadurch fällt er weniger auf - im Sinne des Erfolgs der Mannschaft.“

Thomas Becker

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