Götze und Gomez: Jogi und die Super-Marios

Löw vertraut auch in Krisenzeiten auf Götze und Gomez – und die danken es mit starken Leistungen. Nur Scholl irritiert den Bayern-Profi.
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Die beiden Marios: Götze und Gomez.
dpa Die beiden Marios: Götze und Gomez.

Auf einen Schlag wich die Glückseligkeit, die Lockerheit aus dem Gesicht von Mario Götze. Falten bildeten sich, er zog die Augenbrauen nach oben und fragte entgeistert: „Das hat er gesagt?“ Die Freude über seinen Kopfballtreffer beim 4:1 gegen Italien war weggewischt, die Erleichterung einer plötzlichen Irritation gewichen: „Wie kommt er darauf? Ist er beim Training dabei? Oder hat er das einfach nur so gesagt?“

Er, Mehmet Scholl (45). Der Ex-Nationalspieler, der Ex-Bayern-Profi, heute ARD-Experte mit Profil dank deutlicher Meinung. Vor Anpfiff des Testländerspiels gegen die Italiener hatte Scholl den Mann angegangen, über den Fans und Medien ohnehin am meisten diskutierten in den vergangenen Wochen und Monaten. Den prominentesten Bankdrücker der Nation, auf ewig in den Geschichtsbüchern als Siegtorschütze des WM-Finals 2014. Götze war nach überstandener Adduktorenverletzung, die ihn von Oktober bis Ende Januar außer Gefecht gesetzt hatte, bei Bayern von Trainer Pep Guardiola lediglich 54 Minuten zum Einsatz gekommen – bei acht Kadernominierungen blieb er sieben Mal komplett draußen.

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Götze müsse „viel, viel mehr trainieren“, so Scholls Vorwurf. Ihm müsse jemand „auf die Sprünge helfen, ihn anstupsen“. In seiner Anfangszeit in Dortmund sei er „so schnell, so athletisch“ gewesen, „er war ein Pfeil“. Früher. War dies nun eine Attacke auf den Eifer von Götze oder ein Kritikpunkt an dessen Trainer Guardiola? Beides!

Denn auch nach der starken Leistung von Götze, dessen Spielfreude und Genialität nach seinem Tor etwa in der Vorbereitung des 3:0 durch Hector mit einem Hackentrick aufblitzte, blieb Scholl bei seiner Meinung: „Lionel Messi macht sowas über 90 Minuten, Mario, wenn ihm danach ist.“ Götze schöpfe nur dann sein Potenzial voll aus, „wenn er Vertrauen spürt und frei ist. Wenn er weiß, dass ihm nicht der Kopf abgerissen wird.“ Götze fehlt laut Scholl, früher ebenfalls ein Stimmungsspieler, der den Rückhalt eines Mentors brauchte, der absolute Wille – und der richtige Trainer.

Den hat Götze nur in der Nationalelf. Jogi Löw machte in den vergangenen Tagen den perfekten Job als Profi-Therapeut, hat beide Marios wieder in die Spur gebracht, sie zu „Super-Marios“ auferstehen lassen. Strafraumstürmer Gomez (Besiktas Istanbul) traf gegen England, die hängende Spitze Götze gegen Italien. Ein Doppelschlag fürs Selbstvertrauen, ein doppeltes Comeback. Gomez, einst als Chancentod verschrien und 2012 von Scholl verspottet („Er hat sich wundgelegen“), verpasste wegen Verletzungen und Formkrisen die WM. Götze machte im 50. Länderspiel sein 17. Tor und vergaß für einen Abend das ganze Pep-Dilemma. Löw vergisst nie. Ist loyal zu den Spielern, an die er glaubt. Die Marios haben zurückgezahlt.

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„Ich habe es einfach genossen, mit der Mannschaft, mit dem Trainerteam und dann noch hier in München. Das war nochmal das i-Tüpfelchen“, sagte Götze und strahlte. Betonung auf Trainerteam, klar. Löw wollte seine Rolle nicht herausstellen: „Mario hat sich das selber erarbeitet in den letzten Wochen.“ Den mangelnden Trainingsfleiß konnte er nicht erkennen. „Er hat viele Zusatzschichten absolviert in den letzten Tagen und Wochen. Ich hoffe, dass dieses Spiel und das Tor ihm wieder ein bisschen Selbstbewusstsein gibt für die nächsten Wochen.“ In Götzes letzten zwei Monaten beim FC Bayern. Vor einer Rückkehr zu Borussia Dortmund?

„Es ist für mich wichtig, dass ich einfach wieder spielen kann“, sagte Götze, „dann bin ich glücklich. Alles andere wird sich zeigen.“ Und der Vorwurf von Scholl? „Ich wusste nicht, dass er mein Training beobachtet“, meinte Götze süffisant, „aber gut, dann nehme ich’s mir mal zu Herzen. Ich bin der Meinung, dass ich genug trainiere.“ Sprach’s und ging. Glücklich und irritiert zugleich.

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