Gnadenfrist für Babbel

Stuttgart hält nach der Pleite gegen Sevilla am Coach fest – auch weil Alternativen fehlen.
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Stuttgart hält nach der Pleite gegen Sevilla am Coach fest – auch weil Alternativen fehlen.

STUTTGART Wenn es stimmt, dass Jens Lehmann zu denen im Stuttgarter Kader gehört, die Horst Heldt über Stimmungen und Ansichten aus der Mannschaft berichten, darf man sich ernsthaft Sorgen machen: um Markus Babbel und den VfB Stuttgart. Nun darf man nicht den Fehler machen, Lehmann als Spion zu sehen. Manager und Vorstand Heldt ist es, der den erfahrenen Keeper fragt, um herauszufinden, wann Gefahr droht.

Nach dem 1:3 des VfB gegen den FC Sevilla in der Champions League konnte sich Heldt die Befragung Lehmanns sparen. Spätestens, seit Markus Babbel noch in der Kabine eine flammende Rede gehalten hatte, wusste jeder: Die nächste Partie in der Bundesliga bei Hannover 96 darf für Teamchef Babbel als Endspiel angesehen werden.

Und Lehmann? Der hatte schlechte Laune. Und er war nicht der einzige. Es ist das ständige Auf und Ab, das zermürbend wirkt und vor Spielern nicht Halt macht, die vor wenigen Wochen noch als Volkshelden verehrt wurden. Als Alexander Hleb in der 69. Minute vom Feld ging, setzte es gellende Pfiffe. Die Niederlage sei schlimmer, meinte Hleb und klang sarkastisch, Pfiffe seien ihm „scheißegal“.

Als wolle er sicher sein, unbedingt Galgenhumor zu verbreiten, setzte Lehmann der Dienstags-Comedy das Sahnehäubchen auf: „Die meisten Tore, die ich bekomme, sind Torwartfehler.“ In der 55. Minute war es wirklich einer gewesen: Im Stile eines Volleyballers hatte Lehmann eine Flanke vor die Füße von Navaro gepritscht. War das der Lehmann, der das deutsche WM-Tor in Südafrika hüten will und Konkurrenten wie Rene Adler und Manuel Neuer die nötige internationale Erfahrung absprach? Es gibt einiges, was am Neckar wieder ins Lot gebracht werden muss.

Markus Babbel (37) gehört zu denen, die glauben, es seien nur Kleinigkeiten. Tapfer hielt sich der Ex-Bayer an der ersten Hälfte fest, ignorierte seine Gnadenfrist von vier Tagen bis zur Hannover-Partie und hielt eine flammende Rede – auch in eigener Sache. Er wusste in dem Moment, eine gute Stunde nach dem Spiel, man hört ihm auch in der oberen Etage der Schwaben-Arena aufmerksam zu.

Als Babbel gesagt hatte, „dass ich alles dafür tue, dass dieser Klub aus der Krise findet", steckte in den VIP-Räumen die Klubführung um Präsident Erwin Staudt, Finanzvorstand Ulrich Ruf, Sportvorstand Horst Heldt und Aufsichtsrats-Chef Dieter Hundt die Köpfe zusammen. Ergebnis des Führungskräftemeetings: Babbel erhält eine weitere Chance. Auch weil die Alternativen fehlen. Marcel Koller, zuletzt in Bochum entlassen, reißt keinen vom Hocker. Jürgen Klinsmann und Bernd Schuster sind zu teuer.

„Ich habe eine Leistung gesehen, die meine Arbeit bestätigt“, durfte Babbel also sagen. Und: „Der Verein steht hinter mir.“ Manager Heldt bestätigte: „Wir führen keine Trainerdiskussion.“ Was dazu wohl Jens Lehmann sagt?

Oliver Trust

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