Glück auf, Steiger Magath!
Trainermanagergeschäftsführer Felix Magath will den chronisch chaotischen Revierklub Schalke 04 aus der Grube holen. Er lehrt seine Stars vor allem Demut: „Uns in der Bundesliga geht’s viel zu gut.“
GELSENKIRCHEN Bevor es nur noch steil nach oben geht, legte Felix Magath nochmal einen Sturzflug hin - freiwillig. Runter auf 1230 unter Normalnull, oder wie man im Ruhrpott sagt: unter Tage. Die Kumpels der Zeche Auguste Victoria in Marl bekamen Besuch: Der Trainer, Manager und Geschäftsführer des FC Schalke fuhr zum Zwecke der Akklimatisierung ein – natürlich nicht ohne Fotografen, der prächtig rußige Bilder vom neuen Macher schoss.
Magath zeigte sich beeindruckt vom Erlebnis Bergbau und zog Parallelen zu seinen Profis: „Dort unten witterst du regelrecht, wie hart die Bergmänner ihr Geld verdienen müssen“, sagt er der Bild-Zeitung, „du wirst demütig. Uns in der Bundesliga geht’s viel zu gut.“ Gerade Profis, die unter Magath arbeiten, sehen das womöglich etwas anders.
Bei seiner achten Station als Chefcoach hat sich der dreimalige Trainer des Jahres viel vorgenommen – und ein klares Ziel formuliert: den Titel, spätestens innerhalb von vier Jahren. „Das ist die letzte Herausforderung in der Bundesliga. Der letzte Achttausender-Gipfel, den ich unbedingt noch bezwingen will.“ Wie Magath das schaffen will:
Die Maloche: Wenn Magath sich zu Saisonbeginn mit den Herren Leuthard, Eichkorn und Hollerbach vor dem Kader aufbaut, muss man an die Geschichte vom Kaninchen und der Schlange denken. Alle wissen, was nun vor ihnen liegt: Maloche bis der Arzt kommt. Nur Laktat-Tests bleiben den Profis erspart; die braucht Magath nicht. Dabei würde mancher Kicker den Piekser sicher gegen die ein oder andere Hügel-Einheit tauschen wollen. An mangelnder Fitness wird Schalke nicht scheitern.
Die Kohle: „In Wolfsburg hatten wir viel Geld und wenige Fans. Auf Schalke haben wir aktuell kein Geld und viele Fans.“ Magath weiß, auf was er sich eingelassen hat. Der Schalker Geldhahn ist zu und wird dies auch erst mal bleiben. Im Kader fehlen die verletzten Christian Pander, Jermaine Jones und Vicente Sanchez. Magath nimmt es sportlich und zieht daraus zusätzlich Motivation: Jetzt erst recht! Auf der Nase will er sich nicht rumtanzen lassen: Nach längerem Transfergerangel schickte er den tschechischen U21-Nationalspieler Jan Moravek nach Hause - bis Bohemians Prag nachgab und den Weg frei machte.
Der Chef: Nicht nur in der Mannschaft will Magath neue Strukturen schaffen. Es gehe um eine „neue Unternehmenskultur auf Schalke“. Hohoho, da werden sie die Ohren gespitzt haben. Im Vorstand kümmert sich Josef Schnusenberg um die Finanzen, Peter Peters ums Marketing – und Magath um den Rest. Den Schalker Leidensdruck was die Schale angeht, kennt er. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies versucht den Ball flach zu halten: „Wir erwarten keine Wunderdinge.“ Er vielleicht nicht, die Fans schon. Und Magath von sich selbst wohl auch.
tbc
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