Ganz Spanien feiert «La Roja»

Madrid (dpa) - Kaum war der Schlusspfiff ertönt, verwandelte sich Spanien in eine Fiesta. Von Galicien im Norden bis Andalusien im Süden strömten Hunderttausende Menschen mit der Nationalflagge auf die Straßen, um «La Roja» (die Rote) zu feiern.
Die Sorgen über die Wirtschaftskrise und die hohe Arbeitslosigkeit schienen wie weggeblasen. «Ich kann es noch gar nicht glauben, wir sind im Finale!, kreischte eine junge Frau auf der Fanmeile am Santiago-Bernabéu-Stadion in Madrid. Dort hatten Tausende Menschen bei gut 30 Grad Hitze den 1:0-Sieg des amtierenden Europameisters über die DFB-Auswahl gesehen und so den ersten Einzug Spaniens in ein WM-Endspiel miterlebt.
«Jetzt werden wir auch Weltmeister!», zeigte sich der 34-jährige Oscar überzeugt. «Die Niederlande sind nicht so stark wie Deutschland.» Im Hintergrund stimmte eine Gruppe Anhänger bereits Siegesgesänge an: «Campeones, campeones, oé, oé, oé.» Andere streckten Nachbildungen des WM-Pokals in die Luft. Auch die Sportzeitung «Marca» meinte in ihrer Online-Ausgabe: «Diese Weltmeisterschaft kann uns nicht durch die Lappen gehen!»
Im ganzen Land fuhren Menschen mit ihren Autos hupend durch die Straßen und zündeten Silvesterknaller. Und immer wieder ließen sie den Torschützen Carles Puyol vom FC Barcelona sowie Torwart Iker Casillas (Real Madrid) hochleben, der wieder einige klasse Paraden zeigte. Bei brütender Hitze sprangen viele Fans kurzerhand in die Stadtbrunnen, um sich abzukühlen.
Gefeiert wurde sogar im La-Paz-Krankenhaus in Madrid. Das größte Universitätsklinikum der spanischen Hauptstadt hatte eigens Fernseher in den Wartesälen aufstellen lassen.
Das Spiel von David Villa und Co. hat in dem Land in den vergangenen Wochen eine Welle des Patriotismus ausgelöst. Fast überall schmücken rotgelbe Fahnen Balkons und Autos. Das offizielle Trikot der Nationalelf wurde rund eine halbe Million Mal verkauft, auch Imitate finden reißenden Absatz. Spaniens einzige Fahnenfabrik bei Madrid kommt mit den Aufträgen kaum noch nach.