Furchtlose Nordiren fordern den Weltmeister

Die Nordiren wollen und müssen im nächsten Spiel gegen Deutschland etwas holen, um sicher ins EM-Achtelfinale einzuziehen. Sie glauben nach dem Sieg gegen die Ukraine an eine Überraschung.
von  sid
Nordirlands Spieler bejubeln das 1:0 gegen die Ukraine - am Ende stand's dann 2:0.
Nordirlands Spieler bejubeln das 1:0 gegen die Ukraine - am Ende stand's dann 2:0. © dpa

Lyon - Der Triumph von Lyon war noch keine Stunde alt, da beschworen Nordirlands Fußball-Helden schon das Wunder. "Sie sind Weltmeister und haben unglaubliche Spieler. Aber alles kann passieren, wir haben keine Angst! Nie und vor niemandem", tönte Mittelfeldspieler Oliver Norwood.

Zuversicht, Mut und Vorfreude sind vor dem Duell mit Deutschland gewaltig - weil das EM-Achtelfinale plötzlich ganz nah ist.

"Wir wollten immer mit einer realistischen Chance in das letzte Spiel gehen. Nun ist es so gekommen", sagte Teammanager Michael O'Neill. Dementsprechend überschaubar fiel nach dem 2:0 (0:0) gegen die Ukraine, dem ersten Sieg bei einer EM-Endrunde überhaupt, die Feier aus.

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Auf dem Platz vor 20.000 euphorisierten Fans, dann in der Kabine und am Ende noch einmal kurz im Teambus ergötzten sich die "Fußball-Helden" (Irish News) an ihrem "historischen Sieg" (Mid-Ulster Mail).

"Auf uns wartet ja noch ein großes Spiel. Wir Freude uns darauf", sagte Routinier Gareth McAuley. Der 36 Jahre alte Innenverteidiger hatte das Stade de Lyon mit seinem Führungstreffer (49.) ein erstes Mal in einen Hexenkessel verwandelt.

 

 

Eine einzige grün-weiße Party

Als Sekunden vor dem Abpfiff Niall McGinn (90.+6) traf, lief die grün-weiße Party endgültig auf Hochtouren. Die Woge der Begeisterung schwappte bis in die Heimat. "Nationale Helden, Geschichtsschreiber, Legenden: Draufgängerische Nordiren fegen die Ukraine vom Platz und erhalten damit den Traum am Leben", titelte der Belfast Telegraph.

Das Blatt schrieb aber auch von einem "triumphalen und gleichzeitig tragischen Tag", denn ein Anhänger starb im Stadion an den Folgen einer Herzattacke. "Wir können das nicht glauben, dass schon wieder ein Fan, ein Bruder, gestorben ist", sagte Stürmer Kyle Lafferty.

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Am Montag war in Nizza bereits ein Anhänger ums Leben gekommen, "das sind fürchterliche Nachrichten", sagte Kapitän Steven Davis. Der 31-Jährige, der in der Partie gegen die Ukraine "die beste Mannschaftsleistung" seiner Karriere erlebt hatte, richtete den Blick aber schnell wieder nach vorne.

"Wir haben so lange für diese Möglichkeit gearbeitet. Wir müssen uns Freude, denn man weiß nie, was passiert", sagte er. Ein Punkt würde schließlich ziemlich sicher für das Achtelfinale reichen. Und das ist durchaus im Bereich des Möglichen, ein Selbstläufer wird das Duell für den Weltmeister am kommenden Dienstag (18.00 Uhr/ARD) in Paris keinesfalls.

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Dass die Nordiren geschickt verteidigen können und das DFB-Team offensiv (noch) nicht in Schwung kommt, zeigten die Partien der Gruppe C am Donnerstag. "Dass sie Weltmeister sind, wird schon seine Gründe haben", sagte Lafferty: "Aber ich denke nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen. Wir brauchen uns nicht verstecken."

Ähnlich sah es McAuley, der in seiner langen Karriere vor allem in der englischen Premier League schon die eine oder andere Schlacht geschlagen hat. Trotz großen Respekts vor den Deutschen werde das Team "wieder alles rausholen. Wir haben keinen Druck, und die Fans sind schon glücklich, hier zu sein."

Der Weg ist aber noch nicht zu Ende.

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