"Für unsere toten Helden"

Sambia triumphiert beim Afrika Cup – und feiert ausgerechnet dort, wo vor 19 Jahren 18 Nationalspieler ums Leben gekommen waren.
von  Abendzeitung
Die Außenseiter jubeln: Sambias Nationalmannschaft feiert den Gewinn des Afrika-Cups, im Finale besiegte das Team die Elfenbeinküste.
Die Außenseiter jubeln: Sambias Nationalmannschaft feiert den Gewinn des Afrika-Cups, im Finale besiegte das Team die Elfenbeinküste. © dpa

Sambia triumphiert beim Afrika Cup – und feiert ausgerechnet dort, wo vor 19 Jahren 18 Nationalspieler ums Leben gekommen waren

Lebreville
Mitten in ihrem Gemisch aus Jubeltänzen und Freudentränen drückten die Spieler Sambias ihrem Idol den Pokal in die Hand. Kalusha Bwalya reckte ihn so hoch es nur ging in den Himmel und kämpfte dabei ebenfalls mit den Tränen.
Der 48-Jährige steht für eine der bewegendsten Geschichten der Fußball-Historie. Als die Nationalmannschaft Sambias am Sonntagabend durch einen 8:7-Finalsieg im Elfmeterschießen gegen den großen Favorit Elfenbeinküste zum ersten Mal den Afrika Cup gewann, fieberte Bwalya als Verbandspräsident auf der Tribüne mit.

Das Endspiel fand in Libreville/Gabun an genau jenem Ort statt, an dem fast das gesamte Vorgängerteam der „Chipopolo” (Kupferkugeln) 1993 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Bwalya entging der Tragödie nur deshalb, weil er damals als großer Star des Teams beim PSV Eindhoven in Europa beschäftigt war. „Wir wollten die Spieler ehren, die hier gestorben sind. Ich bin stolz darauf, dass wir das geschafft haben”, sagte Stürmer Rainford Kalaba tief bewegt.

Bwalya selbst gab keine Interviews. Den größten Triumph des sambischen Fußballs ausgerechnet am Ort des größten Unglücks erreicht zu haben, verarbeitete er lieber still. Noch drei Tage zuvor hatte er mit den Spielern Blumen am Strand von Libreville niedergelegt – nur 500 Meter von der Stelle entfernt, an der die Maschine 1993 auf dem Weg zu einem WM-Qualifikationsspiel im Senegal ins Meer gestürzt war. Alle 30 Insassen starben damals, darunter 18 Nationalspieler, der Trainerstab, die Spitze des Verbandes. 19 Jahre später war dieses Drama ihren Nachfolgern ein besonderer Antrieb.

„Die Mannschaft von damals wird niemals vergessen sein. Sie hat eine Aufgabe begonnen, konnte sie aber nicht zu Ende zu bringen. Das haben wir für sie getan”, meinte Mittelfeldspieler Katongo. Trainer Herve Renard erzählte, dass „wir seit dem ersten Tag der Vorbereitung darüber gesprochen haben.” Er habe seinen Spielern gesagt: „Wenn wir das Finale erreichen, spielen wir in Gabun, wo damals das Flugzeug abgestürzt ist. Unser erstes Spiel ist gegen den Senegal, wo das Team damals hätte spielen müssen.” Seine Spieler seien zwar „nicht die Besten” gewesen in diesem dreiwöchigen Wettbewerb. „Aber wir hatten eine Energie, die uns zum afrikanischen Meister gemacht hat.”

„Ich habe von diesem wundervollen Moment geträumt. Ich wusste, dass wir das schaffen können, weil wir ein großartiges Team mit guten, sehr disziplinierten Spielern haben”, meinte Kalaba. Kalusha Bwalya hat selbst an ihrer Entwicklung seinen Anteil. Von 2004 bis 2006 war er auch Nationaltrainer seines Landes. Den Kern dieses Siegerteams hat damals noch er geformt. Und so war es kein Wunder, dass sein damaliger Nationalmannschaftskollege Kenneth Malitoli, der dem Unglück ebenfalls nur entgangen war, weil er für dieses Spiel absagen musste, daheim in Livingstone sagte: „Das ist das beste Team, das wir je hatten. Sie haben für unsere verstorbenen Helden gespielt, deshalb waren sie unbesiegbar."

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