"Für Teresa war es eine Befreiung"

14 Jahre war sie an seiner Seite. Nach dem Selbstmord ihres Mannes tritt die Witwe von Robert Enke vor die Öffentlichkeit. Das Portrait einer bemerkenswerten Frau.
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Ein bewegender und tapferer Auftritt: Teresa Enke bei der Pressekonferenz nach dem Selbstmord ihres Mannes Robert am Mittwoch.
dpa Ein bewegender und tapferer Auftritt: Teresa Enke bei der Pressekonferenz nach dem Selbstmord ihres Mannes Robert am Mittwoch.

14 Jahre war sie an seiner Seite. Nach dem Selbstmord ihres Mannes tritt die Witwe von Robert Enke vor die Öffentlichkeit. Das Portrait einer bemerkenswerten Frau.

HANNOVER Und auch im Ausland waren sie voller Bewunderung. In England etwa, wo die „Times“ auf der ersten Seite ein Foto von Teresa Enke druckte, mit der Überschrift: „Manchmal reicht Liebe nicht aus.“ Der bewegte und tapfere Auftritt von Robert Enkes Witwe am Mittwoch war beeindruckend, wie sie über die Angst ihres Mannes sprach, seine Depression publik zu machen, wie sie hoffte, sie könne ihm aus der Krankheit heraushelfen.

Eine vergebliche Hoffnung.

Es war Teresa Enke selbst, die den Weg in die Öffentlichkeit suchte. „Es war für Teresa eine Befreiung“, sagte Andreas Kuhnt, der Pressesprecher von Hannover 96 zur AZ, „eine Befreiung von einer Teillüge.“ Vom Verheimlichen der Krankheit, weil Robert Enke befürchtet hatte, das Jugendamt würde ihnen die jetzt acht Monate alte Adoptivtochter Leila wegnehmen. Ein Irrglaube, wie Jugendamtspräsident Hauke Jagau nun sagte: „Das Kind war und ist in bester Obhut, selbst wenn uns die Erkrankung Robert Enkes bekannt geworden wäre.“ Das Kind, das jetzt nur noch eine Mutter hat.

Noch in der Nacht auf Mittwoch war Kuhnt mit Teresa Enke und Jörg Neblung, Enkes Berater und ein langjähriger Freund der Familie, zusammen gesessen und versuchten, zwischen Schock und Trauer auch klare Gedanken zu fassen, über die bereits angekündigte Pressekonferenz am kommenden Tag. Gedrängt habe sie niemand, sagt Kuhnt, im Gegenteil: „Es war ihr Wunsch. Sie hatten die Krankheit so lange vertuscht, und trotzdem ist sein Leben zu Ende gegangen. Da hatte es keinen Sinn mehr gemacht, es zu verschweigen. Sie verstand es auch als Botschaft.“ Dass es zu nichts führt, bei Depression Therapien zu verweigern. Zu nichts, höchstens zum Tod.

Teresa Enke, 14 Jahre lang die Frau an der Seite. Die große Liebe, über die Robert Enke nach dem Tod der zweijährigen Tochter Lara 2006 sagte, dass das alles für seine Frau noch viel schlimmer sei als für ihn, der schon bald wieder in den Liga-Alltag zurückkehrte: „Sie hat kein Fußballspiel, in dem sie für 90 Minuten abtauchen kann.“

Als Teenager lernten sie sich kennen, Teresa, die aus der Nähe von Würzburg stammt, war 19 und Robert 18, als sie sich erstmals im Sportgymnasium Jena trafen, Roberts Heimatstadt. 2000 heirateten sie, Teresa war dabei an vielen seiner Stationen als Spieler. Vor der Hochzeit in Gladbach, dann Lissabon, Barcelona. Nur in die Türkei, zu dem kurzen Gastspiel ihres Mannes bei Fenerbahce 2003, zog es sie nicht. War auch besser so, wie Robert Enke einmal scherzte. Denn bei seinem ersten Testspiel wurde vor Anpfiff ein Schaf auf dem Rasen geopfert. „Gut, dass sie das nicht gesehen hat“, sagte er einmal, „bei ihrer Tierliebe.“

Denn Teresa Enke engagierte sich stark für den Tierschutz, aus Portugal und Spanien nahm sie sieben Straßenhunde mit nach Hannover, die einmal bei einer Werbekampagne gegen die Pelze mit Robert Enke ins Tor durften. Aufgenommen wurde das Foto auf einer Wiese in Empede. Dem Wohnort. Wo er sich in der Nähe vor den Zug warf. Wo er nun beerdigt wird.

„Im Verein“, sagt Andreas Kuhnt, „stehen für Teresa immer alle Türen offen. Ich denke aber nur, dass sie jetzt die Nähe zu ihrem engen privaten Umfeld suchen wird und nicht zu Präsident oder Pressesprecher von Hannover 96.“ Für Sonntag hat der Verein in der AWD-Arena die Trauerfeier organisiert, damit zehntausende Fans Abschied nehmen können. Vor allem aber damit Teresa Enke dann bei der Beerdigung dann im engsten Kreis trauern kann.

Zur Betreuung ist zur Zeit Jörg Neblung bei Teresa Enke. Er, die Familie, die Freunde, werden ihr helfen müssen. Denn jetzt kommt die Leere.

Wie schon ihr Robert einmal sagte: Teresa Enke hat kein Fußballspiel. Keine 90 Minuten zum Abtauchen.

Florian Kinast

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