"Für immer Freunde"

Mit Berlin trifft Rehhagel auf seinen Ex-Verein Werder Bremen – und viele alte Bekannte
Frank Hellmann |
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BREMEN Die erste Begegnung führt ins Frühjahr 1976: Otto Rehhagel kam nach Bremen, um den darbenden SV Werder vor dem Abstieg zu retten, Thomas Schaaf fegte als größtes Talent in der B-Jugend die Außenbahn entlang. Von der anfänglichen Einschätzung ist nicht allzu viel übermittelt, dafür wird umso mehr von jener Wertschätzung, mit der sich die beiden beim Aufeinandertreffen anlässlich des Bundesligaspiels Hertha BSC versus Werder Bremen (Samstag 15.30 Uhr) begegnen. Rehhagel, 73, hat 14 Jahre (1981 bis 1995) in Bremen gearbeitet, wo Schaaf, 50, mittlerweile zwölf Jahre und zehn Monate tätig ist und zuvor die gesamte König-Otto-Dynastie miterlebt hat. „Ich freue mich, wenn wir uns sehen”, sagt Schaaf. Die Vorfreude beruht auf Gegenseitigkeit. „Das sind für immer meine Freunde”, gesteht Rehhagel.

Er hat mit der Hertha einen akut gefährdeten Verein übernommen, den nicht annähernd jene Weitsicht und Ruhe auszeichnet, die auch in Krisensituationen das Handeln an der Weser bestimmen. Eine Heimpleite könnte an der Spree die Begeisterung um das erstaunliche Trainer-Comeback in Ernüchterung umschlagen lassen, weshalb sich der Altmeister von allen Sentimentalitäten „freimachen” will. „Wichtig ist, was unsere Jungs machen: Wenn wir unkontrollierte Sachen machen, dann geht's nicht.”

Da klingt das Credo der „kontrollierten Offensive” durch, was einmal mehr zeigt, dass sich zwei Fußballlehrer begegnen, die konträre Philosophien verfolgen. Während Rehhagel auf eine starke Abwehr baut, steht Schaaf als Synonym für einen Angriffsstil, der das Risiko von Gegentoren billigt. Als vor Jahren die meisten Bundesligisten auf ein defensiveres System mit nur einer Spitze umstellten, mäkelte er: „Es kann nicht sein, dass ein Stürmer auf der linken Verteidigerposition spielen muss. Bis er wieder vorne ist, ist es dunkel und das Flutlicht aus.” Rehhagel hat just erläutert: „Wenn wir mit einem dreifachen Doppel-Stopper die Klasse halten könnten, dann würde ich das machen.”

Werders Cheftrainer hat sich über die Jahre genauso regelmäßig mit Rehhagel ausgetauscht wie Vorstandschef Klaus Allofs – der Respekt der Bremer vor ihrem ehemaligen Ziehvater ist gewaltig. „Ich nehme jeden gut gemeinten Rat an. Aber ich werde mich hüten, Otto Rehhagel Ratschläge zu geben”, erklärt Schaaf. Allofs: „Mit dem Spieler konnte Otto Probleme haben, mit dem Menschen hat er sich um eine fast väterliche Ebene bemüht. Otto hatte einen Beschützer-Instinkt für seine Mannschaften.”

Nie hat er sich indes als Kopie vom Original betrachtet. „Wenn man 14 Jahre zusammengearbeitet hat, dann betrachtet man, wie einer die Dinge löst, aber ich habe immer geschaut, was bringt mich weiter, was ist sinnvoll.” Er war noch ein Rehhagel-Spieler, als ihn der damalige Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer mit einer Gehaltserhöhung von 500 Mark köderte, wenn er sich in der Jugend als Co-Trainer verdingt. Bald trainierte Schaaf die A-Junioren, die Amateure und übernahm – als die Rehhagel-Nachfolger gescheitert waren – die Profis. Dass er noch einmal Rehhagel im direkten Duell begegnen würde, „damit konnte man nicht rechnen”.

Erstaunlich: Der Hype um diese Partie erscheint in der Hansestadt größer als in der Hauptstadt. Von den 50000 verkauften Karten sollen weit mehr als 10000 an Bremer Anhänger gegangen sein – allerdings hat Werder auch einen gewaltigen Sympathisantenkreis in Berlin. Eben auch wegen den Rehhagel-Zeiten.

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