Frustrierte Bayern-Frauen, getröstet von jungen Burschen
Nach dem verpassten Titel feiert das Team der Fußball-Frauen mit den B-Junioren an der Säbener Straße – und will nun zum Champions-League-Finale nach Madrid.
MÜNCHEN Längst war es über Harlaching hell, als sich die Ersten langsam auf den Heimweg machten. Bis in die Morgendämmerung hatte es gedauert, bis der Frust bei der Abschlussparty an der Säbener Straße halbwegs runtergespült war. Denn es war ein großer Frust für die Frauen des FC Bayern. Nach dem dramatischen Bundesliga-Finale, bei dem sie den Titel um ein einziges Tores verpasst hatten.
„So ganz kapiert“, sagte Managerin Karin Danner am Tag danach, „haben wir es eigentlich immer noch nicht.“
Untröstlich waren die Spielerinnen nach dem 3:0 in Crailsheim. Ein 4:0 hätte gereicht, um Turbine Potsdam (3:0 gegen Wolfsburg) doch noch abzufangen, so blieb am Ende nur die Vize-Meisterschaft. Schon auf der Busfahrt zurück flossen dann statt den Tränen die ersten Alkoholika, und zum Trost gab es ja dann auch noch die Männer.
Die B-Junioren des FC Bayern, die anders als die Frauen etwas zu feiern hatten. Durch ein 2:2 in Saarbrücken hatten sie sich nämlich vorzeitig den Meistertitel in der Staffel Süd/Südwest gesichert. Und auch dank ihnen war es, wie Danner sagte, doch noch „eine tolle Sause“.
Während sich die Junioren nun auf die Meisterschafts-Endrunde vorbereiten, konnten sich die Frauen noch darüber streiten, wo sie den Titel verspielt hatten. Die Last-Minute-Gegentore beim 5:5 gegen Freiburg oder dem 0:1 gegen Frankfurt? Das vierte Tor der Duisburgerinnen beim 0:4 letzten Mittwoch, vier Minuten vor Abpfiff? Oder der einst vermeintlich bedeutungslose Ehrentreffer, den Isabel Bachor im April beim 8:1-Sieg der Bayern kurz vor Ende für Bad Neuenahr erzielte? Ausgerechnet Bachor, die Nationalspielerin, die jetzt zu den Bayern wechselt.
Auch Bachor wird am 30. Juli dabei sein, wenn bereits die neue Saison beginnt. Denn das eine fehlende Tor kostete die Bayern nicht nur den Meistertitel, sondern auch drei Wochen Urlaub. Denn da müssen die Bayern-Frauen schon als Vizemeister in ein Qualifikationsturnier für die neue Champions League, für die Meister Potsdam und Uefa-Cup-Sieger Duisburg gesetzt sind.
Weder Ort noch Gegner stehen bisher fest. Allerdings soll dann natürlich Günther Wörle wieder dabei sein. Der Bayern-Trainer, den seit Freitag eine schwere Gallenkolik mit hohem Fieber plagt, weshalb er nicht nur das Spiel seiner Frauen verpasste, sondern am Samstag auch die Taufe seiner Enkelin, die Tochter von Sohn Thomas, dem Zweitliga-Profi aus Fürth. In den nächsten Tagen muss er in seinem Haus in Thannhausen noch das Bett hüten, dann beginnt er mit der Vorbereitung auf die Mission Madrid. Denn in Spaniens Hauptstadt steigt am 20. Mai 2010 das Champions League-Finale der Frauen. Im kleinen Stadion von Atletico, während zwei Tage später im großen Bernabeu die Männer das Endspiel austragen.
Vielleicht feiern die Frauen danach wieder mit den Männern. Nicht mit Junioren, sondern dann mit den Profis. Das Champions-League-Double in Madrid? Dann wäre die Sause noch viel toller. Florian Kinast
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