Frauenfußball: Das deutsche Denkmal bröckelt

Keine andere Nation in Europa ist im Frauenfußball so erfolgreich wie die Deutschen. Doch der letzte große Titel liegt neun Jahre zurück, andere Länder haben längst aufgeholt und den DFB abgehängt.
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Der Deutsche Fußball-Bund bewirbt sich zusammen mit Belgien und den Niederlanden um die Ausrichtung der Frauen-WM 2027.
Der Deutsche Fußball-Bund bewirbt sich zusammen mit Belgien und den Niederlanden um die Ausrichtung der Frauen-WM 2027. © Francisco Seco/AP/dpa

London - Sechs Spiele ohne ein einziges Gegentor, ein furioser, forscher Auftritt. Am Ende besiegte man Brasilien 2:0. Birgit Prinz riss die Arme in die Höhe, den schmalen, goldenen WM-Pokal fest umschlossen. Um sie herum Nadine Angerer, Ariane Hingst, Annike Krahn - sie alle tanzten im Konfettiregen. Ein Bild, das vielen bis heute in den Sinn kommt, wenn sie an die Erfolge der deutschen Fußballfrauen denken. Identifikationsfiguren des Frauenfußballs. Dabei ist der letzte Weltmeistertitel 15 Jahre her.

Heute ist Birgit Prinz wieder mit dabei. Als Sportpsychologin unterstützt sie die Mannschaft auf dem Platz und vor allem neben dem Rasen als Mentorin. Sie soll der DFB-Elf das Siegergen einpflanzen. "Dass Deutschland immer gewinnt, ist kein Selbstläufer", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg bei der Kaderbekanntgabe Ende Juni.

Erfolge der deutschen Frauen-Nationalmannschaft sind lange her

Die Erfolge der deutschen Frauen-Nationalmannschaft sind lange her. Früher hatte man die Titel quasi schon gewonnen, bevor das Turnier gespielt wurde. Das waren keine Selbstläufer, aber die DFB-Frauen gehörten stets zu den stärksten Mannschaften. Zweimal Weltmeister (2003, 2007), acht Mal Europameister, zuletzt 2013. 2016 wurde man Olympiasieger, ein im Fußball nicht ganz so bedeutender Titel wie in anderen Sportarten.

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Da war der Abstieg schon in vollem Gange. Die frühere Bundestrainerin, Silvia Neid, Weltmeistertrainerin von 2007, bestätigt den Abwärtstrend. "Es stimmt, dass wir nach dem Viertelfinal-Aus 2017 und 2019 inzwischen die Vormachtstellung verloren haben", sagte sie im Interview mit der Deutschen Sporthilfe. Für die Olympischen Spiele in Tokio hat sich die Mannschaft nicht qualifiziert. Neid sagte, sie habe ihrer Mannschaft früher immer gesagt: "Wir dürfen nicht verlieren. Die haben so viel Respekt vor uns, das müssen wir hochhalten."

Die Zeiten haben sich geändert. Mannschaften wie England und Spanien, Dänemark, Norwegen und die Niederlande haben aufgeholt und zählen zu den Favoritinnen auf den EM-Titel. Torhüterin Almuth Schult, die im Sommer vom Meister VfL Wolfsburg in die USA zu Angel City FC wechselt, schwärmt. "In England wird in großen Arenen gespielt, da herrscht Aufbruchstimmung", sagte sie in einer Medienrunde im Trainingslager in Herzogenaurach.

Frauen-Pokalfinale: 50.000 Fans im Wembley-Stadion

Beim englischen Frauen-Pokalfinale waren knapp 50.000 Fans im Wembley-Stadion, ins Camp Nou zog es gegen Real Madrid und gegen Wolfsburg über 90.000 Menschen. In der deutschen Bundesliga spielen die Mannschaften zum Teil vor ein paar Hundert Fans. Während in England die BBC, also der öffentlich-rechtliche Rundfunk, die Ligaspiele überträgt, ist es in Deutschland der Streaming-Dienst MagentaTV.

Die Topstars des Frauenfußballs - Ada Hegerberg, Pernille Harder, Alexia Putellas, Wendie Renard, Lauren Hemp - kommen aus anderen Ländern. "Wenn die anderen Nationen merken, Deutschland schwächelt und ist nicht unschlagbar, dann treten sie selbstbewusster auf", erklärte sich Silvia Neid die fehlenden deutschen Erfolge in den vergangenen Jahren.

Auch die aktuelle Bundestrainerin glaubt, dass die mentale Stärke entscheidend ist, wenn es um die Erfolge in der Mannschaft geht. "Ich glaube ja immer noch, dass auch wir eine richtig gute Mannschaft bei der EM sein werden, wenn unsere Spielerinnen eine innere Überzeugung von ihrer Leistungsfähigkeit besitzen", sagte sie. "Da sind uns andere Nationen vielleicht ein bisschen voraus." Umso wichtiger ist die Arbeit von Birgit Prinz, die die großen Erfolge im deutschen Frauenfußball miterlebt hat und für sie steht wie kaum eine andere.

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