Französische Revolution
Stürmerstar Henry greift Trainer Domenech an: „Wir langweilen uns im Training, wir haben keinen Spielstil, keine Identität.“ Bayern-Star Ribéry ist zudem angeschlagen
PARIS Franck Ribéry ist wahrhaft nicht zu beneiden. Da reiste er aus München zur französischen Nationalmannschaft, um endlich wieder Spaß im Training zu haben, und dann das: Erst verletzte er sich beim enttäuschenden 1:1 gegen Rumänien und muss um den Einsatz beim vorentscheidenden Qualispiel in Serbien am Mittwoch bangen. Und dann wurde der Bayern-Star auch noch Zeuge eines veritablen Putschversuchs gegen den unbeliebten Trainer Reymond Domenech.
„Wir haben keinen Spielstil, keine Leitanweisungen, keine Identität. Das geht nicht“, soll Kapitän Thierry Henry Domenech bei einer Mannschaftsbesprechung angefahren haben. Das enthüllte die Zeitung „Le Parisien“ am Montag – ein Dementi gab es zunächst von keiner der beiden Seiten. Man langweile sich im Training, so der 32-Jährige weiter. „Ich bin seit zwölf Jahren in der Nationalelf und habe eine solche Situation nie erlebt. Wir wissen nicht wie wir spielen und stehen sollen, wir wissen nicht, wie wir uns organisieren und was wir machen sollen“.
Um die letzte kleine Chance auf Platz Eins in der Gruppe 7 zu wahren, muss Frankreich in Belgrad unbedingt gewinnen. In dem Fall würde man den Abstand auf den Spitzenreiter zwei Spieltage vor Quali-Ende auf einen Zähler reduzieren. „Unsere Moral ist angeschlagen“, räumt Henry ein. Der Barcelona-Stürmer beteuert aber: „Wir fliegen nach Serbien, um zu gewinnen, glaubt mir“.
Der von Henry angeführte Putsch geschah laut „Le Parisien“ schon am vergangenen Freitag vor dem enttäuschenden 1:1 gegen Rumänien. Auslöser der Französischen Fußball-Revolution war laut „Le Parisien“ ein Angriff des Trainers. Domenech habe den Stars vorgeworfen, sie seien im Training zu lustlos. Daraufhin sei Henry in die Offensive gegangen.
In Frankreich fragt man sich nun, wie Domenech, Henry & Co. die Krise meistern werden. „Die Scheidung zwischen Trainer und Spielern ist vollzogen“, versichert „Le Parisien“.
Die Tage des 57-jährigen Trainers scheinen in der Tat gezählt. Am Montag wurde er mit Kritik überhäuft. „Kann man denn die unglückselige Arbeit des Trainers übersehen?“, fragt „Le Monde“. Der frühere Nationalspieler Robert Pires hatte ebenfalls keine Gnade: „Domenech ist unfähig“, sagte er. „Eine Niederlage in Belgrad kann für den Trainer fatale Folgen haben“, schreibt „Liberation“.
Nach Meinung des Magazins „France Football“ hapert es aber nicht nur am Trainer. Das Team schieße zu wenige Tore, habe keine Seele und keinen Leitwolf. „Ribéry oder (Yoann) Gourcuff können einem Zidane das Wasser nicht reichen“, stellt das Blatt wehmütig fest.
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