Fifa testet Torrichterinnen
Beim Algarve-Cup der Frauen hat die Fifa von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt bereits zusätzliche Schiedsrichter-Assistentinnen eingesetzt. «Erste Erfahrungen sind positiv», sagte eine Vertreterin des Verbandes.
Ein wenig Geheimniskrämerei muss sein. Ohne öffentliche Ankündigung führt der Fußball-Weltverband Fifa beim Algarve-Cup der Frauen bereits seit Mittwoch Versuche mit Torrichterinnen durch. Am Samstag hatten die Regelhüter der Fifa entschieden, die Einführung eines zusätzlichen Assistenten hinter jedem Tor voranzutreiben. «Erste Erfahrungen sind positiv. Nach zwei Spieltagen haben sie in zwei Situationen Treffer erkannt, die von der Schiedsrichterin nicht so klar hätten entschieden werden können», sagte Sonia Denoncourt.
Die frühere Unparteiische aus Kanada arbeitet in der Fifa- Schiedsrichterabteilung als Instrukteurin und leitet an der portugiesischen Südküste einen Workshop für 45 weibliche Referees aus aller Welt. Der Lehrgang dient der Vorbereitung auf die U 17-WM der Juniorinnen in Neuseeland (Oktober), die U 20-Frauen-WM in Chile (November) sowie das olympische Fußball-Turnier in China. In Neuseeland und Chile will die Fifa dann erstmals offizielle Tests vornehmen. So ist der Algarve-Cup, an dem fünf für Olympia qualifizierten Teams teilnehmen, der Test für den Test.
Frauen-Fußball als Experimentierfeld
Denoncourt erläutert, wie alles funktioniert: Neben dem Quartett (Schiedsrichterin, zwei Assistentinnen an der Linie, vierte Offizielle) ist hinter jedem Gehäuse je eine Torrichterin postiert. «Wir wählen dafür kurzfristig zwei von sechs Partien pro Spieltag aus.» Neben der Frage von «Tor oder nicht Tor» sollen die Torrichterinnen auch bei Strafraum-Aktionen Entscheidungshilfen geben. Der Kommunikationsweg: Die Torrichterin informiert die Linienrichterin, von dort geht ein Signal an die Unparteiische. Ihr obliege die endgültige Entscheidung. «Es handelt sich bei diesen Experiment nicht um Eingriffe ins Regelwerk», betont Denoncourt. Frauen-Spiele sind stets ein beliebtes Experimentierfeld der Fifa. Das liegt zum einen daran, dass negative Erfahrungen wegen der geringeren Medienpräsenz nicht so hohe Wellen schlagen. Zudem stehen Frauen angestrebten Neuerungen oft aufgeschlossener gegenüber. Wie immer bei «geheimen Kommandosachen» sind Stellungnahmen der Referees untersagt. Bis zu den offiziellen Tests im Herbst will die Fifa kein Aufsehen. Auch Bibiana Steinhaus aus Hannover, einzige DFB-Schiedsrichterin an der Algarve, muss das Schweigegelübde akzeptieren - und sagt nichts. Von den Mannschaften werden die Experimente kaum beachtet. Eines von bislang vier ausgewählten Spielen war Finnland - Schweden (1:3). Schwedens Chefcoach Thomas Dennerby ließ von seiner Co-Trainerin Lili Persson ausrichten: «Unser Spiel wurde nicht beeinflusst. Ob eine neue Regelung gut oder schlecht ist, muss man abwarten. Uns hat sie jedenfalls nicht geschadet. Von mir aus kann da ruhig jemand hinter dem Tor stehen und das Geschehen beobachten.» DFB-Trainerin Silvia Neid ist «grundsätzlich offen für Überlegungen, die den Fußball optimieren» könnten. Ein Urteil könne sie aber nicht fällen, «weil wir von solch einem Test noch nicht betroffen waren», sagte sie. «Es gibt noch zu wenig Erfahrungen. Erst dann kann man mehr sagen.» (dpa)
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