Falkos Abflug
Mal wieder ist Ex-Löwentrainer Götz gescheitert. Nach einem Aufstand der Mannschaft wurde das großspurige Projekt nach neun Monaten gestoppt. Handgreiflichkeiten? Der Coach dementiert.
KIEL Vor dem Spiel sagte Falko Götz: „Eine Mannschaft, die permanent fleißig arbeitet, wird irgendwann belohnt. Irgendwann gewinnt sie ein Scheiß-Spiel.“ Holstein Kiel verlor in Dresden 0:3, rutschte auf Rang 18 der 3. Liga. Nach dem Spiel sagte Götz: „Ich warne vor so einer laschen Einstellung wie heute, sonst wird es eine ernste Saison.“ Drei Tage später war die Saison für Falko Götz nicht nur ernst, sondern zu Ende.
Mal wieder ein Rauswurf für Götz, den Ex-Löwencoach. Holstein Kiel teilte mit, dass der 47-Jährige „mit sofortiger Wirkung freigestellt“ sei. Am Donnerstag gab Götz auf der Geschäftsstelle die Schlüssel ab – und weg war er.
Neun Monate lang gab Götz den Chef an der Förde, assistiert von Andreas Thom. Im Frühjahr gelang der Aufstieg, man sprach vom Durchmarsch in Liga 2, vom Vorbild Hoffenheim. Nun das: Nach nur zwei Siegen in neun Spielen kam das Aus, wie schon bei seinen Trainerstationen Hertha BSC und TSV 1860. Auch in Kiel lag es nicht nur an mageren Ergebnissen, sondern auch an der Art, wie Falko Götz seinen Job machte. Die lokale Presse sprach vom „Sonnenkönig-Status“ mit entsprechendem Habitus.
Zwei Tage nach der Niederlage in Dresden bat er die Mannschaft zur Videoanalyse und fand dabei offenbar derart heftige Worte, dass sich die Spieler danach zusammen setzten und abstimmten, ob man dem Vorstand nicht einmal den tiefen Graben offenbaren sollte, der sich zwischen Trainer und Spielern aufgetan hatte. Ergebnis der Abstimmung: 24:1. Am Morgen darauf beurlaubte der Vorstand den Coach. „Ich bin persönlich tief enttäuscht, dass wir die Arbeit mit Falko Götz nicht fortsetzen können“, sagte Vereinschef Roland Reime.
Am 8. August nach dem 1:2 in Braunschweig soll Götz, so behaupten es die „Kieler Nachrichten“, in der Kabine den Spieler Marco Stier angeschrien und dann mit der flachen Hand an die Stirn geschlagen haben. Außerdem ist von einer Entschuldigung des Trainers ein paar Tage später die Rede, die aber den Bruch mit dem Team nicht mehr habe kitten können.
„Ich habe weder eine Handgreiflichkeit noch eine Tätlichkeit gegenüber irgendwem begangen“, sagte Götz dem „Kölner Express“. „Meine Freistellung von Holstein ist ein laufendes Verfahren, das wohl zu keiner gütlichen Einigung führen wird. Deswegen kann ich nichts weiter kommentieren – auch wenn es in mir kocht."
Sollte es zu einer fristlosen Kündigung des Drei-Jahres-Vertrages (plus ein Jahr Option) kommen und dies von einem Gericht als gerechtfertigt angesehen werden, könnte der Klub etwa drei bis vier Millionen Euro sparen. Ein schöner Batzen Geld, geschätzt die Hälfte des Jahres-Etats. tbc
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