Es geht doch! Deutschland fieselt Slowakei ab und bucht WM-Ticket
Wenn's wirklich wichtig ist, dann aber! Die deutsche Nationalelf zeigte ihr Feiertagsgesicht, qualifizierte sich mit einer überzeugenden Leistung und einem mitreißenden 6:0 gegen die Slowakei total souverän für die WM 2026 in Nordamerika. Der Druck war da, ein Remis musste mindestens her.
"Im Fußball hast du immer Druck – vor allem, wenn es eine Art K.o.-Spiel ist", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann. Die Anspannung wurde in Lockerheit umgewandelt. Mit Lust und Laune zeigte das DFB-Team, angeführt vom auf die Zähne beißenden Kapitän Joshua Kimmich (Kapselverletzung im Sprunggelenk) in Leipzig eine wahre Montagsdemonstration.

Nervenaufreibenden Playoffs mit zwei Noch-mehr-Druck-Spielen im März im Pokalmodus bleiben der Nationalelf somit erspart. Mit so einer Leistung kann die WM kommen und der DFB entspannt der Auslosung am 5. Dezember (18 Uhr, MEZ) in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. entgegenblicken. Das DFB-Team wird als Kopf einer der zwölf WM-Gruppen gesetzt.
Woltemade erzielt viertes DFB-Tor in Serie
Nach Anpfiff entwickelte sich ein Geduldsspiel für das DFB-Team. Die Slowaken, Nummer 46 der Weltrangliste, verteidigten tief mit zwei Blöcken im 4-5-1-System. Kreative Lösungen rund um den Strafraum waren gefragt. Kimmichs Einsatz lohnte sich – neben seinen Führungsqualitäten – spätestens in der 18. Minute, als er unbedrängt eine Flanke super präzise in den Fünfmeterraum zu Woltemade brachte und der Schlaks (1,98m) hochsteigen und – ebenso unbedrängt – wuchtig einköpfen konnte. Die erlösende Führung. Zum ersten Mal wummerte die Torhymne "Völlig losgelöst" von Major Tom durchs Stadion. Woltemade machte damit sein viertes DFB-Tor in Serie.

Kurz darauf musste Oliver Baumann sich im frostigen Leipzig plötzlich ganz lang machen, als David Duris nach einem Abpraller aus sieben Metern das linke untere Eck anvisierte, DFB-Torhüter Oliver Baumann den Ball gerade noch so eben am linken Pfosten vorbei ins Aus lenken konnte (21.). Nach der Ecke ballerte wieder Duris aus der zweiten Reihe drauf, die Kugel strich knapp über die Latte – zwei Hallo-Wach-Momente für die Nationalelf. Ein Raunen ging durchs Leipziger Rund.
Danach straffte sich der Gastgeber wieder – mit und gegen den Ball. Man spürte: Es war (ihnen) wichtig. Mehr Biss, eine höhere Laufleistung, mehr Spielfreude und eine Menge Chancen. Gnabry nutzte seine dritte Gelegenheit, wunderbar in Szene gesetzt durch einen Top-Steilpass des gegenüber dem Luxemburg-Spiel nicht wiederzuerkennenden Goretzka (29.).
Nach Bratislava-Blamage: Deutschland weist Slowakei in die Schranken
Sieben Minuten später schickte Wirtz Leroy Sané auf die Reise Richtung Tor – hinein ins Vergnügen, das 3:0. Nun hatte jeder der Offensiven, auch der stark verbesserte Wirtz, seinen Beitrag geleistet. Damit nicht genug. Wirtz schlug einen fantastischen Pass auf den durchstartenden Sané, der den Ball im Sprung mit links hineinzauberte (41.) – 4:0! Die Fans sangen "Oh, wie ist das schön!" und inszenierten "La Ola", die Welle – kommt ja aus Mexiko, einem der drei Gastgeberländer im nächsten Sommer.

Was für eine Reaktion, was für eine Abreibung für die Slowaken, die das deutsche Team durch das 2:0 Anfang September in Bratislava überhaupt erst in diese knifflige Situation gebracht hatte. Heraus kam die beste erste Halbzeit seit der 3:0-Führung im März gegen Italien.
Die hatte damals eine Kehrseite, weil man den Vorsprung in Halbzeit zwei verspielte – Endstand 3:3. Diesmal nicht. Die zuvor angeschlagenen Kimmich und Nico Schlotterbeck (Fleischwunde) hatten frühzeitig Feierabend, die eingewechselten Ridle Baku und Assan Ouédraogo erhöhten noch auf 5:0 (67.) und 6:0 (79.) – ein Schützenfest zum Gruppensieg!
Weiter geht’s Ende März mit zwei Testspielen in Basel gegen die Schweiz und in Stuttgart gegen die Elfenbeinküste. Könnte Deutschland bei der WM um den Titel mitspielen, wurde Nagelsmann vorm Anpfiff im ZDF gefragt. Seine Antwort: "Es gibt keine Regel, die das verbietet. Also könnten wir!"
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