Erst der „Telefon-Streich“ sorgt für Aufregung

Frankfurt hat durch das 0:0 beim SC Freiburg den 4. Platz verteidigt. Richtig interessant wurde es aber erst nach der weitgehend langweiligen Partie.  
von  SID

Frankfurt hat durch das 0:0 beim SC Freiburg den 4. Platz verteidigt. Richtig interessant wurde es aber erst nach der weitgehend langweiligen Partie.

Freiburg - Den größten Aufreger gab es erst nach der müden Nullnummer. Als ein Frankfurter Journalist während der Pressekonferenz im Anschluss an das torlose Remis zwischen dem SC Freiburg und Eintracht Frankfurt zu seinem Handy griff, fiel Christian Streich vom Glauben ab.

'Telefonieren Sie jetzt? Man kann doch jetzt nicht telefonieren", fuhr der Freiburger Erfolgstrainer, der gerade bei seiner Spielanalyse war, den Medienvertreter mit aufgerissenen Augen an. Das anschließende verbale Scharmützel zwischen dem Journalisten („Wir müssen doch auch nur unsere Arbeit machen“) und dem bekannt eigenwilligen Streich („Bei uns wird nicht so viel telefoniert“) war fast unterhaltsamer als Duell der Überraschungsteams zum Auftakt des 23. Spieltags der Fußball-Bundesliga.

Durch das gerechte Remis vor 23.400 Zuschauern verteidigte die Eintracht den Qualifikations-Platz zur Champions League vor dem Verfolger, der weiter drei Punkte hinter den Hessen liegt. „Wir haben einen unserer unmittelbaren Kokurrenten um die Plätze im oberen Mittelfeld der Tabelle auf Distanz gehalten. Das war ganz wichtig“, sagte der Frankfurter Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhhagen.

Ähnlich sahen es die Profis des Aufsteigers, die allerdings nur zwei Punkte aus den vergangenen drei Partien geholt haben. „Unser Ziel war es zunächst einmal, nicht zu verlieren. Das haben wir geschafft“, äußerte Torwart Kevin Trapp. „Wir können mit dem Punkt gut leben, Freiburg ist nicht näher gekommen“, sagte Außenverteidiger Stefano Celozzi, der die beiden größten Möglichkeiten der Partie durch Kopfbälle der Freiburger Jan Rosenthal (64.) und Matthias Ginter (65.) per Kopf auf der Torlinie zunichte gemacht hatte.

„Dafür bin ich eingeteilt. Wenn ich die zwei Dinger nich wegköpfe, mache ich etwas falsch“, sagte „Cello“, der sich durch seine Rettungsaktionen den Dank Trapps verdiente: „Cello hält den Schädel hin und rettet die Situationen.“ Nicht mehr zu retten sind dagegen die Frankfurter Hooligans, die nach dem Spiel Ausschreitungen anzettelten.

Als Folge einer Schlägerei nahm die Polizei neun Personen fest. Die Gewalttäter hatten eine Gruppe Freiburger Fans angegriffen. Ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Landfriedensbruch, Körperverletzung und Raub wurde eingeleitet. Während die Frankfurter ihr Hooligan-Problem offenbar nicht in den Griff bekommen, können sich die Freiburger auf den Sport konzentrieren.

Der SC, der lediglich mit einem Mini-Etat von 16,1 Millionen Euro ausgestattet ist, kann sich nach wie vor Hoffnungen auf die erste Teilnahme am Europapokal seit zwölf Jahren machen – obwohl sich der Sport-Club durch den verpassten Sprung auf den vierten Rang nicht über die beste Platzierung in der Tabelle seit 18 Jahren Freude durfte. Streich geht jedenfalls nicht davon aus, dass die Leistung seiner Profis im letzten Drittel der Saison einbricht.

„Mir ist nicht Bange mit den Jungs. Die sind so weit in ihrer Persönlichkeit. Wir haben so viele intelligente Spieler, die an die Mannschaft und nicht an sich denken. Das macht es uns Trainern schon leicht“, sagte der Coach. Streich, der mit seinem Team am Dienstag im Viertelfinale des DFB-Pokals beim FSV Mainz 05 antreten muss, hat allerdings ein wenig Angst vor der Zeit nach der laufenden Saison.

„Hoffentlich bleiben wir noch lange zusammen. Ich hoffe, dass nicht irgendwelche Leute kommen, die die Jungs aus unserem Gefüge rausreißen wollen“, sagte der 47-Jährige. Sollte sich der SC aber tatsächlich für den Europapokal qualifizieren, könnte genau das passieren.

Schließlich weckt unerwarteter Erfolg Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Doch nicht nur deshalb sehen die Verantwortlichen möglichen internationalen Aufgaben mit gemischten Gefühlen entgegen. „Wir sind ein gebranntes Kind.

Freiburg hat zweimal im UEFA-Pokal gespielt und ist in diesen Spielzeiten oder ein Jahr später abgestiegen“, sagte SC-Sportdirektor Dirk Dufner: „Für einen kleinen Verein sind die zusätzlichen Belastungen problematisch.“

 

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