Entsetzen über neuen HSV: "Man wurschtelt so weiter"

Der zweite Beinahe-Abstieg des Hamburger SV hat massive Kritik an der Führung des Fußball-Bundesligisten ausgelöst. Bei der Mitgliederversammlung des Vereins in der heimischen Arena wurden vor allem Entscheidungen des Bundesligisten über Transfers und Finanzpolitik attackiert.
dpa |
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Hamburg - Ernst-Otto Rieckhoff, der Initiator der vor einem Jahr beschlossenen Ausgliederung der Profi-Abteilung aus dem Gesamtverein, beklagte: "Es gibt Entscheidungen mit desaströsen Auswirkungen." Es habe großes Entsetzen bei ihm ausgelöst, dass die Verschuldung des Clubs "durch überteuerte Spielerinvestitionen in die Höhe getrieben" worden sei. Der HSV hatte in der abgeschlossenen Saison rund 35 Millionen Euro für Transfers ausgegeben, dabei aber keine Leistungssteigerung im Vergleich zum Vorjahr erzielt. "Seit vielen Jahren leisten wir uns teure Transfers und leben über unsere Verhältnissen", geißelte Rieckhoff die Entwicklung des HSV.

Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende monierte, dass die sportliche Kompetenz, die man sich mit der Installation der neuen Führung versprochen hatte, "bislang komplett in die Hose gegangen" sei. Rieckhoffs Fazit: "Man wurschtelt so weiter wie früher." Die Anteile am Verein seien zum falschen, weil sportlich negativen Zeitpunkt verkauft worden. Das sei lediglich Investor Klaus-Michael Kühne, der Anteile in Höhe von 17,5 Millionen Euro am HSV (7,5 Prozent) erworben hat, entgegengekommen. "Von einem guten Deal zu sprechen, trifft für Herrn Kühne zu, nicht für den HSV", betonte Rieckhoff. Der Wert des Vereins liegt bei 275 Millionen Euro.

Zudem monierte er die Verzahnung von Kühne mit dem HSV-Aufsichtsrat. Dessen Vorsitzender Karl Gernandt ist Kühnes Angestellter beim internationalen Logistikdienstleister "Kühne & Nagel". Diese persönliche Abhängigkeit habe nicht zum Wohle des HSV beigetragen. Zudem sei neuerdings eine Agentur von Kühnes Firma für die Versicherungen des Stadions zuständig.

"Das ist nicht so gelaufen, wie wir das gedacht haben", gestand Beiersdorfer, der vor allem den Fehler einräumte, zu lange an dem Plan einer möglichen Verpflichtung von Trainer Thomas Tuchel festgehalten zu haben. Rieckhoff kritisierte, dass Tuchel zum Gespräch zu Kühne in die Schweiz geflogen worden sei. "Wo anders entscheidet ein Minderheitsinvestor über Personalien und wo lassen Präsidium und Aufsichtsrat das zu?", fragte der 64-Jährige.

Beiersdorfer lobte, beim HSV herrsche ein neuer Zusammenhalt. "Die vergangenen Wochen haben uns eindrucksvoll zusammengeschweißt", versicherte er. "Unser Entwicklungsprozess ist noch längst nicht abgeschlossen." Der vor einem Jahr bei Zenit St. Petersburg aus dem Vertrag gekaufte frühere HSV-Profi machte seine eigene Rechnung auf: Da der HSV acht Punkte mehr als im Vorjahr gesammelt hatte, sei er auf diesem Gebiet mit einer 30-prozentigen Steigerung der beste Club der Bundesliga vor Mönchengladbach (20) und dem VfL Wolfsburg (15).

"Wir wirken nicht mehr wie ein angeschlagener Boxer in der Ringecke", betonte der Vereinschef. "Wir haben schon viel verändert, nicht alles ist aufgegangen." Das Finanzloch des einst mit 100 Millionen Euro verschuldeten HSV gab Beiersdorfer mit 60 Millionen zum 30. Juni an.

Lediglich 335 Mitglieder waren der Einladung zur Hauptversammlung gefolgt. Vor einem Jahr waren bei der Abstimmung über die Ausgliederung des Profifußballs 8000 Mitglieder anwesend.

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