Engländer wieder daheim: Liebesentzug als Höchststrafe

Englands Nationalmannschaft kehrt nach dem WM-Aus unbeachtet von den Fans heim. Obwohl Trainer Fabio Capello einen Rücktritt ausschließt, wird auf der Insel längst über seinen Nachfolger diskutiert. Ins Gespräch wird auch David Beckham gebracht.
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Robert Green, Gareth Barry und Emile Heskey bei der Ankunft in Heathrow
AP Robert Green, Gareth Barry und Emile Heskey bei der Ankunft in Heathrow

LONDON - Englands Nationalmannschaft kehrt nach dem WM-Aus unbeachtet von den Fans heim. Obwohl Trainer Fabio Capello einen Rücktritt ausschließt, wird auf der Insel längst über seinen Nachfolger diskutiert. Ins Gespräch wird auch David Beckham gebracht.

Bei der Rückkehr in die Heimat wurden Englands WM- Versager von wütenden Schlagzeilen empfangen, Trainer Fabio Capello sah sich mit Rücktritts-Forderungen und einer heißen Debatte um seine Nachfolge konfrontiert. „Becks sieht wie der England-Boss in Wartestellung aus“, schrieb das auflagenstarke Boulevardblatt „The Sun“ über Werbe-Ikone David Beckham und forderte den englischen Fußball-Verband indirekt zur Trennung von Capello auf: „Die FA hat die Lösung direkt vor der Nase.“

Beckham hatte die WM wegen einer Achillessehnenverletzung verpasst und in Südafrika als Mannschaftsbetreuer agiert. Im feinen Zwirn gab der Mittelfeldspieler der Los Angeles Galaxy von der Bank aus Hinweise und feuerte sein Team lautstark an. Während sich Beckham bislang nicht zur Trainerfrage geäußert hat, forderte Tottenham-Coach Harry Redknapp am Dienstag unverhohlen: „Der nächste Nationaltrainer muss wieder ein Engländer sein.“

Eine Trennung von Capello könnte den englischen Fußball-Verband allerdings teuer zu stehen kommen. Bei einer Entlassung soll Capello eine Abfindung in Höhe von zwölf Millionen Pfund (14,7 Millionen Euro) einstreichen, spekulierten die Boulevardblätter „Sun“ und „Mirror“. Auch seriösere Zeitungen wie die „Times“ gehen im Fall eines Rauswurfs des Italieners, dessen Jahressalär auf knapp fünf Millionen Pfund (sechs Millionen Euro) geschätzt wird, von einer Rekordzahlung aus.

Die FA hatte kurz vor der WM darauf bestanden, eine beiderseitige Ausstiegsklausel aus Capellos Vertrag zu streichen. Dies entpuppt sich nun als Eigentor. Zumal Capello einen Rücktritt nach dem WM-Aus kategorisch ausschloss. Der 64 Jahre alte Italiener hatte Englands „Fußball-Stolz“ im Dezember 2007 übernommen und durch eine fast makellose WM-Qualifikation gelotst. Schon vor dem 1:4-Debakel gegen Deutschland hatte es jedoch heftige Kritik an seinem Spielsystem gegeben.

„Nun haben wir in England wieder eine Grundsatzdebatte über unseren Fußball und seine Qualität – wie fast nach jedem Turnier in der Vergangenheit“, klagte Capellos Vorgänger Steve McClaren. Der neue Coach des Bundesligisten VfL Wolfsburg hatte nach der verpassten Qualifikation für die EURO 2008 seinen Hut nehmen müssen.

Der frühere Kapitän und heutige TV-Kommentator Alan Shearer warf Capello vor, bei der WM für eine gedrückte und freudlose Stimmung in der Mannschaft gesorgt zu haben. „Meinem Eindruck nach fühlten sich die Spieler unwohl auf dem Platz, als seien sie zu wenig vorbereitet und völlig durcheinander“, so Shearer. „Für mich sah es so aus, als wollten sie nicht für Capello spielen.“

"Flops, Schande, schamlose Stars"

Die enttäuschten Anhänger straften die in Südafrika blass gebliebenen „Three Lions“, die am Dienstagmorgen müde und in gedrückter Stimmung aus dem Flugzeug kletterten, mit Liebesentzug: Kein Fan ließ sich bei der Ankunft am Flughafen Heathrow blicken. Die „Sun“ hatte auf der Titelseite in Form einer Wetterkarte vor einem „Tief“ über Heathrow gewarnt. Auch andere Blätter ließen kein gutes Haar an der Mannschaft. „Flops“, „Schande“, „schamlose Stars“ lauteten die Schlagzeilen.

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