Kommentar

EM-Zuschauer-Plan der Uefa: Krankheit und Spiele

AZ-Sportchef Matthias Kerber über die Zuschauerfrage bei der EM.
von  Matthias Kerber

Panem et circenses - Brot und Spiele - so umschrieb der Dichter Juvenal die Zustände im Alten Rom, als man das Volk mit dem Fütterungs- und Belustigungsgebot ruhigstellte. Für den europäischen Fußballverband Uefa müsste man es in Geld und Spiele umformulieren.

Uefa-Präsident will EM-Geisterspiele unbedingt verhindern

Präsident Aleksander Ceferin will das von ihm schon immer ungeliebte Kind einer paneuropäischen EM unter allen Umständen - so lukrativ wie in Corona-Zeiten möglich - durchdrücken.

Die Uefa zwingt die zwölf avisierten Ausrichterstädte dazu, zu garantieren, dass es keine Geisterspiele geben wird. Egal, wie die Infektionszahlen aussehen. Egal, wie sehr die Menschen sonst im Eremitendasein verharren müssen. Egal, wie die gesetzlichen Vorschriften in den Ländern sind.

Der Verband versteht sich schon lange als Organisation, die nach eigenen Gesetzen fungiert und funktioniert. Der Zweck heiligt die Mittel und bei der Auswahl der Mittel ist nicht viel heilig.

Der Ball soll rollen - der Rubel muss rollen. Die Uefa haust in einem moralischen Elfenbeinturm, weit entfernt von den Menschen, die sie monetär erleichtern will. Der Götze Geld ist das Leitmotiv, die Fans sind Melkkuh und Klatschpappen-Staffage.

Geld vor Gesundheit? Zuschauer im Stadion als Übertragungsherd

Geld stinkt nicht? In Zeiten einer nicht kontrollierten Pandemie kann es nach Krankheit stinken. Brot und Spiele? Geld und Spiele!

Jeder, der weiß, dass die Partie zwischen Bergamo und Valencia im Februar 2020 als "Spiel null", als Corona-Unheils- und Todesbringer in Bergamo angesehen wird, muss fürchten, dass eine EM mit vielen Zuschauern im Stadion und viel Reisetätigkeit der Fans als "Krankheit und Spiele" endet.

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