EM-Tickets an Lobbys?
Auch im EM-Gastgeberland Österreich versucht die Politik das Großereignis für sich zu nutzen. Aufgrund der riesigen Ticketnachfrage ist dieses Feld besonders fruchtbar für polemische Auseinandersetzungen.
Die Eintrittskarten für die Fußball-Europameisterschaft werden in Österreich immer mehr zu einem Politikum. Am Mittwoch hat auch die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) auf ihr Ticket-Kontingent verzichtet. Zuvor hatten bereits die vier anderen Parlamentsparteien das Angebot abgelehnt, Karten zu einem Preis zwischen 200 und 500 Euro zu erwerben. Die FPÖ wollte die Karten an interessierte Österreicher verlosen, das Kanzleramt hat dieser Vorgangsweise jedoch nicht zugestimmt.
«Normalsterbliche» und Lobbys
Die FPÖ reagierte mit Unverständnis auf das Verbot des Bundeskanzleramts. «Offenbar hat man kein Interesse daran, dass 'Normalsterbliche' in die Lage kommen, sich ein Fußballspiel anzusehen», sagte Generalsekretär Harald Vilimsky in einer Pressemitteilung und stellte die Frage, was mit den von den Parlamentsklubs nicht angenommenen Karten geschehen wird. Er äußerte den Verdacht, dass die Tickets an Privilegierte verschenkt werden, um diverse Lobbys zu bedienen.
Etwa 1600 Tickets hat das Bundeskanzleramt vom Europäischen Fußball-Verband Uefa erworben, diese werden verschiedenen staatlichen Stellen zu einem Preis zwischen 200 und 500 Euro angeboten. Dazu kommen noch rund 380 Protokollkarten, die vor allem für die Einladung von Staatsgästen vorgesehen sind. In Wien hat unterdessen Bürgermeister Michael Häupl möglichen EM-Störenfrieden den Kampf angesagt. «All jenen, die meinen, sie müssen dieses Fest nutzen, um Randale zu machen, sage ich: Nicht alle Dicken sind gemütlich», sagte Häupl, der sich die Euro nicht von Hooligans verderben lassen will. Österreichs Hauptstadt erwartet im Rahmen der EM zusätzlich rund 300.000 Gäste. (dpa)
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