EM der Superjoker: Die Bank gewinnt immer

Elf Einwechselspieler haben bei der Euro 2016 bereits getroffen, fast jedes vierte EM-Tor erzielten Joker. Warum Jokertore immer wichtiger werden.
SID |
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Frankreichs Antoine Griezmann kam im Spiel gegen Albanien in der 68. Minute aufs Spielfeld. In der 90: Minute traf er zum 1:0 gegen Albanien.
Frankreichs Antoine Griezmann kam im Spiel gegen Albanien in der 68. Minute aufs Spielfeld. In der 90: Minute traf er zum 1:0 gegen Albanien. © dpa

Lille - "Goldhändchen" Roy Hodgson wechselte Englands Sieg ein, die Tschechen holten mit Hilfe der Bank ein 0:2 auf, und Bastian Schweinsteiger traf ungeplant in der Nachspielzeit: Bei der EURO schlägt die Stunde der Superjoker, Tore der Einwechselspieler sind der EM-Trend in Frankreich. Elfmal trafen sie bereits an den ersten beiden Vorrundenspieltagen - bei 47 Treffern ein Schnitt von 23,4 Prozent. Dreimal erzielten sie das Siegtor, dreimal das entscheidende 2:0.

"Es wird eine Besonderheit dieses Turniers sein", prophezeite Hodgson, nachdem seine "Super-subs" Jamie Vardy und Daniel Sturridge die Battle of Britain gegen Wales mit 2:1 entschieden hatten, "die Spiele kommen geballt und schnell. Da ist es gut, wenn man ein paar Spieler hat, die die Abwehr vor neue Fragen stellen."

England hat sie, beim Weltmeister Deutschland trägt der beste Joker einen Anzug: Oliver Bierhoff. Der Golden-Goal-Schütze von 1996, jetzt Nationalmannschaftsmanager, führt mit zwölf Toren bei 20 Einwechselungen die Statistik der DFB-Elf mit riesigem Vorsprung an. Der erfolgreichste Joker im EM-Team ist André Schürrle mit acht Treffern. In Frankreich blieb der Wolfsburger, der bei der WM vor zwei Jahren noch drei Jokertore in den K.o.-Spielen erzielte, bislang wirkungslos. Seit dem 0:0 gegen Polen hat Schürrle mit 36 Einwechslungen zu Oliver Neuville als Nummer eins in der DFB-Historie aufgeschlossen.

Spieler sträuben sich nicht mehr gegen die Jokerrolle

Bezeichnend ist, dass das einzige deutsche Jokertor bei der EURO gegen jede taktische Vorgabe fiel. Schweinsteiger sollte gegen die Ukraine "eigentlich das 1:0 absichern", so Bundestrainer Joachim Löw. Denn bislang fällt auf: Während England in Vardy und Sturridge, aber auch dem jungen Marcus Rashford hochkarätige Stürmer auf der Bank hat und Frankreich beim 2:0 gegen Albanien Stars wie Paul Pogba und Antoine Griezmann einwechseln konnte, hat Löw wenig Möglichkeiten. Zumal der Schütze des wichtigsten deutschen Jokertores bislang immer in der Startelf stand: Mario Götze, der Matchwinner von Rio. "Ein Joker muss sich schnell auf ein Spiel einstellen können, er muss mit wenig Anlaufzeit auskommen", erklärt der DFB-Psychologe Hans-Dieter Hermann. "Ein Joker muss gedanklich schon im Spiel sein, bevor er überhaupt den Platz betritt."

Milan Skoda und Tomas Necid brachten genau diese Fähigkeiten ein, als sie neun bzw. drei Minuten nach ihrer Einwechslung für Tschechien trafen und aus einem 0:2 gegen Kroatien noch ein 2:2 machten. "Natürlich war auch Glück dabei", gab Trainer Pavel Vrba zu.

Lesen Sie hier: Alle EM-Infos im Special der AZ

Ob Glück oder besondere Qualität - fast jedes vierte EM-Tor erzielten Joker. Zum Vergleich: Vor vier Jahren lag die Quote im gesamten Turnier bei 13,2 Prozent, 2008 bei 16,9 und 2004 bei 15,6. Vor zwei Jahren in Brasilien erzielten Einwechselspieler 16,6 Prozent der Tore, 2010 nur 10,3. Die Jokerrolle bei großen Turnieren ist mittlerweile so wichtig geworden, dass sich die Spieler gar nicht mehr dagegen sträuben. "Ich kann die Logik erkennen", sagte Vardy, dem am Montag gegen die Slowakei wieder zunächst die Bank droht, "wenn die Verteidiger müde werden, ist es einfacher zuzuschlagen." Und Schürrle, der beim WM-Finale Götzes Siegtor vorbereitete, meint: "Es ist kein Fluch für mich."

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