EM-Aus für Schweinsteiger? "Wäre traurig für Deutschland"

Im AZ-Interview spricht Ottmar Hitzfeld über Schweinsteigers Verletzung, seinen Wert für die Mannschaft, die beiden Testländerspiele der DFB-Elf und die Auswirkungen des Terrors auf die Spieler.
Reinhard Franke |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
„Bastian ist der Kapitän und hält die Mannschaft zusammen“, sagt Hitzfeld über den verletzten Schweinsteiger.
az, dpa, firo / Augenklick „Bastian ist der Kapitän und hält die Mannschaft zusammen“, sagt Hitzfeld über den verletzten Schweinsteiger.

München - Der 67-Jährige Ottmar Hitzfeld gewann als Trainer mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund die Champions League. Zuletzt nahm er als Nationalcoach mit der Schweiz an der WM 2014 teil.

Bevor die deutsche Nationalmannschaft am Samstagabend (20.45 Uhr) im Berliner Olympiastadion gegen England spielt, äußert sich Hitzfeld im AZ-Interview über die anstehenden Testspiele gegen England und Italien, sowie die Bedeutung von Bastian Schweinsteiger im DFB-Team.

TV, Stream, Ticker: So sehen Sie die DFB-Elf gegen England live

 

Hitzfeld: Löw und das Team werden auf die EM brennen

 

AZ: Herr Hitzfeld, wo steht das deutsche Team vor dem Spiel gegen England?

OTTMAR HITZFELD: Deutschland hat die Qualifikation geschafft, auch wenn es das eine oder andere Problem gab. Das ist aber ganz normal, wenn man Weltmeister ist und die Konzentration etwas nachlässt. Ich bin aber überzeugt, dass Joachim Löw und das Team auf die EM brennen werden und dass man dann der Favoritenrolle gerecht wird.

Ist Deutschland demnach auch gegen England und Italien klarer Favorit?

Ja. Aufgrund ihrer Stärke, der mannschaftlichen Geschlossenheit und der Ergebnisse in den vergangenen Jahren ist die deutsche Mannschaft gegen England und Italien der Favorit. Dennoch muss man aufpassen. Die Engländer sind gefährlich im Umschalten aus einer gesicherten Defensive zu gefährlichen Kontern.

Lesen Sie auch: Terrorgefahr für DFB-Spiel? Das sagt die Münchner Polizei

 

Der mögliche EM-Ausfall von Schweinsteiger und die Folgen

 

Bastian Schweinsteiger war im WM-Finale der Held. Jetzt fehlt er gegen England und Italien verletzt, auch das EM-Aus droht. Wie schwer wiegt das?

Es ist immer ein Handicap, wenn man älter wird und durch Verletzungen zurückgeworfen wird. Dass Bastian für beide Länderspiele ausfällt, ist extrem bitter für ihn. Und es wäre sehr traurig für den deutschen Fußball, wenn er auch für die EM ausfallen würde, weil dieses Turnier jetzt noch ein großes Ziel von ihm ist. Das wäre für die Nationalelf ein herber Verlust. Auch menschlich, denn Bastian ist der Kapitän und hält die Mannschaft zusammen.

Bei Manchester United ist er bisher eine Randerscheinung.

Er ist immer noch ein absolutes Vorbild. Wenn er fit werden sollte zur EM, wird er ein wichtiger Baustein für Joachim Löw sein. Bastian wird konstante Leistungen bringen, wenn er Spielpraxis bekommt – und dadurch körperlich fit ist. Davon bin ich überzeugt. Er ist nach wie vor ein hochintelligenter Spieler.

Didi Hamann im AZ-Interview über Schweinsteiger-Ausfall: „Er fehlt Löw mehr als Bayern“

Max Kruse wurde von Joachim Löw nach einigen Eskapaden für die Länderspiele aus dem Kader gestrichen. Zu Recht?

Ich finde es richtig. Ein Trainer hat darauf zu achten, dass die Spieler eine Vorbildfunktion haben und dieser auch in der Öffentlichkeit gerecht werden. Das ist bei der Nationalmannschaft noch stärker ausgeprägt und um einiges wichtiger als im Verein. Man ist nicht nur der Repräsentant seines Klubs, sondern seines Landes.

 

Terror und die Auswirkungen auf die DFB-Elf

 

Glauben Sie, dass die Ereignisse von Paris im November eine mentale Belastung für die Spieler sein werden, weil die Länderspielreise nach Frankreich vom Terror überschattet wurde?

Die Ereignisse, die die Spieler und alle Menschen in letzter Zeit verarbeiten mussten, sind natürlich schrecklich. Das wird schon eine etwas größere Belastung für die Spieler werden. Natürlich wird man immer angesprochen auf Paris. Aber die Spieler müssen und werden den Blick nach vorne richten und versuchen, sich ausschließlich auf das Sportliche zu konzentrieren. Die jungen Spieler sind heutzutage mental sehr stark. Joachim Löw wird auch seine Arbeit darauf ausrichten, dass der Fokus auf taktischen Inhalten und auf die Einstellung auf die Gegner liegt. Man wird das in beiden Spielen ausblenden können.

Könnte es nicht auch sein, dass die beiden Länderspiele für die DFB-Elf eine zusätzliche Motivation sind, weil die Gegner in der EM-Gruppenphase nicht das höchste Niveau haben?

Die beiden Aufgaben gegen England und Italien haben einen hohen Stellenwert. Generell hat jedes Länderspiel seine Wichtigkeit. Bei der EM geht es natürlich auch um Punkte, von daher wird der Druck da noch größer sein. Jetzt geht es darum, sich für Frankreich einzuspielen und jeder Spieler, der eine Chance bekommt, muss sich aufdrängen. Es geht um die Stammplätze bei der EM.

Mehr zu den DFB-Gegnern: Lewandowski und Co. starten ins EM-Jahr

Wie sehen Sie die Entwicklung bei der englischen Nationalmannschaft?

Roy Hodgson hat einen ganz schwierigen Job zu erfüllen. Das Problem ist, dass es viel zu viele Legionäre in England gibt. Die großen Vereine, die normalerweise Spieler ausbilden, beziehungsweise Talente fördern, lassen sich vom großen Geld locken. In Zukunft wird das nicht besser werden, wenn die Fernsehsender noch mehr Gelder investieren. Da geht die Schere noch weiter auseinander, weil die Vereine dann noch mehr ausländische Spieler kaufen können. Doch der eigene Nachwuchs verkümmert in England.

 

Tah, Kimmich, Weigl - Youngster für Jogi?

 

Wie sehen Sie die Rolle von Mario Götze?

Für Mario Götze sind die Länderspiele und dann das Turnier eine Riesenchance, sich zu zeigen. In seinem Verein Bayern München hat er bei Trainer Pep Guardiola nicht die besten Karten, weil auch der Konkurrenzkampf brutal ist. Und der Coach muss sich irgendwo auch gegen einen Spieler entscheiden. Bei der Nationalmannschaft ist die Tür für Götze offen, er steht auf der Bühne des internationalen Fußballs. Das ist eine große Möglichkeit sich zu präsentieren und die wird der Junge auch nutzen.

Lesen Sie auch: Löw vor England-Spiel - Götze hat "Nachholbedarf"

Sind Sie überrascht, dass Jonathan Tah von Bayer Leverkusen nominiert wurde, Joshua Kimmich vom FC Bayern oder Julian Weigl von Borussia Dortmund aber noch nichten?

Als Nationaltrainer hat man viele Möglichkeiten Spieler aufzubieten. Der Konkurrenzkampf ist groß und Löw hat seinen Plan und seine Vorstellungen. Jetzt hat er sich für Tah entschieden und das hat man zu respektieren. Die anderen beiden sind jung und werden sicher weiter beobachtet.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.