Eine Mannschaft bittet um Käufer - und ganz Italien macht mit
Der AS Bari ist insolvent. Sollte sich bis zum 20. Mai kein Käufer finden, wird der traditionsreiche Zweitligist geschlossen. Nach einer Siegesserie kann das Team nun aber sogar aufsteigen. Jetzt suchen die Spieler auf Facebook, Twitter und Co unter dem Hashtag #compratelabari selbst nach einem Investor.
München - Am 11. März hat der italienische Traditionsklub AS Bari Insolvenz angemeldet. Ein weiterer dunkler Tag für den Calcio, ein Feiertag für viele Fans des Zweitligisten. Zuvor hatte sich nämlich die Familie Matarrese, die den Klub seit 37 Jahren leitete, zurückgezogen. Die Inhaber waren bei den allermeisten Fans unbeliebt, sie wurden verantwortlich gemacht für den Niedergang des Traditionsklubs. Bari ist die wohl bekannteste Fahrstuhlmannschaft des Landes, weil sie seit der Gründung stets zwischen Serie C, Serie B und Serie A pendelte. Nach dem SSC Neapel gilt der Klub als der zweitbeliebteste Süditaliens.
Seit der Insolvenz und des Rückzugs der Matarreses haben nun (neben den Insolvenzverwaltern) die Fans die Geschicke des Klubs übernommen - und die Spieler.
Bari, im März noch akut abstiegsgefährdet, schnuppert nach einer unvergleichlichen und zuvor unvorstellbaren Siegesserie am Aufstieg. Das 2:1 in Carpi am Dienstag war der fünfte Auswärtssieg in Serie - Klubrekord! Insgesamt hat die No-Name-Mannschaft sechs der letzten sieben Spiele gewonnen, steht erstmals in der Rückrunde nun drei Spieltage vor Schluss auf einem Playoff-Platz. Und viele Experten trauen der plötzlich wie entfesselt aufspielenden Mannschaft auch tatsächlich den Aufstieg zu.
Auch die Fans kamen zurück. Bei den letzten Heimspielen im San Nicola waren zuletzt jeweils immer mehr als 25.000 Zuschauer da. Eine beeindruckende Zahl für einen italienischen Zweitligisten. Vor allem, weil zuvor oft nur 2000 Zuschauer gekommen waren.
Die Baresi träumen vom Aufstieg - doch möglicherweise gibt es Ende der Saison keinen AS Bari mehr. Schon zwei Versteigerungsversuche des Amtsgerichts scheiterten. Sollte sich bis zum 20.Mai kein Investor finden, der die Klubanteile für mindestens zwei Millionen Euro übernehmen will, muss der AS Bari geschlossen werden - und ganz unten wieder anfangen.
Am Montag, nach dem Scheitern der zweiten Versteigerungsrunde, stellte Bari-Spieler Daniele Sciaudone ein Foto bei Facebook ein. Darauf: die Spieler des AS Bari, die wie Bettler darum bitten, doch gekauft zu werden. Von wem auch immer.
Das Foto wurde rasend schnell geteilt in den sozialen Netzwerken. Binnen kürzester Zeit wurde auf Twitter der Hashtag #compratelabari (Kauft Bari) zum trending topic in Italien. Viele frühere Spieler des Klubs, darunter auch Nationalspieler Leonardo Bonucci machten mit. Auch Journalisten wie der Transfermarkt-Experte Gianluca di Marzio (der als erster den Wechsel von Pep Guardiola zu Bayern verkündete), Künstler und Politiker solidarisierten sich, die Kampagne wurde viral, mehr als 10.000 Menschen aus ganz Italien teilten Selfies von sich mit einem Plakat und der Aufforderung "Kauft den AS Bari" auf den sozialen Netzwerken.
Der AS Bari, dieser Klub der Mediokrität, der 2011 zuletzt auch intenational für Aufsehen sorgte, weil die halbe Mannschaft die gesamte Rückrunde verschob und mit Absicht abstieg, ist plötzlich hip. Die No-Name-Spieler sind Sympathieträger - und geben einer ganzen Stadt Hoffnung.
Am 20. Mai findet nun die letzte Bieterrunde statt. Mittlerweile sollen ein italo-amerikanischer Unternehmer und Investorengruppen aus Indien und der Türkei ihr Interesse am Klub angemeldet haben. Das süditalienische Fußballmärchen könnte real werden.